Er gilt als DAS Enfant terrible unter den Regisseuren schlechthin: Lars von Trier, dessen neuer Film „The House That Jack Built“ Ende November in die Kinos kommt, gab der SZ kürzlich ein bemerkenswertes Interview, in dem er offen wie nie über seine Ängst und Depressionen sprach, und mit einigen Aussagen aufhorchen ließ.

Dass von Trier ein nicht ganz einfacher Charakter ist, ist hinlänglich bekannt, ebenso seine diversen Ängste, Ticks und Phobien: So verunmöglicht ihm seine Flugangst, in den USA zu drehen. Und dass er viele seine Filme selbst als „Verarbeitung seiner Depressionen“ betrachtet, tat er auch schon in mehreren Interviews kund. In dem am 9.11. erschienen Interview geht von Trier noch einige Schritte weiter: Für ihn sei das Leben auf Erden schon die „Hölle“, wie er offen eingestand, da er sich nicht vorstellen können, dass es irgendwo noch schlimmer sein könne.

Grund dafür seien ständige Angst- und Panikattacken, die in den letzten Jahren schlimmer geworden seien, und die die Arbeit an seinen Filmen immer schwerer machen. „Da muss ich mich eben zusammenreißen“, meint von Trier auf die Frage, ob es überhaupt möglich sei, unter solche Bedingungen zu arbeiten. Seit Jahrzehnten nehme er zudem Psychopharmaka gegen seine psychischen Beschwerden, inzwischen in so hoher Dosierung, dass sie seine Motorik beeinträchtigen: „Meine Psychopharmaka sind mittlerweile so hoch dosiert, dass meine Hände ständig zittern, ich kann kaum mein Handy bedienen. Außerdem bin ich immer so müde, ich kann mich kaum wach halten.“

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Überraschend wohl auch für Fans des dänischen Regisseurs: Er sagt, dass er selbst momentan überhaupt keine Filme mehr schaue, da ihn das zu sehr anstrenge. Früher habe er immerhin noch gerne fern gesehen, z.B. Tennis habe er mit Interesse verfolgt, doch auch das bereite ihm nun keine Freude mehr; seit einem halben Jahr habe er nicht mehr fern gesehen. Den Großteil der Zeit verbringe er mit Tagträumen – und auch das klingt einfacher, als es ist: „Wenn ich einfach rumliege, döse, nachdenke, muss ich mich sehr darauf konzentrieren, dass das nicht mit einer Panikattacke endet. Der dunklen Seite nachzugeben ist leider viel einfacher, als das Gute zu sehen. Eine sehr menschliche Eigenschaft, wir sind sehr masochistisch veranlagt“, meint der Regisseur.

Ab 30.11. ist von Triers neuester Film „The House that Jack built“ im Kino zu sehen (zur Kritik: „The House That Jack Built“), dessen Dreharbeiten nicht unmaßgeblich von den seelischen Qualen des Regisseurs gekennzeichnet waren. Das gesamt Interview gibt es hier zu lesen (kostenpflichtiger Artikel): „Das Leben ist die Hölle“ – Lars von Trier in der SZ