Terry Gilliam, ein Mann, ein Name, eine Legende: Seien es seine fulminanten Anfänge mit der legendären Spaßtruppe Monty Python, seine Soloprojekte, unter denen Kultfilme wie „Brazil“ und „12 Monkeys“ zu finden sind, oder seine Auftritte als Schauspieler – jeder neue Kniff des Tausendsassas scheint seinen Kultstatus nur noch weiter zu festigen. Mit „The Man Who Killed Don Quixote“ bringt Gilliam nun endlich ein Herzensprojekt auf die große Leinwand, dessen Realisation über 25 Jahre auf sich warten ließ. Doch kann ein Film, der eine so lange Zeit in der Produktionshölle feststeckte, der mehrmals verschoben wurde und um den im Vorfeld erbitterte Kämpfe ausgetragen wurden, tatsächlich den hohen Erwartungen an ihn gerecht werden? Erfahrt es hier in unserer Kritik.

„The Man who killed Don Quixote“ kurz zu umreisen scheint eine schier unlösbare Aufgabe zu sein. Eine gestraffte Inhaltsangabe à la: „Ein Regisseur kehrt nach einigen Jahren durch ein Filmprojekt zurück nach Spanien und entdeckt, dass er sich ganz in der Nähe eines Dorfes befindet, in dem er während seiner Studienzeit ebenfalls einen Film drehte. Wie der Zufall es so will handelt es sich bei dem aktuellen, ebenso wie bei dem damaligen Projekt, um die Verfilmung der Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt. Aufgrund seiner derzeitigen kreativen Stagnation beschließt der Regisseur, das Dorf von einst erneut zu besuchen, nur um feststellen zu müssen, dass sein Hauptdarsteller von damals nie wieder aus seiner Rolle herausgefunden hat. Durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse begibt sich das ungleiche Paar gemeinsam auf die Suche nach dem nächsten Abenteuer.“, lässt beim Leser wahrscheinlich ein Gefühl von Verwirrung aufkommen. Und tatsächlich spielt der Film auf und mit so vielen Ebenen, dass man eine überladene und konfuse Geschichte befürchten könnte. Dem großen Talent Gilliams ist es geschuldet, dass dies glücklicherweise nie der Fall ist. Zwar verwischen die Grenzen zwischen Realität und Wahn an so mancher Stelle, allerdings driftet der Film dabei nie ins Undurchsichtige ab.

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Überhaupt kann man „The Man Who Killed Don Quixote“ wohl als einen der zugänglichsten Filme des Kultregisseurs betrachten. Man hat als Zuschauer stets das Gefühl behutsam an der Hand genommen und durch das phantasievoll inszenierte Märchen geleitet zu werden. Auch die Handlung, anders als in jenen Zukunftsdystopien, für die Gilliam bisher eher bekannt ist, entfaltet sich als kunstvolles Mosaik, bei dem sich am Ende alle Teile mühe- und nahtlos ineinander fügen. Doch nicht nur die gekonnte Inszenierung, gepaart mit einem pointierten Drehbuch, sorgen dafür, dass der Film ein magisches Abenteuer ist, von dem man sich gerne verzaubern lässt, sondern auch die wundervolle Kulisse, welche den grandiosen Schauspielern als Bühne dient, tragen ihren Anteil dazu bei. Zwar hätte eine Version mit Johnny Depp und Jean Rochefort sicherlich auch ihre Reize gehabt, aber Adam Driver und Jonathan Pryce scheinen mehr als fähig, in deren Fußstapfen zu treten. Die Chemie ist stimmig, die Figuren liebevoll umgesetzt und das Timing sitzt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass dem Zuschauer trotz all der Absurditäten das Herz schwer wird, wenn der Film – wie die Figuren – dem unausweichlichen Ende entgegen reitet.

Alles in allem ist „The Man who killed Don Quixote“ ein Film, der durch sein gut durchdachtes Skript, seine sympathischen Charaktere sowie seine märchenhafte Atmosphäre einen frischen und definitiv sehenswerten Blick auf den Mann von La Mancha wirft.

Bewertung:

9 von 10 Punkten

von Mara Hollenstein

Bilder: Filmladen Filmverleih