Nicholas Ray gehört zu den bedeutendsten US-Regisseuren der Studio-Ära Hollywoods: Trotz der Produzenten-Dominanz entwickelte er seine eigene, unverkennbare filmische Handschrift, die sich in unverkennbarer visueller Brillanz und unheimlich atmosphärischem Filme-Machen niederschlug.

Ein Meilenstein des Kinos, ein Meisterwerk des Machers, ist der Film, der James Dean, die Jugend-Ikone, die viel zu früh verstarb, in die oberste Sphäre Hollywoods katapultierte: „Rebel without a cause“. Ray entwirft ein tiefgründiges, hintergründiges und in seiner schwarzen Romantik beklemmendes Bild der US-Vorstadt, ein Porträt der kleinbürgerlichen Familie, aus deren engen Moralkodizes es kein Entrinnen gibt. Jim Stark (Dean), guter Junge mit falscher Ambition, versucht den Ausbruch: Er will sich beweisen, echte Freunde in der neuen Umgebung finden, in die eben erst mit den Eltern gezogen war, doch die Sache geht ordentlich schief.

In nur eineinhalb Stunden arbeitet sich Ray an einer grandiosen Eskalationsdramaturgie ab, die im damaligen Kino ihresgleichen sucht. Dean liefert eine Meisterleistung als juvenile deliquent, der von den Umständen dazu gezwungen wird, die Werte seiner „guten Familie“ zu verraten. Im Kern ist er auf der Suche nach wahrer Freundschaft, Aufmerksamkeit, Liebe, die ihm die besserwisserische Mutter und der schwache Vater nicht geben können, und die er schlussendlich, wenn auch nur für kurz, in einer „Ersatzfamilie“ / outsider gang findet, bis der vom Wunsch nach Freiheit durchtränkte Traum in einer Nacht mit katastrophalen Konsequenzen endgültig zerbirst.

„Rebel without a cause“ bietet neben überzeugenden und kraftvollen Darsteller-Leistungen vor Allem wunderschöne, düster schimmernde Bilder, die das Unheil in ihrer Überzeichnung bereits ankündigen, und eine meisterhaft rasante und rastlose Regie, die der unter der Oberfläche schlummernden ungezügelten Aggression ein filmisches Gesicht verleiht. Nicholas Ray schuf ein Werk für die Ewigkeit, verewigte James Dean, und schuf ein kraftvolles Portrait einer „lost generation“, die alles besitzt, und dennoch nichts hat. Beklemmend, schauderhaft, meisterhaft und fesselnd, und unbedingt sehenswert.

von Christian Klosz.

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