Als die beiden Auftragsmörder Jules und Vincent auf dem Weg zu einem Auftrag ihres Bosses Marsellus Wallace sind, ahnen sie noch nicht, welch weitreichende Konsequenzen die nächsten Minuten für alle Beteiligten nach sich ziehen werden, unter anderem für den Boxer Butch Coolidge, der von Marselleus dafür bezahlt wird, seinen nächsten Kampf absichtlich zu verlieren. Einzig die Kleinkriminellen „Pumpkin“ und „Honey Bunny“ haben keine großen Sorgen; sie stehen kurz vor einem Überfall und sind frohen Mutes, das große Geld zu ergaunern.

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„Pulp Fiction“ ist ein von Kultregisseur Quentin Tarantino und Roger Avary geschriebener Film, der 1994 erschien und den Oscar in der Kategorie „Bestes Originaldrehbuch“ erhielt. Vor seinem offiziellen Kinostart wurde der Film bei lediglich zwei Filmfestivals (Cannes und New York) vorgeführt, aufgrund des bekannten Casts und des Engagements von Harvey Weinstein eilte dem Werk allerdings ein gewisser Ruf voraus. Der Titel ist auf die englischsprachige Übersetzung der „Schundliteratur“ zurückzuführen, die eine moderne Version der bekannteres Groschenromane darstellen.

Wie ein Groschenroman ist auch Tarantinos Klassiker in verschiedene, sehr unterschiedliche Kurzgeschichten aufgeteilt. Die Erzählstruktur ist dabei non-linear und sorgt durch geschickte Zeitsprünge und/oder Verknüpfungen für eine anhaltende Spannung und ein gewisses Maß an Verwirrung, ohne jemals den roten Faden gänzlich aus den Augen zu verlieren. Durch seine Lauflänge von knapp 2 ½ Stunden ist „Pulp Fiction“ jedenfalls ein ziemliches Brett, das seinem Ruf in jeglicher Art und Weise gerecht wird.

Tarantino schafft es wie kein Zweiter, Geschichten zu kreieren, die absurd und gleichzeitig packend sind. Minutenlange Dialoge über die sexuelle Komponente einer Fußmassage reihen sich an wilde Tanzszenen, um letztlich in einer (mehr oder weniger) rührseligen Geschichte über ein Erbstück zu gipfeln, die wiederum so unfassbar urkomisch erzählt wird, dass sie das Vorangegangene beinahe schon wieder verdrängt. Dabei löst sich Tarantino von der gewöhnlichen Chronologie, springt innerhalb unterschiedlicher Schauplätze und Zeiten hin und her und scheut auch nicht davor zurück, bestimmte Geschehnisse quasi rückwärts zu erzählen.

Getragen wird der Film dabei von seinen Charakteren, die ebenfalls allesamt sehr facettenreich und grundverschieden sind. Sämtliche Besetzungen wirken hierbei absolut perfekt. Im Hinblick darauf, dass für die meisten Rollen ursprünglich andere Schauspieler vorgesehen waren, lässt sich dies entweder als Glück, in jedem Fall aber als Glücksfall bezeichnen. Mit John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis oder Uma Thurman finden sich sowohl gestandene, als auch zur damaligen Zeit aufstrebende Hollywood-Stars im Ensemble wieder, bei denen der eine den anderen mit seiner Leistung überragt. Egal ob die nähere Betrachtung auf die kernigen Dialoge zwischen Travolta und Jackson oder die ikonische Tanzszene zwischen Thurman und Travolta fällt; die Chemie stimmt und grenzt dabei an Perfektion.

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Trotz seines Alters von nunmehr fast einem Vierteljahrhundert kann „Pulp Fiction“ auch visuell noch mit aktuellen Werken mithalten. Anders als beim Großteil der Filme aus dieser Zeit ist Tarantinos Werk sein Alter nicht zwingend anzusehen. Einzig die Wahl des Soundtracks lässt die Entstehungszeit erahnen, wobei dieser bewusst auf die jeweilige Szene/Stimmung angepasst wurde und größtenteils den Stilrichtungen „Country“ und „Surf Rock“ zuzuordnen ist. Über allem schwebt „You can never tell“ von Chuck Berry, das eine der wohl prägnantestes Szenen des Klassikers untermalt.

Zusammengefasst lässt sich also konstatieren, dass „Pulp Fiction“ nicht nur zu den besten Werken Quentin Tarantinos gehört, sondern zurecht zu den wohl besten Filmen aller Zeiten gezählt wird. Eine wahnwitzige Mischung aus schwarzem Humor, grotesk genialen Dialogen und einer gehörigen Portion Brutalität machen den Film zu einem zeitlosen Meisterwerk, dass höchstwahrscheinlich bis in alle Ewigkeit zitiert werden wird.

von Cliff Brockerhoff

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