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Filmothek: 11. „One Hour Photo“ – Kritik

Nummer 11: Diesmal mit Robin Williams in einem ungewöhnlichen, aber sehenswerten Thriller von Mark Romanek:

Robin Williams kannte man lange Jahre vor Allem für seine „lustigen“ Rolle, doch auch seine „ernsten“ Charaktere wie in „Zeit des Erwachens“ oder „Good Will Hunting“ brachten dem viel zu früh verstorbenen Schauspieler gerechtfertigtes Lob ein. Er verlieh all seinen Figuren eine tiefe, glaubwürdige Sensibilität. Das gelang ihm – überraschenderweise – auch in „One Hour Photo“, einen Psycho-Thriller aus dem Jahr 2002, in dem er in einer seiner wenigen, „bösen“ Rollen zu sehen ist: Er mimt einen tief verstörten Psychopathen.

Seymour Parrish (Williams) – genannt „Sy“ – ist ein Einzelgänger. Neben seinem Job als Fotoentwickler in einer riesigen Shopping-Mall gibt es wenig in seinem Leben, das ihm Freude bereitet – genau genommen gibt es sonst überhaupt wenig in seinem Leben.

Er nimmt seinen Beruf ernst, zu ernst: In einigen seiner Kunden sieht er so etwas wie seine „Ersatzfamilie“, und  lässt des öfteren Fotos aus deren glücklichen Familienleben mitgehen, die er zu Hause auf einer Fotowand staffiert. Seine „Lieblingskunden“ sind die Yorkins, die seit Jahren ihre Bilder bei ihm entwickeln lassen. Als Sys Boss herausfindet, dass sein Mitarbeiter über Jahre Bilder mitgehen hat lassen, wird er gefeuert…mit fatalen Auswirkungen auf Sy. Er verliert sich in einer wahren Obsession betreffend der Familie York. Als er hinter ein düsteres Geheimnis von Will York kommt, beschließt er, Rache zu nehmen…

Regisseur Mark Romanek, bis 2002 vor Allem als einer der besten Musikvideo-Filmer überhaupt bekannt, liefert mit „One Hour Photo“ eine beeindruckende Psycho-Studie eines schwer gestörten Charakters. Sys Vereinsamung, seine Reklusion mündet in einen paranoiden Wahn – der aber dank Robin Williams beeindruckender Darstellung aber sogar irgendwie nachvollziehbar bleibt. Er fühlt sich von der Welt betrogen, umso mehr, als der Ehemann seiner „fiktiven Foto-Familie“ seine Frau betrügt – und nimmt Rache.

Romanek inszeniert den Film visuell ansprechend, spielt mit Farben und Farbeffekten – etwas, was man von klassischen Genre-Filmen nicht unbedingt gewohnt ist – und gibt „One Hour Foto“ somit einen gewissen Independent/Arthouse-Touch mit künstlerischem Anspruch. Dennoch leidet der Spannungsaufbau, der „Thrill“ nicht darunter, den Film durchzieht eine unheimliche Stimmung, eine tiefe Verstörung, die in Sys paranoidem Wahn gipfelt.

„One Hour Photo“ ist ein ungewöhnlicher Psycho-Thriller, der neben der gelungenen Inszenierung von Mark Romanek von einer One-Man-Show von Robin Williams lebt, der hier in einer seiner wenigen, bösen Rollen zu sehen ist, diese aber umso bemerkenswerter meistert.  Am Ende so etwas wie Empathie für den Psychopathen Seymour Parrish – etwas, das nur wenige Filme und noch weniger Darsteller in der Lage sind, hervorzurufen. Empfohlen nicht nur für Robin Williams-Fans.

von Christian Klosz

sehen könnt ihr den Film HIER: One Hour Photo

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