Star Wars ist tot. Lang lebe Star Wars! 

Kritik von Valerian Happenhofer

Seit 14.12. läuft „Star Wars – Episode VIII“ auch in den österreichischen Kinos, und der Film wird die Geister spalten. Nach „The Force Awakens“ waren die Erwartungshaltungen an den mittleren Teil der neuen Trilogie groß. Wird „The Last Jedi“ es schaffen, sich mehr von der Vergangenheit loszulösen als sein Vorgänger? Wird eine originellere Geschichte erzählt, die man nicht als Abziehbild vergangener Erfolge betrachten kann? Kann das von Disney beeinflusste Star Wars Universum alte, sowie neue Fans abholen?
Ja, ja und ja – aber leider nicht bedingungslos.

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Episode VIII ist kein schlechter Film. Einige frische Aspekte der Saga entfalten sich wirklich gut, und fügen viel Neues hinzu. Ob der Film jedoch gefällt, oder nicht, hängt stark mit der Erwartungshaltung zusammen. Die erste Szene von Luke Skywalker (Mark Hamill) scheint dabei wegweisend für den Umgang des ganzen Filmes mit seiner Vergangenheit und der leidenschaftlichen Zuschauerschaft: Es geht in eine neue Richtung, in der das Alte eine weniger wichtige Rolle einnehmen wird.

So gibt es nach wie vor unzählige Referenzen, die auf die alten Trilogien verweisen. Meistens auf humorvolle Art, eingebettet in Dialoge. Auch altbekannte Charaktere nehmen eine immer kleinere Rolle ein. Der Fokus liegt auf dem neuen Cast. Dabei bietet das Drehbuch aber leider nur Platz für wenig Entwicklung. Die beiden machtaffinen Figuren Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) bekommen hier noch den meisten Platz für Konflikte eingeräumt. Aber auch hier wird eine große Chance, das alte Spiel zwischen Gut und Böse der Jedi und Sith hinter sich zu lassen, verpasst.

Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac) und Ex-Sturmtruppler Finn (John Boyega) bekommen zwar genug Screentime, erleben aber abseits von einem gängigen „Rette den Tag“-Subplot kaum Veränderung. Auch hier wurde eine Möglichkeit, der Story eine neue dramatische Wendung zu geben, gegen eine etwas plumpe Liebesgeschichte getauscht. So wirkt die Geschichte als Ganzes zwar neuer und andersartiger als die des Vorgängers, allerdings schafft man damit den Sprung in komplexe Erzählweisen des 21. Jahrhunderts noch nicht.

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In Sachen Technik brilliert der Film auf fast ganzer Linie. Die Kamera und Bildkompositionen unterstreichen die Handlung und bereichern das visuelle Erlebnis um einige denkwürdige Shots. Die Farbgebung von „The Last Jedi“ lässt kaum Wünsche offen. Gegen Ende des Filmes werden Farben als zentrales Element verwendet, um in einer der Sequenzen eine bessere Übersicht zu schaffen. Der Schnitt wendet sich ab von der ständigen Verwendung von Überblendungen wie in den früheren Episoden, ganze Teile der Geschichte werden durch abrupte Schnitte erzählt. In manchen Momenten schadet dies jedoch der immersiven Wirkung des Filmes, da man dadurch eine gewisse Orientierungslosigkeit schafft.

Lediglich der Dramaturgie ist es vorzuwerfen, dass Teile des Films im Vergleich zum Rest träge wirken. Einer der großen Handlungsbögen des Plots wird beinahe auf die komplette Länge des Filmes ausgebreitet, ohne sichtlichen Mehrwert für Story oder Charaktere. Dadurch wirkt es, als hätte man Zeit benötigt, um am Ende alle Stränge des Plots zusammenführen zu können.

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FAZIT:
Am Ende des Tages hat man mit Episode VIII „The Last Jedi“ einen soliden Film auf die Leinwand gebracht, der auf jeden Fall diskutierbar ist. Schaut man den Film aus Sicht eines jahrelangen Fans, wird man bei einigen Punkten mehr Kritikpotential finden. Sieht man den Film möglichst unvoreingenommen, wird man 2 Stunden 32 Minuten sehr gut unterhalten. Ryan Johnson ist es hier jedenfalls gelungen sich ein Stück mehr von der Vergangenheit zu lösen als J. J. Abrams, um somit das Fundament für viele weitere Disney Star Wars-Filme zu legen.

Die Größe der Originaltrilogie wurde mit diesem Film noch nicht erreicht, aber wie auch im Film bleibt am Ende die Hoffnung: Hoffnung auf eine bessere Zukunft und Hoffnung auf einen würdigen Abschluss der Skywalker-Saga.

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