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„The Domestics“ – Kritik

Es gibt sie doch noch, die kleinen, feinen Überraschungs-Hits, mit denen keiner rechnet, die völlig unerwartet im Kino auftauchen, und (fast) auf ganzer Linie überzeugen: „The Domestics“ fällt in diese Kategorie, ein post-apokalyptischer Horror-Thriller aus den USA, der nicht nur großartig inszeniert ist, sondern auch scharfe Gesellschaftskritik übt. Er reiht sich damit ein in eine Serie von Horror-Streifen, die die Zustände in den USA auf ihre ganz eigene Weise anprangern.

seit 23.8. im Kino

Nina und Mark West (Kate Bosworth und Tyler Hoechlin) leben in nicht wiederzuerkennenden Vereinigten Staaten: Die korrupte Politik hat wegen anhaltender Unruhen, Konflikte und politischer Wirren den „Reset-Knopf“ gedrückt, um mit einem tödlichen Nervengift alles Leben in den USA auszulöschen, um einen „Neustart“ zu ermöglichen. Doch einige waren immun gegen das Gift, überlebten, und finden sich nun in einem verwüsteten Land wieder, in dem pure Anarchie herrscht. Inzwischen haben sich Gangs gebildet, die sich das Land untereinander aufteilen, und mordend von Stadt zu Stadt ziehen. Nina und Mark waren verheiratet, wollten sich jedoch trennen, bevor „es“ passierte. Nun sind sie auf sich allein gestellt, machen sie sich gemeinsam auf den Weg Richtung Milwaukee, wo Ninas Familie wohnt(e). Kein leichtes Unterfangen bei von Freaks, Irren und Psychopathen bevölkerten Landstrichen…

Kate Bosworth & Tyler Hoechlin in „The Domestics“

Regisseur und Drehbuchautor Mike P. Nelson nimmt in seinem Film unmissverständlich Bezug auf die aktuelle Situation in den USA: Eine menschenverachtende Regierung ist verantwortlich für die Zustände im Land – nicht nur verantwortlich, sie löste sie gezielt aus, indem sie kurzerhand alles Leben auslöschte, um „alles neu“ zu machen. Für die Überlebenden ist jeder Tag ein existentieller Kampf, jeder ist sich selbst der nächste, purer Egoismus prägt und leitet das Handeln der „survivors“, also die schlechtester aller „amerikanischen Eigenschaften“. Das „gute, moralische“ Amerika wird einzig von Nina und Mark repräsentiert, und die Frage, die sich zurecht stellt, ist: Hat Liebe in einem derart devastierten Land, in einer derart aussichtslosen Situation überhaupt die Chance, zu überleben?

Neben dem eben erwähnten „Unterbau“ ist auch die Inszenierung in „The Domestics“ großteils sehr ansprechend: Die gewählte Farbpalette passt gut zur tristen Grundstimmung, die Action- und Kampfszenen sind solide und effektvoll choreographiert. Ein besonderer „Leckerbissen“ sind die immer wieder eingestreuten Musikstücke, amerikanische Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert, die mitunter aus dem Radio tönen, und sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film spannen. Die sanften, optimistischen Töne bilden einen verstörenden Kontrapunkt zur Handlung und zum verheerenden Zustand der im Film gezeichneten Vereinigten Staaten.

Fazit:

Mit „The Domestics“ ist Autor-Regisseur Mike P. Nelson eine wahre Überraschung gelungen: Effektiv wie atmosphärisch dicht inszeniert er eine kurzweilige Horror-Vision der USA, die von korrupten und egoistischen Politikern in den Abgrund geführt wurden, und in denen „Jeder gegen Jeden“ das einzige Gesetz ist. Ein filmischer Abgesang auf die Trump-Ära, der Warnung, Mahnung und Schreckensvision in einem ist.

Bewertung:

9 von 10 Punkten

von Christian Klosz

Bilder: Kinostar Filmverleih

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