Steven Spielberg schickt seine (virtuellen und realen) Protagonisten – und seine Zuschauer – in „Ready Player One“ durch eine immersive Wunderwelt, überrascht aber auch mit einer nicht unwichtigen Botschaft: Der neueste Film des Hollywood-Genies kann zwar nicht ganz an seine großen Meisterwerke anschließen, bietet aber dennoch gute Unterhaltung für Jung und Alt. 


Mit Spielberg ist das so eine Sache: Seine Verehrer sehen in ihm den ultimativen (Hollywood-)Regisseur, der es wie kein anderer versteht, ein breites Publikum zu unterhalten. Seine Kritiker werfen ihm genau das vor, zudem: Hang zum Kitsch, Sentimentalitäten im storytelling und unnötigen Effektbombast. Gerade in den letzten Jahren hat sich Spielberg aber rehabilitiert: Seine ernsthaften, erwachsenen Filme wie „Bridge of Spies“ oder zuletzt „The Post“ zeigten spürbares Interesse an differenziertem Geschichte(n)-Erzählen, und eine bemerkenswerte Sensibilität für „humanistische Werte“.

Das technische Können des Amerikaners ist unbestritten; doch zwischen den guten Filmen kamen immer wieder Ausrutscher wie „War Horse“ oder „BFG“ in die Kinos, in denen Spielberg sein (allzu) kindliches Selbst auslebte. „Ready Player One“ verbindet in gewisser Weise beides: Den Hang zum filmischen Märchen-Erzählen mit einer durchaus ernsten Botschaft.

Ready-Player-One-kritik
Das triste Ohio im Jahr 2045

Wade Watts (Tye Sheridan, mit einer nicht übersehbaren Ähnlichkeit zum jungen Steven Spielberg) lebt in einem Ghetto im Ohio des Jahres 2045. Die Welt steckt in einer anhaltenden Wirtschaftskrise, die Städte sind heruntergekommen – und die meisten Menschen verbringen den Großteil ihrer Zeit in OASIS, einem von Game-Designer James Halliday (Mark Rylance) entwickelten Virtual Reality-Spiel. Der Erfinder hat kurz vor seinem Tod mehrere Hinweise im Spiel versteckt, Schlüssel, die gefunden werden müssen: Der Sieger erhält am Ende (neben einer Menge Geld) die Macht über OASIS, die Verfügung darüber, was dort in Zukunft geschehen soll – und auch, ob (und wann) OASIS abgeschaltet wird. Wade findet – zuerst im Spiel, dann auch im echten Leben – 5 Verbündete, mit denen er sich auf die Suche nach dem „Easter Egg“ macht – der von Halliday versteckten Botschaft für den Sieger.

Neben der Jagd nach Geld, Ruhm und Ehre bietet OASIS aber für Wade (und für viele andere) auch eine Flucht aus der tristen Realität: Nicht nur die trostlose Gegend, in der er wohnt, auch die dysfunktionale Familie bietet wenig Positives für den Teenager…

READY PLAYER ONE
Wade und seine Freundin Samantha – in der realen Welt

In „Ready Player One“ finden sich zahlreiche, bekannte Spielberg-Motive: Kaputte Familie, Flucht in eine Ersatz-Realität (diesmal ganz klar und offen), Suche nach einer Ersatz-Gemeinschaft. Neu ist diesmal, das diese Ersatz-Realität (erstmals bei Spielberg!) kritisch hinterfragt wird. Das Bemerkenswerteste am Film ist tatsächlich das Ende, in dem uns Spielberg (über sein Alter Ego Halliday) eine unmissverständliche Botschaft mitgibt: „Only reality is real!„, sprich: Virtuelle Realitäten jeglicher Art sind zwar nette Spielereien, haben jedoch nichts mit dem realen Leben gemein. Und wer nicht den Mut hat, sich dem echten Leben zu stellen, verpasst was – und ist selber schuld. In Zeiten, in denen Internet, Smartphones, Computerspiele, Facebook und andere Maschinen immer mehr (über) unser Leben bestimmen eine Message von durchaus gesellschaftspolitischer Relevanz.


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Spielberg hinterfrägt sich (ideologisch) also selbst, was technische Spielereien betrifft, bleibt aber alles beim Alten. Etwas weniger hätte es auch getan, aber der Film verkommt dennoch nie zur dumpfen Effekteschlacht (wie etwa „Jumanji: Welcome to the Jungle“). Freunde visueller Effekte und großer Schauwerte werden ihre Freude haben. Ebenso gibt es eine Vielzahl cineastischer Referenzen: Von „Jurassic Park“ über „King Kong“, bis zu „The Shining“ oder „The Iron Giant“ reicht die breite Palette prominent platzierter Filmzitate. Mitunter zieht sich der Film etwas (vor Allem im Mittelteil), aber Durchhalten bis zum Ende lohnt sich: Ein unmissverständliches Plädoyer für die Wirklichkeit hätte man von vielen erwartet – von Spielberg nicht unbedingt. Insgesamt ein sehenswerter Film, der nicht ganz an Spielbergs Meisterwerke heranreicht, aber durchaus einen Kinobesuch wert ist.

Bewertung: 7 von 10 Punkten / von Christian Klosz

Bilder: Warner

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