2017 war ein seltsames Jahr: Donald Trump im Weißen Haus, Jahr 1 nach dem Brexit, Jahr 2 nach der „Flüchtlingskrise“, Wahlen in Deutschland, Österreich, und vielen anderen europäischen Ländern.

Diese politischen Verwerfungen schlugen sich auch auf die Filmwelt nieder, in Filmen wurden neuen Bedeutungen entdeckt („The Founder“), sie wurden aufgrund von Ereignisse noch aktueller („Get Out“, „Detroit“), kürzlich erst sprach Steven Spielberg darüber, wie sehr er sich während den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „The Post“ an die aktuelle politische Situation in den USA erinnert fühlte. Darüber hinaus wurde Hollywood in den letzten Monaten von der „metoo“-Bewegung und diversen Sexskandalen erschüttert.

Viele der Filme, die letzens für die „Golden-Globes“ (komplette Liste hier: Golden-Globe-Nominierungen) nominiert wurden, liefen bei uns noch gar nicht in den Kinos, starten erst in den nächsten Wochen, oder gar erst im nächsten Jahr.

Die folgende „Best Of“ – Liste bezieht sich auf Filme, die im Jahr 2017 in deutschsprachigen Kinos zu sehen waren (Starttermin nach 1.1.2017), auf Filmfestivals, oder in diesem Jahr online verfügbar waren.

Heute erscheint Teil 1, mit den Plätzen 15 bis 8, Teil 2 mit den restlichen Plätzen folgt morgen, Mo, 18.12. Viel Spaß beim Lesen!

15. „Rememory“, Mark Palansky
Ein „Geheimtipp“: Lief noch nicht bei uns in den Kinos, aber online bereits zu finden. Ein spannender Mystery-Thriller mit „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage, der nach einem Unfall auf der Suche nach seinem verlorenen Gedächtnis ist. Der Film verbindet gekonnt Mystery- mit Krimi-Elementen, und enthält auch sehr emotionale, gut gespielte Szenen.                                                                                    > Kritik: „Rememory“ (2017)

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14. „Cinema Futures“, Michael Palm
Zum 50-Jahre-Jubiläum des Österreichischen Filmmuseums wurde Regisseur Michael Palm beauftragt, eine Doku über Vergangenheit und Zukunft von Film und Kino zu drehen. Herausgekommen ist eine fordernder Film, der sich mit der Frage des Filmerbes befasst, den Herausforderungen der Digitalisierung und der Filmpräservation. Empfohlen für Cineasten und Cinephile, die sich Gedanken (und Sorgen) und die Zukunft der Filmkunst machen.

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13. „Split“, M. Night Shymalayan
So etwas wie der „Überraschungshit“ des Jahres: Nach vielen eher durchwachsenen Werken gelang dem ehemaligen „Wunderkind“ Shymalayan bereits 2015 mit „The Visit“ ein Comeback, „Split“ legt noch eine Schippe drauf, und ist vor Allem eines: gruselig, und dabei höchst unterhaltsam. Für 2019 ist bereits ein Sequel geplant.                                  >Kritik: „Split“ (2016) – M. Night Shyamalan

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12. „ES“, Andres Muschietti
Vielerwartet, konnte das Remake des Stephen-King-Klassikers großteils die Erwartungen erfüllen. Regisseur Muschietti kombiniert gekonnt Horror-Elemente mit einer Coming-of-Age-Story, die (großteils jugendlichen) Hauptdarsteller sind eine Klasse für sich. Und auch die Schock-Effekte kann man durchaus als gelungen bezeichnen. Einer der besseren kalkulierten Blockbuster des Filmjahres. > Kritik: „ES“ – Andy Muschietti (2017)

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11. „Get Out!“, Jordan Peele
Bereits beim Erscheinen wurde Jordan Peeles Horror-Thriller ordentlich gehyped, Nominierungen bei den Golden-Globes und für andere Awards beweisen, dass der Film im Gedächtnis blieb. Das ungewöhnliche an „Get Out“ ist die Verbindung von Horror-Elementen mit Humor und satirischer Gesellschaftskritik: Auf unterhaltsame Weise kritisiert der Film die selbstgefällige (Schein-)Liberalität der weißen „upper middle class“ in den USA.

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10. „Mord im Orient-Express“, Kenneth Branagh
Selten erreicht ein Remake das Original: Kenneth Branagh ist das mit seinem Film beinahe gelungen. Beide Filme, der von Lumet aus dem Jahr 74 ebenso wie der neue aus diesem Jahr, sind zwar unterschiedlich, aber auf ihre Art und Weise sehenswert. Der Neuere der beiden begeistert vor Allem durch schöne Aufnahmen, und das bekannte Regie-Talent des Schauspieler-Regisseures.

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9. „Silence“, Martin Scorsese
Viele Scorsese-Fans taten sich eher schwer mit dem neuesten Film des Meisters, der erst kürzlich seinen 75-er feierte. Dabei handelte es sich um eines seiner großen Herzensprojekte, und er fordert die Zuseher zu jeder Minute: Nahezu unerträgliche Langsamkeit in der Inszenierung, schwer anzusehende Folter-Szenen, und eine zermürbender Glaubens-Konfikt im Zentrum des Film. Teilweise wirkte es so, als wolle Scorsese seinen Fans in einer Zeit von erhöhter Geschwindigkeit, Reizüberflutung und Effektbombast bewusst das Gegenteil vorsetzen, um sie zu „Silence“ zu zwingen.

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8. „Becoming Cary Grant“, Mark Kidel
Diese großartige Doku erschien 2017 in den USA, war im deutschsprachigen Raum aber zum Glück etwa auf der Viennale zu sehen. Sie zeichnet ein sensilbes Portrait von einem der größten Hollywood-Stars aller Zeiten, der erst „Cary Grant“ erfinden musste, um zu vergessen, was er in seiner Kindheit erlebt hatte. Er spät, durch unzählige Therapien, bekam Archibald Leach (so der bürgerliche Name) Zugang zu seinem „wahren Ich“, und konnte, mehr oder weniger, Frieden mit seiner Vergangenheit schließen. Einer der bemerkenswertesten Sätze in diesem an Originalzitaten reichen Film: „You spend your life becoming a big Hollywood Star….and then what?“. Zitat Cary Grant Ende.

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