Kevin Spacey lieferte 1999 mit „American Beauty“ seine darstellerische Bravourleistung ab, die völlig zurecht mit dem Oscar belohnt wurde. Der depressive, leicht bemitleidenswerte Typ mit Midlife-Crisis stand dem Amerikaner sehr gut, und auch kaum jemand konnte solche Charaktere besser verkörpern als Spacey, der seine Rollen stets mit einer ironischen Note versieht.

Ziemlich untergegangen ist der 2009 erschienene Film „Shrink“, der beim Sundance-Filmfestival in den USA seine Premiere feierte. Spacey liefert hier erneut eine sehr bemerkenswerte Leistung, der Film kann aber auch mit ausgezeichneten Nebendarstellern, Gastauftritten großer Stars (Robin Williams als Schauspieler mit Alkoholproblem), und einem liebenswürdigen Plot aufwarten.

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Worum geht´s nun? Dr. Henry Carter (Spacey) ist in Hollywood DER Psychiater der Stars, größenwahnsinnige Musiker, zwangsneurotische Agenten und sexsüchtige Schauspieler gehen bei ihm ein und aus. Was die wenigsten wissen: Der berühmte Arzt, der anderen dabei helfen soll, den Sinn in ihrem Leben wieder zu finden, hat seinen eigenen längst verloren. Grund: Seine Frau beging vor Kurzem Selbstmord, und Carter weiß nicht, warum. Bzw. gibt sich selbst die Schuld dafür. Und behandelt seine tiefe Depression vorrangig mit Unmengen von Marihuana und Alkohol, das er vorzugsweise in den Pausen zwischen den Therapiesitzungen im Hinterhof der Praxis konsumiert.

Klingt trist, ist aber auch lustig: Thematisch und auch atmosphärisch atmet „Shrink“ ganz den LA-Spirit, dieser Stadt der gefallenen Engel und Stars; vergleichbar ist der Film, am Ende auch der Typ „Carter“, mit der Serie „Californication“, die ein ähnlich treffendes Portrait dieser verkommenen Stadt der Sünde liefert.

„Shrink“ verbindet recht geschickt verschiedene Erzählstränge, die am Ende das Schicksal mehrerer Patienten von Carter und sein eigenes zu so etwas wie einem vorsichtigen „Happy End“ zusammenführen, ohne dass er Film seine Ernsthaftigkeit verlieren oder allzu kitschig werden würde. Sehr sehenswert und unterhaltsam, zu empfehlen für Fans des Genies Kevin Spacey, Freunde kleiner, unbekannter Independent-Produktionen, und selbst Verzweifelter, die wissen wollen, wie man sich stilvoll in Selbstmitleid suhlt.