Japanische Vorlieben, besonders in Bezug auf Sex und Erotik, sind für westliche Zuschauer nicht immer leicht nachvollziehbar: Jede/r, der/die schon einmal zufällig auf einschlägigen Seiten im Internet gelandet ist, weiß, wovon die Rede ist. Auch „ernste“ filmische Annäherungen an das Thema vermögen es stets, zu irritieren.

Der japanische Regisseur Sion Sono nähert sich dem Phänomen mit seiner Softporno-Hommage „Antiporno“ an, der ab Mitte Mai zumindest in den deutschen Kinos zu sehen sein wird. Der Film ist einerseits Sozial- und Beziehungsstudie, andererseits Teil eines breiten „Roman Porno“-Revivals der japanischen Filmschmiede Nikkatsu: Dieses Genre erfreute sich in den 70-er und 80-er-Jahren großer Beliebtheit, und zeichnet sich dadurch aus, dass von der Produktionsfirma eine bestimmte Anzahl von Sex-Szenen vorgeschrieben wird (meist im Ausmaß von ca. 10 Minuten) – die Regisseure ansonsten aber freie Hand beim Schaffen haben.

Worum geht es nun konkret in „Antporno“? Die Handlung dreht sich um zwei Frauen mit unterschiedlicher sozialer Stellung: Kyoto (Ami Tomite) ist eine berühmte Künstlerin mit ausuferndem Lifestyle, die im Rahmen eines Pressetermins Reporter, Kameraleute und sonstige Medienvertreter in ihrem Atelier begrüßt, Noriko (Mariko Tsutsui) ist ihre Assistentin. Die meist gelangweilte Kyoto amüsiert sich damit, Noriko vor versammelter Mannschaft zu erniedrigen und zu demütigen. Was folgt, ist eine Mischung aus Charakterstudie und ausuferndem Bilderrausch, das Publikum kann sich auf Plot-Twists und Enthüllungen gefasst machen, aber auch wahrlich unangenehme Szenen.

von Christian Klosz