Tom Cruise hat schon bessere Zeiten gesehen: Der ehemalige Frauenschwarm erlebte den Höhepunkt seiner (kommerziellen) Karriere in den 1990-ern, als er in die Riege der Top-Stars Hollywoods aufgestiegen war.

Einerseits drehte er höchst erfolgreiche, publikumswirksame Kassenschlager (“Mission: Impossible”, “Jerry Maguire”, “Die Firma”), Ende des Jahrzehnts war er vereinzelt auch in anspruchsvolleren “Arthouse”-Produktionen zu sehen, die ihn schauspielerisch mehr forderten, und ihm ungewohnte Facetten abverlangten (z.B. “Eyes Wide Shut”, “Magnolia”, beide 1999).

Der “Abstieg” begann in den 2000-ern, als zunächst abstruse Scientology-Geschichten die Runde machten (Leah Remini gab erst kürzlich ein Interview dazu: link zum Interview ), dann die (gescheiterte) Ehe mit Katie Holmes die Klatschspalten füllten.

In den letzten Jahren ist es zwar etwas ruhiger um die public persona Cruise geworden, von wirklich überzeugenden, neuen Filmen des einstigen Superstars ist aber auch wenig bis nichts zu hören. Er dreht vor Allem Action-Blockbuster, Sci-Fi-Filme, die X-te Neuauflage des “Mission: Impossible”-Franchise, oder, zuletzt, das sowohl an der Kinokasse als auch bei der Kritik durchgefallene “Die Mumie”-Reboot. Als letzter, wirklich überzeugender Film kann “Collateral” aus dem jahr 2004 gelten.

Betrachtet man sich Cruises frühe Filme aus den 80-ern, sieht man einen vor Energie strotzenden jungen Akteur mit unbestreitbaren Schauspieltalenten. Auch die Filme bis zum Ende der 90-er hinterlassen diesen Eindruck, und man fragt sich: Wo und wann hat der Mann sein Handwerk verlernt?

Hier eine Liste von 5 Filmen, die Tom Cruise´ unbestreitbares Talent als Schauspieler bezeugen, und beweisen, dass er (zumindest einst) ein Großer seiner Zunft war:

5. “Top Gun” – Tony Scott; 1986

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Einer der prägenden Filme des amerikanischen Kinos der 80-er, und immer noch ein Kultklassiker: “Top Gun” markierte den Durchbruch von Tom Cruise, und definierte seine “film persona” der Anfangsjahre. Des öfteren (auch danach) sollte er, wie hier, junge “Himmelsstürmer” darstellen, die, ausgestattet mit einer Menge Selbstbewusstsein “nach den Sternen greifen”.

“Top Gun” wird zwar mitunter, ob seiner allzu romantischen Kitsch-Anwandlungen, belächelt, ist aber dennoch ein höchst amüsanter, und vor Allem visuell überzeugender Film. Er bedeutete den Eintritt von Cruise ins große, kommerzielle Blockbusterkino.

4. “Collateral” – Michael Mann; 2004

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Cruise´erste Rolle als Bösewicht, und sie stand ihm überraschend gut: Mit graumeliertem Haar spielt er Vince, einen kalten Profigangster, der sein Handwerk ebenso emotionslos wie professionell ausführt. Als konträren Gegenpart setzte ihm Regisseur Michael Mann (“Heat”) Jamie Fox als Max gegenüber, der einen braven, gesetzestreuen, gutgläubigen Bürger darstellt. Unversehens steigt Vincent in Max´ Taxiwagen, und Max wird das Vergnügen zu Teil wird, Vincent zu seinen “Aufträgen” zu kutschieren.

Diesen Part kann man durchaus als Cruise letzte wirklich gelungene Darstellung bezeichnen, da sie auch ein gewisses Maß Mut bei der Rollenauswahl beweist. Davon ist bei Mr. Zahnspangenlächeln in den letzten Jahren nur wenig zu sehen.

