Unerwartet hat Netflix während der Oscarverleihung vergangene Sonntagnacht einen ersten Teaser zu Martin Scorseses „The Irishman“ veröffentlicht. Allzu viel ist in dem Clip nicht zu sehen, bloß eine fallende Patronenhülse auf schwarzem Hintergrund, während die Namen einiger Hollywood-Größen erscheinen: Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel werden Rollen im Film übernehmen.

Und obwohl der Teaser echtes Filmmaterial vorenthält, verrät er bereits, dass „The Irishman“ kommenden Herbst erscheinen soll. Besonders spannend: Die Netflix-Produktion wird nicht nur auf der Plattform des Streaming-Anbieters abrufbar sein, sondern auch über die Kinoleinwände flimmern. Ein Kinostart bedeutet zudem, dass die Produktion für Oscarnominierungen in Frage kommen wird, wie zuletzt auch Alfonso Cuaróns Netflix-Drama „Roma“, das heuer drei Preise gewann.

Als Vorlage für Scorseses Gangsterfilm dient der True-Crime-Bestseller „I Heard You Paint Houses“ von Charles Brandt. Dieser erzählt die Geschichte des Auftragskillers Frank Sheeran (De Niro) mit dem titelspendenden Spitznamen „The Irishman“, zu dessen Opfern auch der Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Pacino) gehört. Für die Drehbuch-Adaption des Romans ist Steven Zaillian („Gangs of New York“) verantwortlich.

Der Zeitrahmen der Filmhandlung spannt sich über einige Jahrzehnte. Um die Figuren in den verschiedenen Abschnitten ihres Lebens zeigen zu können, wurden allerdings nicht, wie sonst häufig der Fall, Darsteller unterschiedlicher Altersklassen gecastet. Stattdessen werden De Niro und Co. mit der Hilfe angeblich revolutionärer visueller Effekte aus der Trickkiste von Industrial Light and Magic über weite Strecken des Films digital verjüngt.

Dieser äußerst kostspielige Prozess ist mitverantwortlich für die stolzen 175 Millionen US-Dollar, die der Film aktuell kosten soll. Mit diesem Blockbuster-Budget ist „The Irishman“ die bisher teuerste Produktion von Netflix.

von Paul Kunz