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Filmothek: 38. „Die Satansweiber von Tittfield“ / „Faster, Pussycat! Kill! Kill!“ – Kritik

Ist es möglich, wohlgeformte weibliche Rundungen in den Mittelpunkt eines Spielfilms, allgemein: eines Kunstwerks zu stellen, ohne sich postwendend dem Vorwurf des Sexismus auszuliefern? Kultregisseur Russ Meyer schien schon vor Jahrzehnten einen Weg gefunden zu haben, seiner wenig verschleierten Obsession für große weibliche Oberweiten filmische Denkmäler zu setzen, dabei aber gleichzeitig starke Frauenfiguren zu kreieren und ins Zentrum seiner Filme zu stellen, während ihre männlichen Gegenparts meist nur zu willfährigen Nebenfiguren degradiert wurden.

Den Höhepunkt seiner pervers unterhaltsamen Sexploitation-Kunst erreichte Meyer 1965 mit „Faster, Pussycat! Kill! Kill“ – zu deutsch vielsagend unter dem Titel „Die Satansweiber von Tittfield“ veröffentlicht – der überraschend kunstvolle Einstellungen mit einer Menge Humor und rüden Gewalteinlagen kombiniert.

Die Handlung ist schnell erklärt: Eine Gruppe von 3 höllisch gutaussehenden Frauen macht mit ihren Autos die Gegend unsicher. Als Varla, Rosie und Billie auf ein junges Paar treffen, ergibt sich ein Handgemenge, das mit einem Toten endet. Seine Hinterbliebene verfällt in Panik, da sie nicht weiß, was die 3 nun mit ihr vorhaben. Die hecken derweil einen gerissenen Plan aus: Die junge Witwe soll bei der nächstbesten Gelegenheit als „Wahnsinnige“ verkauft werden, die den Verstand verloren hat – so sollte man sie los werden können, ohne den Verdacht für das Verbrechen auf sich zu lenken. Die Gelegenheit bietet sich, als die 4 an einer Tankstelle Rast machen, die von einem an den Rollstuhl gefesselten Alten und seinen beiden Söhnen geführt wird; der eine geistig zurück gebliebenen, aber dafür körperlich umso potenter, der andere ein „edler Ritter“ mit Moral und Anstand, der schließlich die Not der Geisel erkennt…

Dieser irrwitzige Plot, angereichert mit genial-dämlichen One-Linern, anzüglichen Witzen ohne Ende, rüden Gewalteinlagen und aufschlussreichen Nahaufnahmen nimmt also seinen Lauf, und weiß dabei bestens zu unterhalten. Der Grund, warum Regisseur Meyer, der seinen sexuellen Obsessionen unverschämt cineastischen freien Lauf ließ, selten Sexismus oder „Objektifizierung“ von Frauenkörpern vorgeworfen wurde, liegt auf der Hand: Seine Protagonistinnen sind allesamt „starke Frauen“, Amazonen von bildhübscher Schönheit und sinnlicher Wucht, die ihre männlichen Verehrer und Opfer gleichsam betört und erschlägt. Zumeist erscheinen die männlichen Charaktere in seinen Filmen als willenlose und leicht zu verführende Opfer, die den starken Frauenfiguren wenig entgegenzusetzen haben.

In erster Linie aber sind Meyers Filme natürliche keine politischen Manifeste, große filmische Plädoyers für female empowerment oder verfolgen tiefgründige Gesellschaftskritik, sondern genügen sich als verdammt unterhaltsame guilty pleasures. Vor allem in „Die Satansweiber von Tittfield“ ist der ironische Unterton stets erkennbar, und die Tatsache, dass Meyer sich und sein Werk nicht allzu ernst nimmt, macht den Film umso sympathischer. Ungezwungene Blödeleien, freizügige Sexualität und Schauwerte für männliche und weibliche Zuseher machen den Film zu einem wahren Genuss: Trash-Kunst vom feinsten, der man ohne jegliches schlechte Gewissen frönen sollte.

von Christian Klosz

Wer nun Lust auf den Film bekommen hat: Auf Youtube gibt es den gesamten Film in relativ guter Qualität zu sehen 😉

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