Beinahe 20 Jahre ist es her, dass ein testosteron- und benzingeschwängerter Film über die Leinwände der Lichtspielhäuser flimmerte und die Herzen vieler Zuschauer im Sturm eroberte. Was aus diesem kleinen Filmchen werden würde, damit hatte damals wohl noch keiner gerechnet. Zwei Jahrzehnte später kann das Franchise auf 8 Spielfilme zurückblicken und mit dem dieses Wochenende anlaufenden „Hobbs & Shaw“ bekommt das geneigte Publikum nun sogar das erste Spin Off präsentiert. Ob die beiden Charaktere auch ohne die Unterstützung des eigentlichen Hauptcasts der Reihe bestehen können, erfahrt ihr in unserer Kritik.

von Mara Hollenstein-Tirk

Es ist einmal wieder an der Zeit, die Welt zu retten, schließlich haben es ein paar ganz böse Buben auf ein tödliches Virus abgesehen. Da der MI6 der Lage allerdings nicht allein Herr zu werden vermag, müssen die Besten der Besten für diesen Job rekrutiert werden, immerhin muss es doch jemanden geben, der es mit dem kybernetisch modifizierten Supersoldanten namens Brixton aufnehmen kann. Und so werden die beiden Streithähne Hobbs und Shaw erneut gemeinsam auf eine halsbrecherische Mission geschickt, um das Schlimmste noch zu verhindern.

Diese kurze Inhaltsangabe macht es bereits mehr als deutlich: Die Drehbuchautoren gewinnen für diese Leistung mit Sicherheit keinen Blumenstrauß. Denn innovativ ist an der lose zusammengeschusterten Geschichte wirklich rein gar nichts – hier eine Prise „G.I. Joe“, dort ein wenig „Mission Impossible 2“, das Ganze dann noch mit einem Hauch „James Bond“ garniert und fertig ist der austauschbare Einheitsbrei. Aber gut, wer braucht bei einem Film wie diesem schon eine ausgeklügelte Story, die genannten Vorbilder beweisen doch bereits eindeutig, dass sich die Macher sowieso lieber an den großen Actionblockbustern der vergangenen, goldenen Ära dieses Genres orientieren wollten.

Das, so muss man neidlos anerkennen, ist ihnen auch hervorragend gelungen, fühlt sich der Film doch tatsächlich wie aus einem anderen Jahrzehnt stammend an. Daher stellt sich bei der Sichtung eher die Frage, ob denn wenigstens die Action zu überzeugen weiß – mit einem Namen wie David Leitch im Regiestuhl, immerhin verantwortlich für Filme wie „Atomic Blonde“, „Deadpool 2“ und zum Teil auch „John Wick“, sollte die Antwort wohl mehr als klar sein. Doch selbst in seiner eigentlichen Paradedisziplin zeigt der Film immer wieder kleinere Schwächen. Ein Umstand, der, ob der involvierten Schauspieler, kaum nachvollziehbar erscheint, immerhin haben sowohl Dwyne Johnson als auch Jason Statham in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen, dass sie sich nicht davor scheuen, ihre Stunts selber zu machen. Der sporadische Einsatz von dezentem Schnittgewitter ist aber weniger ein Problem, als die ins Auge stechende Unübersichtlichkeit in einigen Szenen. Besonders im großen Finale, wo viele Akteure auf engem Raum aufeinandertreffen, kann man als Zuschauer schon mal aus Versehen handlungstechnisch wichtige Geschehnisse übersehen.

Trotz all dieser Kritikpunkte kann man dem Film aber eines nicht absprechen: einen gewissen Unterhaltungswert. Dieser ergibt sich vor allem aus der unglaublich guten Chemie zwischen Johnson und Statham, die Fans der Reihe bereits in „The Fate of the Furious“ miterleben konnten. Der verbale Schlagabtausch zwischen den ungleichen Figuren stellt das absolute Highlight des Films dar und sorgt für einige schallende Lacher. Doch nicht nur Johnson und Statham machen ihre Sache gut, auch Idris Elba scheint Spaß an der Rolle des beinahe unbezwingbaren Schurken zu haben. Außerdem beweisen ein paar überraschende Cameos auf äußerst amüsante Art und Weise, dass die Verantwortlichen ihr Werk mit einem Augenzwinkern verstanden haben wollen.

Fazit

Alles in allem lässt sich „ Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ wohl am besten mit den Worten „What you see is what you get“ zusammenfassen, denn wer den Trailer gesehen hat, weiß genau, worauf er sich einlässt. So ist der Film all jenen zu empfehlen, denen der Sinn nach einem hirnverbrannten, aus der Zeit gefallenen Action-Spionage-Spektakel steht, welches von dem unbeschreiblichen Charisma seiner Stars getragen wird.

Bewertung

7 von 10

Bilder: Universal Pictures