Die Digitalisierung erfasst alle Lebensbereiche – nicht zuletzt das Medium „Film“ und dessen Nutzungsmöglichkeiten. Streaming-Plattformen wie netflix haben Hochkonjunktur, die „Kulturform Kino“ steht vor neuen Herausforderungen; die Nutzung von Medien wird immer individualisierter – und auch unsozialer. Unterhielt man sich früher noch in der Schule oder Arbeit über das am Vortag im Fernsehen Gesehene, findet der Austausch nun auch oft online statt – wenn überhaupt.

Manchmal ist es  schwierig, sich in der schier unendlichen Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten zurecht zu finden: Wer mit einem Mausklick Zugang zu allen Filmen und Serien hat, weiß oft nicht, wofür er sich entscheiden soll.

Deshalb präsentieren wir ab heute, dem 18.2., ein neues Feature: Jeden Sonntag um 20.15 stellt Film plus Kritik einen Film vor, den wir für wichtig, gut, sehenswert halten – inklusive (legalem) Youtube-Video, plus Background-Infos über den Film.

Es wäre toll, wenn ihr euch für die Idee begeistern könnt: Das Feature soll die Möglichkeit bieten, als Community gemeinsam einen Film zu sehen – der für alle zugänglich ist, und sich danach (in den Kommentaren) darüber auszutauschen.

Anm. zu Youtube-Videos: Filme, die auf Youtube zu finden sind, werden im Allgemeinen als legal betrachtet. Entweder werden sie von den Verleihen selbst hochgeladen, oder dort zumindest geduldet. Zudem gilt „youtube“ an sich als legale Plattform. Wer also Bedenken hat, muss sich keine Sorgen machen.


Der erste Film unserer Online-Sendung „Youtube schauen“ ist ein wahrer Klassiker: „The Good, the Bad, and the Ugly“ („Zwei glorreiche Halunken“) von Altmeister Sergio Leone.

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Sein 1966 produzierter Film ist der Höhepunkt des Spaghetti-Western, zugleich der Abschluss seiner „Dollar“-Trilogie, die Clint Eastwood zum (Western-)Helden machte. In beinahe 3 Stunden zelebriert Leone Gewalt, Coolness und Machismo, in beinahe schmerzhafter Langsamkeit steuert er auf einen furiosen finalen Countdown zu, der seinesgleichen sucht.

Das Western-Opern-Epos gilt inzwischen als Meilenstein der Filmgeschichte, als Klassiker des Western-Genres, und des Films überhaupt. Kurzer Storyabriss: The Good (Clint Eastwood), the Bad (Lee Van Cleef) und the Ugly (Eli Wallach) sind allesamt auf der Suche nach einem vergrabenen Goldschatz, dessen Aufenthaltsort nur einer der 3 weiß. Die Tour de force endet in dem berühmten Showdown am Friedhof, wo es nur einen Sieger geben kann.

Mit komplexen Plottwists hält sich Leone nicht lange auf, die Story ist ihm zweitrangig; es geht um die Charaktere, alle 3 moralisch ambivalente Figuren, wie sie in vielen Leone-Filmen vorkommen. Das Ganze mutet extrem sperrig an, teils gar langatmig, auf jeden Fall mit extrem langsamen Erzähltempo. Der Rhythmus des Films sollte die letzten Atemzüge eines Sterbenden wiedergeben, meinte Leone über „Spiel mir das Lied vom Tod“ – das Zitat trifft auch hier zu. Ausstattung und Kameraführung sind trashig und B-movie-like, dennoch wirkt der Film in sich stimmig.

Das Herausragendste an The Good, the Bad and the Ugly“ ist das perfekte Zusammenspiel, die perfekte Ergänzung von Regie und Musik, von Leone und Morricone: Das Eine könnte ohne das Andere nicht funktionieren, nicht existieren. Der Höhepunkt des Films ist zweifelsohne das Finale am Friedhof: Mit Pauken und Trompeten und unglaublicher Langsamkeit und überspanntem Spannungsbogen orchestriert, stehen sich die drei Rivalen gegenüber, im Todeskampf, um das Geld … doch am Ende kann nur einer gewinnen. Und nun seht selbst: