Bereits in der näheren Vergangenheit präsentierten wir, das Team von Film plus Kritik, euch immer mal wieder von uns erarbeitete Rankings zu verschiedenen Themen rund um das Medium „Film“. Bisherige Beiträge beleuchteten unter anderem die besten Soundtracks der Filmgeschichte, oder aber die, unserer Auffassung nach, besten Filme des 21. Jahrhundert, erfreuten sich großer Beliebtheit oder riefen zumindest einen angeregten Diskurs hervor.

Verraten solche Rankings schon einiges über die subjektive Wahrnehmung und filmischen Vorlieben der einzelnen Redakteure, soll die nachfolgende Auflistung noch einen Schritt weiter gehen. Dieses Mal möchten wir euch Filme präsentieren, die verrissen, verschrien, verpönt und verdammt werden; und die uns doch ans Herz gewachsen sind. Wir präsentieren: Die „Guilty Pleasures“ von Film plus Kritik.

Team: mh = Mara Hollenstein; ck = Christian Klosz; cb = Cliff Brockerhoff


Transformers (2007):

Der Gedanke an das von Michael Bay auf die große Leinwand gebrachte „Transformers“-Franchise treibt vielen Menschen aus diversen Gründen die Tränen in die Augen. Die einen erfreuen sich am Anblick einer durchgeschwitzten Megan Fox, wohingegen andere einfach nur glücklich darüber sind, dass die einstigen Spielzeughelden der Kindheit nun auch im Kino ihr Unwesen treiben.

Der Großteil der Tränen rührt allerdings eher daher, dass die Verfilmung der Spielzeugreihe offiziell als Tiefpunkt in der Karriere von Michael Bay gilt und dementsprechend oft belächelt wird. Entgegen aller Vorurteile bietet aber gerade der erste Teil der Reihe ein knallbuntes Action-Spektakel, dass zwar streng nach Schema F agiert und einen erbitterten Kampf zwischen Gut und Böse inszeniert, dies aber zumindest mit Witz, Charme und technischer Finesse tut. Sowohl Shia LeBeouf, der durchaus als solider Schauspieler angesehen werden kann, als auch die mindestens verführerische Megan Fox funktionieren gut als Weggefährten von Autobots und Decepticons, die sich ohne Rücksicht auf Verluste die Blechschädel einschlagen. Lobenswerte Spezialeffekte und Materialschlachten auf hohem Niveau ebneten „Transformers“ zwar nicht den Weg in den Olymp der Filmgeschichte, machen das Spektakel aber zu einem kurzweiligen Vergnügen, das deutlich besser ist als ihm nachgesagt wird. (cb)

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Baywatch (2017):

Als 2016 bekannt wurde, dass es ein erneutes Revival einer beliebten 90-er Jahre Serie in Form eines Kinofilms geben würde, waren die Jubelschreie eher verhalten. Bereits die Serie hatte bei Kritikern aufgrund der teils abstrusen Handlungsstränge und fragwürdigen Effekte nie wirklich punkten können, was die Zuschauer allerdings nicht davon abhielt, jeden Tag aufs Neue einzuschalten, um das nächste Abenteuer rund um die motivierte Truppe von Rettungsschwimmern unter der Leitung von Mitch Buchannon mitzuverfolgen.

Genauso gespalten wie die Meinungen über die Kultserie heutzutage sind, fallen auch die Stimmen zum 2017 erschienenen Kinoreboot mit Dwayne „The Rock“ Johnson und Zac Efron aus. Von vielen als flache Komödie mit grenzwertigem Humor, schlechten Effekten und einem hanebüchenem Plot abgetan, scheinen es ebenjene Punkte zu sein, die den Film in den Augen anderer zu einem Erfolg machen. Und das nicht ohne Grund, denn eines steht fest: Der Film ist zweifellos im wahrsten Sinne des Wortes lächerlich. Aber: Dieser Film möchte genau das sein. Denn all jene Elemente, welche am stärksten von Kritikern bemängelt werden, zeigen, wie genau sich die Macher mit dem Ausgangsmaterial befasst haben, um in diesem satirisch überspitztem Neuaufguss den Finger in die Wunden der Serie zu legen. Abgerundet wird das Ganze durch zwei Cameo-Auftritte, die beweisen, dass sogar die großen Stars von einst wissen, dass selbst zum Kult avancierte Serien nicht immer pures Gold waren. (mh)

