Was macht die Magie von „Dirty Dancing“ aus? Eine Frage, auf die unsere Autorin Mara Hollenstein-Tirk versucht, Antworten zu finden.

„Es war der Sommer 1963…“, dies sind die ersten Worte einer Leinwandliebe, die Filmgeschichte schreiben sollte. Und das, obwohl inzwischen allseits bekannt ist, dass es hinter der Kamera weit weniger rosig zuging als davor: Denn es war eigentlich der Herbst 1986, als die erste Klappe für „Dirty Dancing“ fiel, und die Produktion schleppend voran schritt.

Während zunächst eine ungewöhnliche Hitzewelle Cast und Crew gleichermaßen zusetzte, verzögerte sich die Fertigstellung des Projektes immer weiter, sodass die Macher alle Hände voll zu tun bekamen, das erbraunende Blattwerk sowie die teils eisigen Temperaturen zu verschleiern. Doch nicht nur das Wetter sollte sich als Herausforderung herausstellen, auch um die Chemie der Hauptdarsteller stand es eher schlecht. Während sich Patrick Swayze schon einen Namen im Business gemacht hatte und als sehr konzentriert und professionell angesehen wurde, war es die Unerfahrenheit und mangelnde Ernsthaftigkeit seitens der jungen Jennifer Grey, die ihn zur Weißglut trieben.


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Allen Widrigkeiten zum Trotz war dann doch eines Tages die letzte Szene im Kasten und wurde 1987 mit ein wenig Bauchweh dem Publikum präsentiert. Damals hätte sich wohl keiner der Mitwirkenden auch nur im entferntesten träumen lassen, welche Resonanz die Liebesgeschichte rund um Johnny und sein Baby auslösen sollte…und zwar bis zum heutigen Tag. Weshalb es auch nicht verwundert, dass die Betreiber der Kinokette Cineplexx ein zeitlich und örtlich limitiertes Screening dieses Klassiker im Jahre 2018 in Angriff nahmen.

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Doch was macht den speziellen Zauber dieses Films aus, der die Jahre überdauert und von Alt wie Jung gleichermaßen geliebt wird? Versucht man dies jemandem zu erklären, der den Film noch nie gesehen hat, könnte man in Bedrängnis geraten: die Handlung ist weder kreativ noch neu, die Dialoge teilweise irritierend und nicht alle Mimen bieten eine denkwürdige Performance. Dennoch schafft es die Geschichte, einen zu verzaubern, denn ihre Stärken überstrahlen die Schwächen bei weitem.

Da wäre der Soundtrack, der einem direkt in die Glieder fährt, einen entführt in diesen Sommer, im Jahre 1963 bei den Kellermanns (und das obwohl kaum eines der Lieder tatsächlich aus dieser Zeit stammt…); die Tanzeinlagen, welche die richtige Mischung aus beeindruckend und amüsant aufweisen, um auch noch dem größten Tanzmuffel Tanzstunden schmackhaft zu machen; die knisternde Leidenschaft zwischen „Baby“ und ihrem Johnny, die zumindest vor der Kamera deutlich spürbar ist und für den Zuschauer außer Zweifel steht; sogar die einfach gestrickte Handlung scheint ein Grund für den Erfolg des Films zu sein, verleiht sie diesem doch genau diese Zeitlosigkeit, welche ihn Jahre und Generationen überdauern lässt.

Alles in allem findet man hier wohl einen der denkwürdigsten Vertreter des vor allem bei der Weiblichkeit äußerst beliebten Genres des Tanz-/Liebesfilms, der inzwischen zum wahren Klassiker avanciert ist – deshalb sollten auch Männer ruhig einmal einen Blick riskieren. Und so wie dieser Artikel mit den ersten Worten des Films beginnt, gibt es zum Ende eine Draufgabe, damit niemand je vergessen mag: „Mein Baby gehört zu mir!“.

von Mara Hollenstein-Tirk