Tom Cruise hat schon bessere Zeiten gesehen: Der ehemalige Frauenschwarm erlebte den Höhepunkt seiner (kommerziellen) Karriere in den frühen 1990-ern, als er in die Riege der Top-Stars Hollywoods aufgestiegen war. In den 80-ern verdiente er seine Sporen zuerst in kleineren Produktionen (etwa „The Color of Money“, 1985), wo er sein Können aufblitzen ließ, bevor mit „Top Gun“ (1986) der große Durchbruch kam.

In den 90-ern drehte Cruise höchst erfolgreiche, publikumswirksame Kassenschlager („Mission: Impossible“, „Jerry Maguire“, „Die Firma“), Ende des Jahrzehnts war er vereinzelt auch in anspruchsvolleren „Arthouse“-Produktionen zu sehen, die ihn schauspielerisch mehr forderten, und ihm ungewohnte Facetten abverlangten (z.B. „Eyes Wide Shut“, „Magnolia“, beide 1999).

Ein erster Karriereknick begann in den 2000-ern, als zunächst abstruse Scientology-Geschichten die Runde machten (Leah Remini gab ein Interview dazu: Interview ), dann die (gescheiterte) Ehe mit Katie Holmes die Klatschspalten füllte.

In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um die public persona Cruise geworden, er arbeitete daran, die „Marke Cruise“ neu zu positionieren: Als unermüdlicher, harter Arbeiter, dem das Action-Kino alter Schule am Herzen liegt, der seine Stunts stets selbst macht und der treibende Kraft hinter der Fortführung erfolgreicher Franchises ist, insbesondere der „Mission: Impossible“-Reihe, die als sein großes Herzensprojekt gilt.

Diese Filme sind technisch auf höchstem Niveu, darstellerisch fordern sie Cruise aber nur bedingt (abgesehen von den selbst gemachten Stunts). So kann als letzter, auch schauspielerisch wirklich überzeugender Film „Collateral“ aus dem jahr 2004 gelten, der Cruise ein letztes Mal in einer ungewöhnlichen und schauspielerisch anspruchsvollen Rolle zeigte.

Betrachtet man sich Cruises frühe Filme vom Anfang seiner Karriere, sieht man einen vor Energie strotzenden jungen Akteur mit unbestreitbaren Schauspieltalenten. Auch die Filme bis zum Ende der 90-er hinterlassen diesen Eindruck: Oft wird diese Facette des Tom Cruise vergessen, wenn er sich wieder einmal durch einen seiner Actionfilme ballert. Und als Cineast tut es einem manchmal leid, dass sich Cruise nicht traut, mehr von sich und seinen zweifelsohne vorhandendenen Schauspieltalenten zu zeigen. Wir wagen deshalb einen kurzen Rückblick auf die besten Rollen und Leistungen von Tom Cruise.

von Christian Klosz

 

Hier eine Liste von 5 Filmen, die Tom Cruise´ unbestreitbares Talent als Schauspieler bezeugen

5. „Top Gun“ – Tony Scott; 1986

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Einer der prägenden Filme des amerikanischen Kinos der 80-er, und immer noch ein Kultklassiker: „Top Gun“ markierte den Durchbruch von Tom Cruise, und definierte seine „film persona“ der Anfangsjahre. Des öfteren (auch danach) sollte er, wie hier, junge „Himmelsstürmer“ darstellen, die, ausgestattet mit einer Menge Selbstbewusstsein „nach den Sternen greifen“.

„Top Gun“ wird zwar mitunter, ob seiner allzu romantischen Kitsch-Anwandlungen, belächelt, ist aber dennoch ein höchst amüsanter, und vor Allem visuell überzeugender Film. Er bedeutete den Eintritt von Cruise ins große, kommerzielle Blockbusterkino.

4. „Collateral“ – Michael Mann; 2004

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Cruise´erste Rolle als Bösewicht, und sie stand ihm überraschend gut: Mit graumeliertem Haar spielt er Vince, einen kalten Profikiller, der sein Handwerk ebenso emotionslos wie professionell ausführt. Als konträren Gegenpart setzte ihm Regisseur Michael Mann („Heat“) Jamie Fox gegenüber, der einen braven, gesetzestreuen, gutgläubigen Taxifahrer darstellt, der wider Willen in die Machenschaften von Vince hineingezogen wird.

