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Kritik: „The Guilty“ /Slash Filmfestival

„The Guilty“ ist ein dänischer Konzept-Thriller und zugleich das Spielfilmdebüt des Regisseurs und Drehbuchautors Gustav Möller. Lediglich mithilfe eines Telefons muss der Polizist Asger die Frau am anderen Ende der Leitung retten.

Der Polizist Asger Holm (Jakob Cedergren) muss aufgrund eines Disziplinarverfahrens bis zu seiner Anhörung nun in einer dänischen Notrufzentrale arbeiten, beziehungsweise nach seinem eigenen Empfinden dort die Zeit „absitzen“. Am Abend vor seiner bevorstehenden Anhörung ruft jedoch eine in Panik versetzte Frau namens Iben (Jessica Dinnage) an, die angibt, entführt worden zu sein und stellt somit einen ernsteren Fall dar, als die sonstigen AnruferInnen. Asger erkennt sofort, dass er hier schnell handeln muss.

Als Handlungsort fungieren während der ganzen 85 Minuten hindurch einzig und allein die vier Wände besagter Notrufzentrale. Hier, mit dem Hauptprotagonisten stets vor Ort, läuft alles in Echtzeit zusammen. Allein durch Asgars Telefonate mit der Jungmutter Iben, die, wie sich schon bald herausstellt, von ihrem Ex-Mann Michael (Johan Olsen) offenbar entführt worden war, und sich nun in dessen Auto befindet, durch etwaige Anrufe bei Kollegen, um die Fahndung in die Wege zu leiten sowie mittels einzelner Privatgespräche konstruiert Regisseur Möller ein filmisches Universum, dass sich nur in den Köpfen des Publikums abspielt. Einzig durch die Tonebene schafft es der Regisseur, ganze Räume zu inszenieren, die zwar nie zu sehen sind, aber trotzdem sehr real und spürbar wirken. Parallel zum Haupthandlungsstrang erfährt man nebenbei immer mehr über den Grund für Asgers Versetzung und dessen laufenden Prozess.

So ist das Kammerspiel meist trotz minimalistischer Aufmachung und dank einiger unerwarteter Wendungen spannungsgeladen, hat jedoch auch hin und wieder narrative Durchhänger, durch die der Film recht farblos beziehungsweise langatmig erscheint.

Die Bilder des Films waren in nicht mehr als 13 Tagen bereits abgedreht, jedoch wurde dafür laut Möller umso mehr Zeit in die Klangarbeit investiert: „The sound is a huge part of it, it’s like you’re doing half of the production design and cinematography in the sound editing room.”

Aufgrund dessen erhielt der Film bei bisherigen Filmfestivals und seitens der Kritiken stets positives Rückmeldung. Im Rahmen des Sundance Film Festival 2018 feierte Möllers erster Spielfilm seine Weltpremiere und gewann nicht nur den Publikumspreis, sondern war auch für den Großen Preis der Jury nominiert. In Österreich war „The Guilty“ erstmals auf dem 9. /slash Filmfestival, das noch bis inklusive 30. September läuft, zu sehen. Regulär flimmert der Film über die heimischen Kinoleinwände erst ab dem 01. November 2018.

Fazit:

„The Guilty“ ist gerade aufgrund der Reduktion auf der Bildebene auf nur einen einzelnen Handlungsraum besonders interessant. Mithilfe der Tonebene gelingt es Möller, die Phantasie des Betrachters anzuregen und die fehlenden Bildwelten selbst in seiner Vorstellung zu ergänzen. Zugleich führt diese Reduktion stellenweise auch zu einzelnen Spannungspausen, die auch durch die recht einfach gehaltene Handlung begründet sind, was dem Film insgesamt aber nicht allzu sehr schadet. Alles in allem ein gelungenes Spielfilmdebüt.

Bewertung:

7 von 10 Sternen

von Elli Leeb

 

Titelbild: c Slash-Filmfestival

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