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Showgirls (1995):

Welch Aufsehen erregte Paul Verhoeven 1995, als sein als „Basic Instinct-Nachfolger“ angepriesener Film in die Kinos kam: Das Publikum war irritiert bis entgeistert, die Kritiker schockiert – und verrissen das Werk. Primitives, sexistisches Macho-Kino, eine Zurschaustellung (nicht verdeckter) nackter Körper, Misogynie in Reinform, furchtbare Schauspieler – die Vorwürfe gegen „Showgirls“ und gegen seinen Regisseur waren schier endlos.

Was die meisten dabei übersahen: Verhoeven konzipierte den Film von Anfang an in seiner speziellen Art und Weise als überzeichnete Satire, die sich unverschämt der Mittel bedient, die sie kritisiert: Noch mehr Glitzer, noch mehr Show, noch mehr Gewalt und noch mehr Sex. Wer die Ironie nicht erkannte, dem war nicht zu helfen. Spät, aber doch, erkannten einige ihren kolossalen Irrtum und damit die eigentliche Intention des Werkes. Vor allem in den letzten Jahren wandelte sich die Rezeption von „Showgirls“ zunehmend und er erlebte eine echte Wiederentdeckung. „Bester Film aller Zeiten“ oder „Bester Film der 90er“ meinen seither einige. Das mag letztlich zwar auch etwas übertrieben sein, aber „guilty“ fühlen muss man sich heute nicht mehr, wenn man sich dem Genuss eines „Showgirls“-Screenings hingibt. Selten wurde das Showbusiness und damit Hollywood – aus dem Zentrum Hollywoods heraus – derart effektiv und kreativ auf die Schippe genommen. (ck)

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Star Wars – Episode 1 (1999):

Der erste Teil der „neuen“ Star Wars-Trilogie trieb im Jahre 1999 hartgesottenen Fans der Reihe die Zornesröte ins Gesicht. Nach einer Wartezeit von 16 Jahren erwarteten Anhänger nicht weniger als ein grandioses Revival ihres geliebten Franchises. Was George Lucas dann allerdings auf die Leinwand zauberte, spaltete die Anhängerschaft wie kaum ein anderer Teil der Saga.

Angesichts der vorangegangenen Werke rund um den Kampf zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht, wirkte „Die dunkle Bedrohung“ der Auffassung vieler nach wie ein schlechter Scherz. Insbesondere der Charakter des tollpatschig veranlagten Jar-Jar Binks wurde missmutig aufgenommen, was letztlich dazu führte, dass Lucas den langohrigen Gungan in späteren Filmen nur noch selten in Erscheinung treten ließ. Die negative Auslegung der Änderungen ist zwar in Teilen nachvollziehbar, erscheint aber überzogen. Aus objektiver Sichtweise betrachtet bietet Episode 1 nämlich nicht nur einige erfrischende Neuerungen, sondern vor allem einen im wahrsten Sinne des Wortes kinderleichten Einstieg in das Heldenepos. Während jüngere Zuschauer bei den älteren Teilen wohl mit der Zugänglichkeit kämpfen, erleichtert „Die dunkle Bedrohung“ das Unterfangen und bietet, neben lustigen Momenten durch besagten Gungan, mit dem jungen Anakin Skywalker sogar eine Identifikationsfigur.

Farbenfrohe, perfekt choreographierte Laserschwert-Kämpfe und ein nicht allzu bedrohlicher Bösewicht öffnen Tür und Tor ins Star Wars-Universum und sind, losgelöst von allen Sentimentalitäten und Traditionen, die Eckpfeiler einer bärenstarken Rückkehr auf die große Hollywood-Bühne, die alte Stärken gekonnt mit frischem Wind verbindet und daher zu den besten Teilen gezählt werden muss. (cb)

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