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„Kleine Germanen“ – Kritik

„Viele Kinder zu haben, die rassig rein sind, das ist ganz wichtig und in dem Geist werden natürlich auch dann die Kinder geprägt.“

„Kleine Germanen“ erzählt die Geschichten von Kindern, die in einem rechten, neonazistischen Umfeld aufwachsen. 90 Minuten lang kombinieren die Regisseure Frank Geiger und Mohammad Farokhmanesh auf interessante Weise Dokumentar- mit Animationsfilm, interviewen dabei Eltern, die sich politisch rechts verorten und lassen Experten zu Wort kommen. Bei uns ist der Film, der seine Premiere im Rahmen der 69. Berliner Filmfestspiele feierte, regulär ab dem 30. Mai auf den Kinoleinwänden zu sehen.

von Elli Leeb

Haupthandlungsstrang, der sich durch den ganzen Dokumentarfilm hindurchzieht, ist die animierte Geschichte Elsas, die auf wahren Begebenheiten beruht. Elsas größtes Vorbild in ihrer Kindheit ist ihr Opa, der ehemaliger SS-Soldat ist und auch nach dem Krieg noch einschlägige Ansichten vertritt. Elsa wächst in den 70er Jahren auf, wird von ihrem Großvater und durch seine nazistischen Parolen maßgeblich geprägt und zieht als Erwachsene ihre Kinder mit denselben Werten auf – bis sie aufgrund dramatischer Vorfälle mit ihrem (ehemals rechtsradikalen) Ehemann beginnt, die Ideologie zu hinterfragen.

Haupthandlungsstrang, der sich durch den ganzen Dokumentarfilm hindurchzieht, ist die animierte Geschichte Elsas, die auf wahren Begebenheiten beruht. Elsas größtes Vorbild in ihrer Kindheit ist ihr Opa, der ehemaliger SS-Soldat ist und auch nach dem Krieg noch einschlägige Ansichten vertritt. Elsa wächst in den 70er Jahren auf, wird von ihrem Großvater und durch seine nazistischen Parolen maßgeblich geprägt und zieht als Erwachsene ihre Kinder mit denselben Werten auf – bis sie aufgrund dramatischer Vorfälle mit ihrem (ehemals rechtsradikalen) Ehemann beginnt, die Ideologie zu hinterfragen.

Elsa in „Kleine Germanen“

Dabei ziehen die beiden Regisseure immer wieder Parallelen zwischen Elsas Geschichte und den Erzählungen anderer interviewter Akteure des rechten Lagers, alles ergänzt durch Äußerungen von ExpertInnen aus dem Off. Aussagen, die das animierte Narrativ tätigt, werden auf diese Weise eindringlich untermauert, da klargemacht wird, dass jene Verhältnisse keinen Einzelfall darstellen.

So erzählen aktuelle rechte Aktivisten von ihrer Kindheit und auch die ihrer eigenen Kinder, wobei diese von den Regisseuren niemals vorgeführt werden. Das Problem, das dabei entsteht: Sofern man die jeweiligen Interviewten als Zuseher oder Zuseherin nicht kennt, ist man während des Interviews oftmals nicht sicher, welche politische Einstellung sie haben. So werden ihnen selten entlarvende Aussagen entlockt, die sie von anderen Familien maßgeblich abheben würden. Deutlich wird aber, bei allen InterviewpartnerInnen, die Wichtigkeit eine autoritären Erziehung, das Hochhalten „alter Werte“ und eine banale Heimat- und Naturromantik.

Zu Wort kommen hierbei beispielsweise der rechtsnationale Verleger Götz Kubitschek und dessen Ehefrau, die rechtspopulistische Journalistin Ellen Kositza, die man durch dessen bieder-bürgerliche, freundliche Art zunächst auch für CSU-Wähler halten könnte. Oder auch Martin Sellner, der Chef der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich, der in einer früheren Pegida-Rede Österreichs politische Situation als ein „Fenster für die Zukunft Deutschlands“ bezeichnet, da Österreich damals „die konservativste Regierung seit langem“ hat(te).

Götz Kubitschek (links) und Ellen Kositza (rechts)

Ein weiteres Problem von „Kleine Germanen“, ist, dass die besagte Elsa, die aus dem Off ihre Geschichte zu den animierten Bildern erzählt, in den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts aufwuchs, was genaugenommen nicht viel darüber aussagt, wie Kinder heutzutage rechte Sozialisierung erfahren – wenngleich diverse Äußerungen nahelegen, dass sich daran nicht viel geändert hat.

Dennoch nehmen die beiden Regisseure ihr Publikum durchgehend ernst, lassen das Bildmaterial oft unkommentiert und vertrauen auf das Urteilsvermögen der Zuseherin und des Zusehers. Lediglich durch subtile Weise wird die Haltung der Filmemacher zum Ausdruck gebracht: Elsas Handlungsstrang wird zunehmend bedrückender, wodurch Geiger und Farokhmanesh das Publikum gekonnt berühren.

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Zum Schluss gibt der Film zu bedenken, dass sich sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Rahmen die Geschichte wiederholen kann. Selbst dann, wenn heute rechtsextreme Prägungen viel subtiler stattfinden, gibt es sie dennoch und sind deswegen womöglich nicht weniger gefährlich.

Fazit:

„Kleine Germanen“ ist die interessante Verbindung aus Dokumentar- und Animationsfilm, die auf feinfühlige Weise zu verstehen versucht, wie es ist, in Familien mit rechtsextremen Wertevorstellungen aufzuwachsen. Auch wenn den Regisseuren Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger nicht alles durchgehend aufgeht, eröffnet der Film eine interessante Sichtweise auf den Rechtsruck der letzten Jahre. Gerade in solch politisch bewegten Zeiten wie heute stellt die Thematisierung einer viel zu wenig beachteten kindlichen Prägung als eine Erklärung für die Annahme rechten Gedankenguts einen interessanten Blickwinkel dar.

Bewertung:

7 von 10 Punkten

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Bilder: © Filmladen Filmverleih

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