Das Erscheinen dieses Films sorgte 1988 für einen veritablen Skandal: Zu viel „künstlerische Freiheit(en)“ hätten sich Regisseur Scorsese, und sein Drehbuchautor Paul Schrader bei der Darstellung Jesu herausgenommen, vor Allem konservative christliche Kreise liefen Sturm gegen den Film, und dessen Veröffentlichung. Ein Messias mit menschlichen Schwächen – der noch dazu bereit ist, diesen nachzugeben, das galt als „No-Go“.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen, die Aufregung wird sich wohl gelegt haben, und man kann den Film um einiges vorurteilsfreier betrachten. Ungewöhnlich ist er allemal. Martin Scorsese ist wohl auch der einzige Regisseur, der es schafft, die Leidensgeschichte Jesu als „spirituelles Erlebniskino“ zu verfilmen.

Die Handschrift Paul Schraders ist (vor Allem im ersten Drittel) auch unübersehbar. Jesus wird gezeigt als Zweifelnder, Leidender, mit seinem (übernatürlichen) Schicksal Hadernder, der am liebsten Mensch sein möchte, seiner „letzten Versuchung“ aber widersteht, um Gottes Werk auf Erden zu vollbringen. Als sehr gelungen ist dabei Willem Defoes Darstellung als Jesus zu bezeichnen. Hervorzuheben ist weiters Peter Gabriels Score, der dem Film einen „modernen“ Touch verleiht.
Scorseses Regie ist kraftvoll wie gewohnt, aber auch sehr reduziert, minimalistisch, was auf die sehr kurze Drehdauer zurückzuführen ist.

„Die letzte Versuchung Christi“ ist keine detailgetreue Darstellung der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu, will es auch nicht sein, sondern ein Film, der den persönlichen (Glaubens-) Konflikt des Protagonisten darstellen und in den Mittelpunkt stellen möchte, und reiht sich somit ein in die Filmografie Martin Scorseses: So weit ist es gar nicht, von „Taxi Driver“ oder „Mean Streets“ zu „Die letzte Versuchung…“.

Der Film ist auf jeden Fall sehenswert, ungewöhnlich, und gar nicht so kontrovers wie kolportiert.