M. Night Shyamalan kann auf wechselvolle Jahre zurückblicken: Nach seinem gefeierten Debüt „Sixth Sense“ und den durchaus ansehnlichen Nachfolgern „Unbreakable“ und „Signs“ schien es bergab zu gehen mit der Karriere, trotz größerer Budgets konnten seine Werke kaum noch überzeugen – weder Publikum, noch Kritik. Ein kleines Comeback gelang 2015 mit dem Low-Budget-Schocker „The Visit“, spätestens mit „Split“ brachte sich der Regisseur ins kollektive Bewusstsein der Filmfans zurück. Deshalb war die Spannung groß, was uns Shyamalan mit „Glass“, dem Abschluss der aus „Unbreakable“ und „Split“ bestehenden Trilogie, auftischen würde – und das Fazit fällt durchwachsen aus.

„Glass“ beginnt einige Jahre nach der Handlung von „Split“: Damals war Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) im Zentrum gestanden, der an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet, und mehrere junge Mädchen entführte. Nur eine – Casey (Anya Taylor-Joy) – konnte entkommen, während Crumb weiter sein Unwesen treibt. David Dunn (Bruce Willis), der „unzerbrechliche Mann“ aus „Unbreakable“, macht indes unter Mithilfe seines Sohnes Joseph Jagd auf Crumb, und will dessen Treiben ein Ende setzen. Das erste Aufeinandertreffen der beiden endet mit der Festnahme und anschließenden Unterbringung beider in einer psychiatrischen Anstalt. Dort sollen sie von Dr. Ellie Staple behandelt werden, die behauptet, an einer psychischen Störung zu forschen, deren Charakteristikum es ist, dass die Betroffenen sich für Superhelden, oder für mit Superkräften ausgestattet, halten. In einer finalen Therapiesession treffen Dunn und Crumb auf „Mr. Glass“ Elijah Price (Samuel L. Jackson), der schon seit Jahren in der Institution stationiert ist…

Ohne Vorkenntnis der beiden anderen Filme ist es vermutlich schwer, der Handlung von „Glass“ folgen zu können. Ab und an kommt diese etwas ins Stocken, da Shyamalan versucht, alle alten und neuen Erzählstränge zu verbinden, was mitunter das Tempo und die Flüssigkeit des Films behindert. Dennoch: Bis zu den finalen 15, 20 Minuten macht der Regisseur seine Sache durchaus gut, der Film ist stellenweise fesselnd wie der Vorgänger „Split“, interessant und teils mit den typischen Suspense-Sequenzen ausgestattet, für die Shyamalan bekannt ist.

Er führt eine neue psychologische Interpretationsebene ein (die 3 Hauptcharaktere sind weder Superhelden, noch haben sie übernatürliche Kräfte – mit diesem Konzept spielten die beiden Vorgängerfilme – sondern leiden an einer psychischen Störung, die sich logisch erklären lässt, und sie dazu bringt zu glauben, dass sie „Superkräfte“ hätten), spielt überhaupt recht kreativ mit dem Superhelden-Motiv, dem der Regisseur neue Aspekte und Perspektiven abringt. Das große Manko von „Glass“ ist, wie bereits angedeutet, das Finale, das unschlüssig wirkt, zu ausgedehnt und langatmig, und zu konstruiert. Schade ist das umso mehr, als Shyamalan bisher immer als Meister der perfiden Plot-Twists und sinistren Showdowns galt, und das misslungene Ende einem an sich guten Film nicht unerheblich schadet.

Fazit:

„Glass“ ist leider nicht der erwartete fulminante Showdown zu M. Night Shyamalans Trilogie. Obwohl nicht durchwegs misslungen und mit Sequenzen ausgestattet, die das große Talent des Filmemachers erkennen lassen, verhindert vor allem das mangelhafte Finale eine bessere Bewertung. Für Fans von „Unbreakable“ und „Split“ sicher einen Blick wert, dennoch der schwächste Film der Reihe.

Bewertung:

5 von 10 Punkten

von Christian Klosz

Bilder: Disney Pictures bzw. Jessica Kourkounis / Universal via Entertainment Weekly