Clint Eastwood ist 89 Jahre alt, und ist immer noch Garant für anspruchsvolle, solide, gut gemachte und vor Allem ehrliche Film – Arbeit. Nach seinem Hit „American Sniper“ brachte er 2016 mit „Sully“ einen weiteren, äußerst erfolgreichen Film in die Kinos. Der aktuellen (Kreativ-)Flaute in Hollywoods Kinolandschaft begegnet der Altmeister mit einer solide erzählten, einfachen (Helden-) Geschichte.

von Christian Klosz

Chesley „Sully“ Sullenberger gelingt 2009 das Unmögliche: Er landet ein Flugzeug, dessen Triebwerke nach dem Start ausgefallen sind, sicher im Hudson- River, ohne ,dass dabei eine Menschenseele verletzt würde. Anzeichen auf Heldenverehrung begegnet er mit Skepsis, er habe doch nur „seinen Job getan“. Das „Wunder vom Hudson“ wandelt sich aber langsam zum Alptraum für Sully und seinen Co-Piloten und deren Familien, da eine Untersuchungskomission herausfinden möchte, was in den 208 Sekunden „wirklich“ passiert sei. Langsam beginnt auch Sully selbst daran zu zweifeln, ob er wirklich das „Richtige“ gemacht hat, ob die Notlandung im Hudson- River alternativlos war, ob er nicht etwas hätte anders machen können. Die Bürokratie der Flugaufsichtsbehörde erlaubt keine Helden(taten).

Eastwood erzählt hier wie gewohnt gekonnt, reduziert und mit stoischer Ruhe die Geschichte eines Helden, der an seiner eigenen Heldentat zu zweifeln beginnt. Während sich die Medien, die Öffentlichkeit und die nach 9/11 immer noch traumatisierten New Yorker Bürger dankbar auf Sully stürzen, leitet die Sicherheitsbehörde eine Untersuchung sein. Augenscheinlich wird dabei der Zynismus, mit dem solche bürokratischen Abläufe vor sich gehen. Bei all dem bleibt Sully dabei – bei allen Zweifeln – doch einfach nur „seinen Job gemacht“ zu haben. Vielleicht genau das macht ihn schlussendlich zum Helden.

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Eastwood macht hier dasselbe: Seinen Job. Und zwar grundsolide, und souverän. Überraschend gut gelungen ist diesmal auch der technische Aspekt (das ist bei Eastwood nicht immer der Fall), die Aufnahmen aus dem Inneren des Flugzeugs beim Absturz (fesselnd!), bzw. der Absturz selbst. Tom Hanks macht als „Sully“ zudem sehr gute Figur.

Fazit:

Clint Eastwood ist es hier einmal mehr gelungen, ein ganzes Themenbündel (Verantwortung, Verantwortlichkeit, Beruf, Berufung und gewünschtes, erwünschtes und unerwünschtes Heldentum) exemplarisch abzuarbeiten. Die „just doing my job“ – Mentalität trifft dabei wohl auch auf ihn zu, was seinen eigenen „Heldenstatus“ im System Hollywood untermauert, trotz allen Verwerfungen seine Arbeit zu machen, die da lautet, einfach gute Filme zu produzieren.

Bewertung:

8 von 10 Punkten