Wir präsentieren euch heute, nach rund einmonatigem Findungsprozess, unser nächstes großes Feature – das umfangreichste dieser Art bisher. Im Team (5 Personen) haben wir versucht, die „besten 25 Soundtracks der Filmgeschichte“ zu finden und zu sammeln, und in eine entsprechende Reihung zu bringen.

Im Gegensatz zu unserem ersten Team-Effort dieser Art (die besten Filme des letzten Jahres 2017) war die Aufgabe diesmal ungleich schwieriger, da die Auswahl der möglichen Kandidaten fast unendlich war: Im Grunde alle je gedrehten Filme. Deshalb mussten wir den Prozess in 3 Schritte unterteilen: Zuerst erstellte jeder Redakteur eine persönliche Bestenliste seiner 25 Lieblings-Scores (die wir in den folgenden Tage ebenfalls noch veröffentlichen werden).

Nachdem wir hier die Überschneidungen herausgefiltert hatten (ca. 10 Filme, die in mehreren Listen genannt wurden), wählte jeder Autor 3 weitere, persönliche Favoriten, die in die finale Shortlist aufgenommen wurden.

Im dritten und letzten Schritt bewertete jeder von uns 5 die 25 Filme der Shortlist, indem er je zehn Wertungen abgeben konnte (von 1 bis 10 Punkte), wodurch sich eine finale Reihung ergab. (Zur Info: Bei gleichem Punktestand wurde der Film vorgereiht, der mehr Nennungen erhalten hatte, in einigen wenigen Fällen wurde die Vor- oder Rückreihung intern bestimmt.)

Nun also dürfen wir – das sind Szymon Pietrzak, Mara Hollenstein-Tirk, Cliff Brockerhoff, Valerian Happenhofer und Christian Klosz – euch unsere TOP 25 Soundtracks der Filmgeschichte präsentieren. Viel Spaß beim lesen, hören und kommentieren.


Platz 25: „Der Pate“ (1972)  2 Punkte

Ein Klassiker! Jeder kennt wohl die berühmtesten Motive dieses Films, und das ist auch gut so. Fakt ist aber, dass der Score nicht nur berühmt ist, sondern vor allem voller großartige Melodien und Themes, die immer wieder reproduziert und für andere Genres arrangiert wurden.

Der pompöse Stil des Soundtracks passt ausgezeichnet zum übrigen „Klima“ des Films: Musik, die sentimental ist und nach dem sonnigen Sizilien klingt, dort, wo einst Corleone herkam; die manchmal so nostalgisch und emotional wird, als ob sie selbst etwas verpasst hätte. Nino Rota, der selbst italienische Wurzeln hatte, hat seine ganze Seele und sein Herz in diese Arbeit gesteckt, er hat die emotionalen Ebenen des Films erfasst und in die Sprache der Musik übersetzt. Ein Meisterwerk.   (szy)

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Platz 24: „Top Gun“ (1986)   6 Punkte

Warum Top-Gun? Weil dieser Film – und sein Soundtrack – wie kein anderer für pures 80s-Feeling (nicht nur im Kino) steht. Über inhaltliche Tiefe des Tony-Scott-Klassikers kann man trefflich streiten, über seine visuelle Brillanz und seinen hohen Unterhaltungswert wohl kaum.

Ebensowenig über den großartigen Soundtrack, der sowohl tolle Einzel-Songs beinhaltet („Danger Zone“ von Kenny Loggins, „Take my breath away“ von Berlin), als auch das unverkennbare „Top Gun-Theme“ von Harold Faltermayer. Seine Finger im Spiel hatte unter anderem auch Giorgio Moroder, der mit „Scarface“ einen anderen, ganz großen Klassiker der 80-er-Filmmusik zu Buche stehen hat.   (chr)

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Platz 23: „Freddy vs. Jason“ (2003)   6 Punkte

Eine Nennung, die viele wohl überraschen wird: Anders als bei den Filmen, in denen die beiden Protagonisten Anfang der 80er Jahre zum Leben erweckt wurden, sind es bei diesem Zusammentreffen nicht die Themes, die sich beim Zuschauer einprägen. Vielmehr ist es die Songauswahl, die insbesondere Fans der härteren Klänge die eine oder andere Freudenträne ins Auge treiben dürfte.

Mittlerweile allseits bekannte Band wie Killswitch Engage, Slipknot, In Flames oder Sepultura steuerten Songs für den Soundtrack bei, der vereinfacht ausgedrückt das Beste am gesamten Film ist. Zusammengestellt wurde das Ganze vom Neuseeländer Graeme Revell.   (cli)

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Platz 22: „Cloud Atlas“ (2012)  6 Punkte

Ein Soundtrack zu einem Film, der in der breiten Wahrnehmung leider untergegangen ist. Zu ambitioniert war wohl die Vision der Wachowskis und Tom Tykwers: Der Film verbindet sechs völlig verschiedene Zeitebenen, von der Vergangenheit bis in eine futuristische Dystopie, miteinander. So sind Leben in Zukunft und Vergangenheit immer wieder verbunden.