3. “Magnolia” – P.T. Anderson; 1999

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Die erste Abweichung vom “Nice-Boy”-Image: In P.T. Andersons Episodendrama mimt Cruise einen machoistischen Sex-Guru, der bei seinen Vorträgen “verweichlichten” Männern beibringen will, wie man am besten möglichst viele Frauen “vögelt” und ausnutzt.

Cruise ist in dieser Rolle derart überzeugend, dass man sich unweigerlich fragt, wie viel von ihm selbst in Frank Mackay steckt. (Ein Schelm, wer Parallelen zwischen dem selbsternannten Erlöser im Film, und dem Scientology-Guru im echten Leben zu ziehen wagt.)

Gleichzeitig löst der Film aber, im Lauf der Geschichte, das Macho-Gehabe als Überkompensation eines ungelösten Vater-Sohn-Konfliktes auf. Macho Frank  ist im Kern eine gebrochene Figur. Cruise Darstellung zählt aber definitiv zu den interessantesten, facettenreichsten seiner Karriere.

2. “The Color of Money” – Martin Scorsese; 1986

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Der Film, in dem Tom Cruise zum ersten Mal die ganze Palette seines schauspielerischen Könnens zur Schau stellte: Martin Scorsese besetzte den gerade erst 23-Jährigen neben Hollywood-Ikone Paul Newman.

Cruise mimt “Vince”, einen etwas naiven, aber vor umso mehr Selbstvertrauen strotzenden Jüngling, der ein unbestreitbares Talent besitzt, Billardkugeln kunstvoll einzulochen. Die Performance ist dabei derart ungestüm und energetisch, dass er Paul Newman zeitweilig ziemlich alt aussehen lässt. Zudem passt Cruise Darstellung punktgenau zum Ton und Tempo des Films, und Scorseses Regie-Stil. Der Meister wird schon gewusst haben, warum er hier Cruise für die Rolle castete.

1. “A Few Good Men” (“Eine Frage der Ehre”) – Rob Reiner; 1992

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Cruise in der Rolle seines Leben: Das Schauspiel- und Generationenduell mit Jack Nicholson in Rob Reiners Courtroom-Drama findet auf unfassbar hohem Niveau statt – und geht (sowohl im Film, als auch handwerklich) an Cruise.

“Eine Frage der Ehre” ist, auch neben Cruise und Nicholson, mit hervorragenden Schauspielern besetzt, die allesamt gute Darstellungen abliefern: Demi Moore, Kiefer Sutherland, Kevin Pollak und J.T. Walsh, um nur einige zu nennen. Das ist zum einen Aaron Sorkins gewohnt überragendem Drehbuch zu verdanken, zum anderen aber sicher auch Rob Reiners Leistung, den Ensamble-Cast gekonnt zu führen.

Trotz all dem sticht Cruise Performance heraus. Sein Daniel Kaffee wird zunächst als ziemlich leichtsinniger Jungspund gezeichnet, der alle möglichen anderen Flausen im Kopf hat, als für seine Klienten, die dem Militärgericht gegenübertreten müssen, einzutreten.

Erst das Drängen der idealistischen Sgt. Galloway (von Demi Moore dargestellt) weckt die moralischen Geister von Danny, und er stürzt sich geradezu in den Fall. Er findet im Lauf der Geschichte zu seinen Überzeugungen, lernt was es bedeutet, Recht von Unrecht zu unterscheiden, und kämpft am Ende unerbittlich, und mit Allen Tricks und Finten eines großen Anwalts, für seine Klienten. Das grandiose Finale im Gerichtssaal, das Aufeinandertreffen von Cruise und Nicholson bzw. Anwalt Kaffee und Militär Jessup hat Theaterqualität, und ist Schausspielkunst auf höchstem Niveau.

weitere gute Filme mit Tom Cruise:

“Born on the 4th of July”

“Far and away”

“Jerry Maguire”

“The Firm”

“Eyes wide shut”