Alexander Payne schuf mit Filmen wie „Sideways“, „The Descendents“ oder zuletzt „Nebraska“ veritable Indie-Hits, die auch von der Kritik stets wohlwollend aufgenommen wurden. Sie alle zeichnet eine klar erkennbare Handschrift, ein Faible für „schräge“ Charaktere und Geschichten aus, die aber nicht jedermanns Sache sind.

Mit seinem neuesten Film, „Downsizing“ mit Matt Damon und Christoph Waltz in Hauptrollen, überspannt er den Bogen aber etwas: Nach einem interessanten Beginn verliert sich der Film zunehmend in absurden und schwer nachvollziehbaren Story-Twists, auch die – erneut sehr seltsamen – Charaktere verlieren mit Fortdauer der Handlung ihre Liebenswürdigkeit, und gehen einem am Ende nur noch „auf die Nerven“. Einzelne Lichtblicke gibt es aber dennoch.

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Paul Safranek (Matt Damon) ist ein ziemlicher Loser: Er meint es zwar immer gut, doch so wirklich auf die Reihe kriegt er im Leben kaum etwas. Anstatt Arzt wurde er „nur“ Physio-Therapeut, anstatt in einer Villa wohnt er mit seiner Frau (Kristen Wiig) in seinem inzwischen recht heruntergekommenen Geburtshaus. Doch die Wissenschaft bietet eine Lösung: Aufgrund der für die Erde immer bedrohlicher werdenden Überbevölkerung wurde eine Prozedur entwickelt, die es ermöglicht, Menschen auf einen Bruchteil ihrer Größe zu schrumpfen. Weil man als „Kleiner“, logischerweise, weniger Ressourcen benötigt, leben die meisten Bewohner der „Kolonien“ in relativem Reichtum, ihr Geldvermögen aus der „normalen Welt“ hat dort zirka den hundertfachen Wert.

Paul sieht darin die Lösung all seiner Probleme: Endlich könnte er seiner geliebten Frau das Haus und den Luxus ermöglichen, den sie verdient, über die (finanzielle) Zukunft müsste man sich auch keine Sorgen mehr machen. Gesagt – getan, nach reiflichen Überlegungen entschließen sich die Safraneks zu dem großen Schritt, klein zu werden. Doch etwas läuft schief: Seine Frau Audrey kneift im letzten Moment, und so findet sich der erbärmliche Paul plötzlich alleine in einer Liliput-Welt wieder, in einem riesigen Anwesen, ohne Frau, und, schließlich, mit einem etwas verhaltensauffälligen Nachbarn (Christoph Waltz), der sein (ödes) Leben zunehmend verkompliziert…

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Das Hauptproblem von „Downsizing“ ist ganz klar das Drehbuch: Im ersten Drittel macht der Film noch richtig Spaß. Zugegeben, die Idee hinter der Geschichte ist ziemlich absurd, doch anfangs ist es durchaus unterhaltsam, dabei zuzusehen, wie sich die Figuren in einer geschrumpften Welt zurechtfinden. Doch das hätte für den Film schon gereicht. Eine moderne Fabel, ein „Erwachsenenmärchen“, das sich ganz auf die witzigen Einfälle verlässt. Stattdessen, so hat man den Eindruck, wollte Payne gleich 2 oder 3 Filme in einem drehen. Im zweiten Drittel sieht man den immer bemitleidenswerteren Paul dabei, wie er es sich in seinem neuen, „kleinen“ Leben einrichtet, nach dem Umzug in ein Billig-Apartment seinen neuen Nachbarn kennen lernt (ein Highlight des Films: Christoph Waltz als partysüchtiger Dusan mit serbischem Akzent), und sich mit seinem Single-Dasein arrangiert. Dass er ein „Kleiner“ ist tritt dabei völlig in den Hintergrund, das Drehbuch verliert die anfängliche Grundidee vollkommen aus dem Blick.

Der dritte Teil des Films ist so etwas wie eine halbherzige Romanze, gemischt mit kruden „Weltuntergangsszenarien“.

Positiv anzumerken ist das Schauspiel von Christoph Waltz, der seinen Auftritt sichtlich genießt – obwohl seine Figur nicht großartig zur Handlung beiträgt. Matt Damons Paul hingegen wird, je länger der Film dauert, immer nerviger, der Film scheint sich auch nicht zwischen Sympathie und Mitleid mit seinem Protagonisten entscheiden zu können. Die schlussendliche Liebesgeschichte mit einer von Dusans „Putzfrauen“ wirkt auch wenig logisch, am Ende, nach gut 2 Stunden, ist man froh, dass der Film vorbei ist.

„Downsizing“ ist weder Fisch noch Fleisch. Payne wollte zu viel auf einmal, und man stellt sich mehrfach die Frage, was denn nun der tiefere „Sinn“ hinter der Geschichte sein soll. So verschenkt der Film viel von dem zweifelsohne vorhandenen Potential, und ist am Ende eine etwas (zu) schräge, zu lange und schwer fassbare Bizarro-Romantik-Komödie, die wohl nur für wirkliche Fans von Christoph Waltz oder Alexander Payne zu empfehlen ist.

Bewertung: 6 von 10

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