Russische Frauen legen leichtgläubige österreichische Männer mit Machtfantasien aufs Kreuz – war da nicht was? Das war jetzt dennoch keine Nacherzählung der Ibiza-Affäre, sondern der Plot der österreichischen Komödie „Kaviar“ in Kurzform, die am 13.6. in unseren Kinos startet. Als russisch-österreichische „Culture-Clash-Komödie“ angekündigt, schickt sich der Film zudem an, sich in die Riege der gelungenen Exponenten dieses Genres aus den letzten Jahren wie „Die Migrantigen“ oder „Womit haben wir das verdient?“ einzureihen. Kurzum: Man sieht sich einer gewissen Erwartungshaltung gegenüber – die der Film leider nicht erfüllen kann.

von Christian Klosz

Nadja (Margarita Breitkreiz) verdingt sich als Dolmetscherin für den neureichen russischen Oligarchen Igor, der seit kurzem in Wien weilt, und mit einer gehörig unverschämten Idee aufhorchen lässt: Seine Residenz in der Hauptstadt will er direkt auf der Schwedenbrücke im ersten Bezirk bauen lassen. Die Einwände von Nadja, neben Übersetzerin auch „Mädchen für alles“, dass das hier nicht so leicht möglich sei, werden mit Verweis auf zur Weitergabe bereite prall befüllte Geldkoffer weggewischt. Während erste Treffen mit österreichischen Offiziellen eingefädelt werden, schmiedet Nadja mit ihrere Freundin Vera (Darya Nosik) und ihrer Babysitterin Teresa (Sabrina Reiter) einen ganz anderen Plan: Den geldgierigen Männern soll eine Lektion erteilt werden, und die 3 Millionen Schmiergeld am Ende in den Händen der Mädels-Clique landen. Doch auch Igor und seine Kumpanen sind nicht auf den Kopf gefallen…

Der reiche Russe Igor will sich in Wien einkaufen

„Kaviar“ entwirft ein Setting zwischen noblen Dachterrassen, teuren Massagen, Geldkoffern und jeder Menge Alkohol, was wohl auch als Beleg dafür dienen soll, dass doch nicht alle Russen-Klischees pure Fantasie sind – immerhin ist die Regisseurin selbst Russin, und kennt wohl ihr „Milieu“. Das Gewicht der Story wird paritätisch auf den Schultern der 3 Protagonistinnen Nadja, Vera und Teresa verteilt, die an sich ziemlich unterschiedlich sind: Nadja ist eine bestens gebildete Akademikerin mit 2 Doktor-Titeln und Kindern aus erster Ehe, die das geldgeile Treiben ihrer Landsleute durchaus hinterfragt und durchschaut; Vera (Darya Nosik) wird als Provinz-Russin gezeichnet, die durch Heirat mit dem wohlhabenden Klaus (Georg Friedrich) zu Geld und einem österreichischen Pass gekommen ist – und nun die Nachteile (Klaus betrügt sie) dieser Abhängigkeit zu spüren bekommt. Terese (Sabrina Reiter) hingegen (ob auch sie russische Wurzeln hat, bleibt unbekannt) verdingt sich neben ihrer Anstellung als Babysitterin als „antikapitalistische Künstlerin“ und lebt in einem besetzten Haus in einer alternativen Anarchisten-Community.

Simon Schwarz und Georg Friedrich in „Kaviar“

Zuerst zum Positiven: Die bereits genannten (und auch die bisher ungenannten) Mimen machen ihre Sache durchwegs ordentlich. Besonders hervorzustreichen ist die Leistung von Sabrina Reiter als unbekümmert-gerissene und sympathische Teresa, die durch die Natürlichkeit ihrer Darstellung überzeugt.

Die erzählte Geschichte ist, wie spätestens seit Ibizagate wissen, weniger unrealistisch, als sie auf den ersten Blick wirkt, und böte an sich den Boden für ein fulminantes Gagfeuerwerk – womit wir bei den Problemen von „Kaviar“ angelangt sind: Viele der intendierten Scherze zünden nicht, oft wirkt der Erzählton und auch die Inszenierung allzu „brav“ und bieder, vor allem wenn man den Film mit den oben genannten österreichischen Vertretern vergleicht. Vergeblich sucht man auch den Mut zur Subversion, zur Hinterfragung der dargestellten Klischees oder zum Blick „hinter die Kulisse“: Das dargestellte Bild entspricht großteils gängigen Klischees von geldverliebten russischen Männern und statusbezogenen russischen Frauen. Kann man machen, wirkt aber insgesamt nur wenig innovativ.

Fazit:

Alles in allem ist „Kaviar“ kein totaler Reinfall, und bietet stellenweise ganz nette Unterhaltung, wirkt aber insgesamt zu brav, zu „glattgebügelt“ und an den entscheidenden Stellen zu mutlos, um nach der Sichtung länger im Gedächtnis zu bleiben. Blickt man auf insbesondere in den letzten paar Jahren in Österreich entstandene Filme unterschiedlichster Genres und Zugänge, siedelt sich „Kaviar“ leider in der unteren Hälfte an. 

Bewertung:

5 von 10 Punkten

Bilder: Thimfilm