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„Edward mit den Scherenhänden“ – Kritik

Tim Burton brachte zuletzt mit „Big Eyes“ einen für ihn eher ungewöhnlichen Film heraus, der aber durchaus zu überzeugen wusste. Hier nun ein Rückblick auf einen seiner typischen Klassiker: „Edward mit den Scherenhänden“ (englischer Titel: „Edward Scissorhands“); ein wundervolles Kinder- und Erwachsenenmärchen, definitiv einer von Tim Burtons Besten, auf jeden Fall einer seiner bedeutendsten Filme, der den unverkennbaren „Burton-Stil“ zum ersten Mal in voller Pracht auf die Leinwand bannte.

Edward (Johnny Depp) lebt alleine in einem düsteren Schloss, nachdem sein Erfinder und „Vater“ verstorben war, der seine menschenähnliche Pinoccio-Puppe nicht vollenden konnte, die daher Scheren statt Händen trägt, was das Leben für Edward nicht unbedingt erleichtert. Dort findet ihn, einsam, alleine, traurig und verlassen, Peg Bogg (Dianne Wiest) die ihn in ihr Haus in die prüde, von Burton in Pastellfarben getunkte Vorstadt mitnimmt. Zuerst wird dem „Fremden mit den Scherenhänden“ durchaus mit Skepsis begegnet, dann, langsam, mit Wohlwollen, und er schafft es, sich in die neue Gemeinschaft zu integrieren, Freunde zu finden, und auch für seine „besondere Veranlagung“ werden kreative Betätigungsfelder gefunden – Edward bringt es in kürzester Zeit vom Gartenhecken- zum Einsame-Hausfrauen-Figaro.

Bis die Stimmung kippt: Der liebenswürdige Outsider ist am Ende doch zu „anders“, um sich wirklich in die Gemeinschaft einzufügen, und er wird verstoßen, und muss auf seinen düsteren Berg zurückkehren…

In „Edward mit den Scherenhänden“ ist Johnny Depp in einer typischen Johnny-Depp Rolle zu sehen – als liebenswürdiger Outsider – und liefert sicher eine seiner besten Leistungen ab. Regisseur Burton zaubert mit „Edward“ ein modernes Märchen auf die Leinwand, in dem er sein ganzes Können als Regisseur beweist. „Edward mit den Scherenhänden“ zählt wohl neben dem grandiosen „Ed Wood“ zu seinen besten, auf jeden Fall zu seinen berührendsten Werken: aus der amerikanischen Vorstadt (in der Burton unter Umständen wohl auch seine Vorstadtkindheit verarbeitet) wird schlussendlich Edward vertrieben, in seinem alten Haus am Berg kommt es zum tragischen wie traurigen Showdown: Die Prüderie und Engstirnigkeit der suburbs ist nichts für den dunklen Edward, der tragischen Helden des Films, der doch eigentlich nur akzeptiert und geliebt werden möchte.

Neben den durchwegs guten Schauspieler-Leistungen und dem herzzerreißenden Inhalt  ist, wie meistens bei Burton, die sehenswerte Ausstattung, die visuelle Kreativität, vor der die Bilder nur so strotzen, hervorzuheben, die aus dem Film auch ein echtes „Fest für die Sinne“ macht.

FAZIT: Tim Burton schuf mit „Edward mit den Scherenhänden“ ein schönes Märchen für Jung und Alt, auf das man sich einlassen muss – was sich aber auszahlt. Der Film ist mit Johnny Depp in der Hauptrolle und auch in den Nebenrollen gut besetzt, lustig, berührend – auf jeden Fall sehens- und empfehlenswert; nicht nur für Johnny-Depp-Fangirls und Burton-Jünger.

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