Der großartige Soundtrack trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Zwei zentrale Stücke, der „Atlas March“ und das „Cloud Atlas Sextet“, tauchen immer wieder variiert auf und untermalen mit ruhigen Klängen die Welt des Films. Eine Melodie mit sieben Noten ist dabei allgegenwärtig. Die Musik stammt von Regisseur Tom Twyker, Reinbold Heil und Johnny Klimek. Die drei arbeiteten schon für „Lola Rennt“ oder „Das Parfum“ zusammen. Für „Cloud Atlas“ haben sie jedoch einen einzigartigen Sound erschaffen, der die Idee der Zeitlosigkeit im Film spürbar macht.   (val)

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Platz 21: „The VVitch“ (2015)   7 Punkte

Der 2015 von Robert Eggers inszenierte Horrorfilm stellt zweifelsohne eines der Highlights der jüngeren Horrorfilm-Geschichte dar. Die unglaublich intensive Atmosphäre des Films wird durch die Klänge des Kanadiers Mark Korven befeuert, der mit seiner Mischung aus nervenaufreibenden und undefinierbaren Tönen immer wieder den Grundstein für einprägsame Szenen legt.

„A Witch stole Sam“ steigert sich im Verlauf nahezu in einen Wahn, wohingegen „What we went“ wundervoll melancholisch daherkommt. Korven versteht es, die einzelnen Stimmungen aufzunehmen und sie in eine Akustik zu verpacken, die sich in die Gehörgänge fräst und für den ein oder anderen kalten Schauer sorgt.  (cli)

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Platz 20: „Good Time“ (2017)  7 Punkte

Was wäre ein dynamischer Film ohne adäquate Musikuntermalung? Wahrscheinlich nichts, und zumindest kein dynamischer Film mehr. So ist das mit „Good Time“, wo die Musik von Oneohtrix Point Never in der Zusammenarbeit mit Iggy Pop komponiert wurde: Kalte und melancholische Sounds der 80er-Jahre ohne Ende komplettieren den Film zu einem wahren Kunstwerk.

Der Soundtrack ist so lebendig, dass er im Grunde auch ohne den Film gehört werden kann – sofern man denn Synth-Wave mag, aber ehrlich gesagt: wer mag das nicht?   (szy)

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Platz 19: „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ (2007) 7 Punkte

Nick Cave dürfte wohl vielen ein Begriff sein, die sich ein wenig in der Musikwelt bewegen. Seine melancholischen Sounds mögen auf den ersten Blick nicht recht passend erscheinen für einen Film, der sich um die berühmt-berüchtigten James Brothers und ihre Bande von Banditen dreht – doch zur Überraschung vieler passten sie perfekt, und verliehen dem Geschehen eine bedeutungsschwangere Tragik, die „Die Ermordung des Jesse James“ zu einem der außergewöhnlichsten Western aller Zeiten macht.

Film und Musik bilden eine solche Einheit, dass man sich bei den ersten zaghaft einsetzen Klängen sofort in die Stimmung des Westens versetzt fühlt und abtaucht in eine Welt der weiten Steppen, schnellen Colts und flirrenden Hitze.   (mar)

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Platz 18: „Django Unchained“ (2012)  7 Punkte

Einer von Zwei Tarantino-Sountracks in dieser Liste: In diesem Fall – wie zumeist bei seinen Filmen – vom Meister selbst zusammengestellt, der wie gewohnt sein gutes Gespür für die Einbindung (und Verschmelzung) bereits existierender (Pop-)Songs in sein kinematographisches Popkultur-Potpurri-Universum beweist.

Neben einigen eigens für den Film komponierten Stücken (u.a. auch von Ennio Morricone oder John Legend) findet man hier Musik aus Klassikern wie „Two mules for Sister Sara“, „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und nicht zuletzt den großartigen Titeltrack des Vorbildes „Django“ (Sergio Corbucci, 1966) von Louis Balacov. Einer der kohärentesten und besten Film-Soundtracks der letzten Jahre.   (chr)

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Platz 17: „Macbeth“ (2015)   8 Punkte

Für den Soundtrack seiner Shakespeare-Verfilmung rund um den Heerführer Macbeth betraute Regisseur Justin Kurzel seinen Bruder Jed mit der anspruchsvollen Aufgabe, die visuelle Bildgewalt mit passender Musik zu unterlegen. Herausgekommen ist eine wundervoll stimmige Symbiose aus mysteriösen und atmosphärischen Klangwänden, die der bildlichen Komponente in nichts nachsteht.

Besonders die Schlachtszenen sind mit majestätischen Kompositionen ausgestattet, die zu jeder Zeit absolut authentisch und zeitgemäß wirken. Ein besonderes Highlight bietet hierbei „Macbeth“, das eine tieftraurige Stimmung transportiert und innerhalb seiner knapp vier Minuten einen meisterlichen Spagat zwischen ruhigen Tönen und gnadenloser Eindringlichkeit hinlegt.   (cli)

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Platz 16: „Whiplash“ (2014)   8 Punkte

Filme, in denen Musik eine zentrale Rolle spielt, gibt es wie Sand am Meer: Musicals, Biopics oder die eine oder andere Dokumentation sind wohl die bekanntesten Vertreter, doch Dramen sind in diesem Genre eindeutig seltener zu finden.

Umso überraschender mag es anmuten, dass ein Film, der sich um den Neuling in einem Jazzensemble dreht – in dem nicht eine einzige Note gesungen wird und ein Schlagzeug das Zeitliche segnet – einen der innovativsten Soundtracks der letzten Jahre zutage fördert, der selbst Jazz-Neulinge und -Muffel mit den Füßen im Takt tappen lässt. (mar)

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von: Szymon Pietrzak = szy / Mara Hollenstein-Tirk = mar / Cliff Brockerhoff = cli / Valerian Happenhofer = val / Christian Klosz = chr

TEIL 2: Plätze 15 bis 1 !