Diesen Part kann man durchaus als Cruise letzte wirklich gelungene Darstellung bezeichnen (2004!), da sie auch ein gewisses Maß Mut bei der Rollenauswahl beweist. Davon ist bei Mr. Zahnspangenlächeln in den letzten Jahren nur wenig zu sehen.

3. „Magnolia“ – P.T. Anderson; 1999

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Die erste Abweichung vom „Nice-Boy“-Image: In P.T. Andersons Episodendrama mimt Cruise einen machoistischen Sex-Guru, der bei seinen Vorträgen „verweichlichten“ Männern beibringen will, wie man am besten möglichst viele Frauen „vögelt“ und ausnutzt.

Cruise ist in dieser Rolle derart überzeugend, dass man sich unweigerlich fragt, wie viel von ihm selbst in Frank Mackay steckt. (Ein Schelm, wer Parallelen zwischen dem selbsternannten Erlöser im Film, und dem Scientology-Guru im echten Leben zu ziehen wagt.)

Gleichzeitig löst der Film aber, im Lauf der Geschichte, das Macho-Gehabe als Überkompensation eines ungelösten Vater-Sohn-Konfliktes auf. Macho Frank  ist im Kern eine gebrochene Figur. Cruises Darstellung zählt aber definitiv zu den interessantesten, facettenreichsten seiner Karriere.

2. „The Color of Money“ – Martin Scorsese; 1986

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Der Film, in dem Tom Cruise zum ersten Mal die ganze Palette seines schauspielerischen Könnens zur Schau stellte: Martin Scorsese besetzte den gerade erst 23-Jährigen neben Hollywood-Ikone Paul Newman.

Cruise mimt „Vincent“, einen etwas naiven, aber vor umso mehr Selbstvertrauen strotzenden Jüngling, der ein unbestreitbares Talent besitzt, Billardkugeln kunstvoll einzulochen. Die Performance ist dabei derart ungestüm und energetisch, dass er Paul Newman zeitweilig tatsächlich ziemlich alt aussehen lässt. Zudem passt Cruise Darstellung punktgenau zum Ton und Tempo des Films, und Scorseses Regie-Stil.

1. „A Few Good Men“ („Eine Frage der Ehre“) – Rob Reiner; 1992

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Cruise in der Rolle seines Leben: Das Schauspiel- und Generationenduell mit Jack Nicholson in Rob Reiners Courtroom-Drama findet auf unfassbar hohem Niveau statt – und geht (sowohl im Film, als auch handwerklich) an Cruise.

„Eine Frage der Ehre“ ist, auch neben Cruise und Nicholson, mit hervorragenden Schauspielern besetzt, die allesamt gute Darstellungen abliefern: Demi Moore, Kiefer Sutherland, Kevin Pollak und J.T. Walsh, um nur einige zu nennen. Das ist zum einen Aaron Sorkins gewohnt überragendem Drehbuch zu verdanken, zum anderen aber sicher auch Rob Reiners Leistung, den Ensamble-Cast gekonnt zu führen.

Trotz all dem sticht Cruise Performance heraus: Sein Daniel Kaffee wird zunächst als ziemlich leichtsinniger Jungspund gezeichnet, der alle möglichen anderen Flausen im Kopf hat, als für seine Klienten, die dem Militärgericht gegenübertreten müssen, einzutreten.

Erst das Drängen der idealistischen Sgt. Galloway (von Demi Moore dargestellt) weckt die moralischen Geister Dannys, und er stürzt sich geradezu in den Fall. Er findet im Lauf der Geschichte zu seinen Überzeugungen, lernt, was es bedeutet, Recht von Unrecht zu unterscheiden, und kämpft am Ende unerbittlich, und mit Allen Tricks und Finten eines großen Anwalts, für seine Klienten. Das grandiose Finale im Gerichtssaal, das Aufeinandertreffen von Cruise und Nicholson bzw. Anwalt Kaffee und Militär Jessup hat höchste Theaterqualität, und ist Schauspielkunst erster Güte.

weitere Empfehlungen: „Jerry Maguire“, „Vanilla Sky“