Historische Dramen, die auf realen Ereignissen beruhen, erfreuen sich nicht erst heutzutage großer Beliebtheit, und auch die schottischen Highlands sind dem geneigten Cineasten spätestens seit „Braveheart“ ein Begriff. Als Ende 2016 dann bekannt wurde, dass die etablierte britische Theaterregisseurin Josie Rourke das Leben von Maria Stuart, der legendären Königin Schottlands, mit Saoirse Ronan und Margot Robbie in den Hauptrollen verfilmen würde, waren die Erwartung dementsprechend hoch. Ob der am 17.1. in den Kinos anlaufende Film diesen Erwartungen gerecht werden kann, erfahrt ihr hier in unserer Kritik.

Mitte des 16. Jahrhunderts kehrt Maria Stuart (Saoirse Ronan), nach dem Tod ihres Mannes, in ihre Heimat Schottland zurück, um den ihr rechtmäßig zustehenden Thron zu besteigen. Während ihrer Abwesenheit herrschte ihr Halbbruder über das Reich im Norden und in England regiert ihre Cousine Elisabeth (Margot Robbie). Obwohl Maria alles versucht, um sich als neue Königin zu behaupten, sind es Intrigen aus den eigenen und fremden Reihen, die sie schließlich zu Fall und in Lebensgefahr bringen und sie aus lauter Verzweiflung in die Arme ihrer Rivalin um die englische Krone treiben.

„Maria Stuart, Königin von Schottland“ ist ein Historienfilm, welcher von seinen Kulissen her wohl kaum schöner sein könnte. Mit viel Liebe zum Detail und mit Hilfe der besonderen Anziehungskraft der rauen Schönheit Schottlands bannt das Team hier einen Film auf die Leinwand, der den Zuschauer tatsächlich direkt in das 16. Jahrhundert katapultiert. Dabei sind es die eingefangenen Landschaften, die authentischen Burgen und die meisterlich genähten Kostüme, welche die Szenerie zu mehr werden lassen, als der Summe ihrer Teile.

Zu dieser perfekten Illusion tragen natürlich auch die Schauspieler ihr bestes bei und vor allem die beiden Protagonistinnen liefern äußerst gelungene Performances ab. Da stört es auch nicht, dass die etwas angestaubte Sprache zunächst für heutige Ohren ein klein wenig gestelzt klingen mag – das teils dezent theaterhaft wirkende Spiel dürfte sowieso der Regisseurin geschuldet sein. Die im Theater liegenden Wurzeln der Regisseurin sind aber nicht nur bei den Dialogen deutlich erkennbar, auch viele der Innendrehs wirken in ihrer Inszenierung stellenweise wie ein Kammerspiel. Wobei ein solches Vorgehen bei der zugrunde liegenden Geschichte als durchaus stimmig angesehen werden kann.

Die Geschichte ist es auch, die ob des wieder einmal irreführenden Marketings vielleicht etwas irritieren könnte. Vermarkten Trailer und Plakate den Film nämlich noch als den geschichtsträchtigen Kampf zweier Monarchinnen um den englischen Thron, befasst sich das Werk eigentlich mit den Jahren vor Maria Stuarts Flucht nach England, als sie um die Vorherrschaft in Schottland gegen die dortigen Lords kämpfen muss, und als Elisabeth nur eine Nebenrolle in ihrem Leben einnimmt. Die Jahre der Gefangenschaft werden kaum porträtiert und ihre Hinrichtung dient lediglich als Korsett, welches die Handlung umfasst. Die schnelle Abhandlung dieser doch so entscheidenden Jahre mag zunächst befremdlich wirken, ergibt aber aufgrund des gesamten dramaturgischen Aufbaus des Films durchaus Sinn.

Fazit

Alles in allem ist „Maria Stuart, Königin von Schottland“ ein historisches Biopic, das durch seine Bildgewalt, das große Talent seiner Protagonisten und die gekonnte Inszenierung zu überzeugen weiß – da fällt dann auch die ein oder andere kleinere künstlerische Freiheit die Geschichte betreffend nicht weiter ins Gewicht. Ab 17.1. im Kino!

Bewertung

9 von 10 Punkten

von Mara Hollenstein-Tirk

Bilder: Universal Pictures International