Erwin Wagenhofer gehört zu den renommiertesten Dokumentarfilmern Österreichs, Werke wie „We feed the world“, „Let’s make money“ oder zuletzt „Alphabet“ machten ihn weit über die Grenzen bekannt. Oft stellte er die Schattenseiten der „postmodernen Gesellschaft“ und kapitalistischer Systeme in den Mittelpunkt seiner Filme – nicht so in seinem neuesten „But Beautiful“, der ab November in unseren Kinos zu sehen sein wird.

von Christian Klosz

Darin widmet sich Wagenhofer auf eindrückliche Weise den „Sonnenseiten“ unserer Gesellschaft(en), kleinen und größeren Erfolgsgeschichten von Individuen auf der ganzen Welt, die sich von den Werten und Erwartungen des Kapitalismus befreit und verabschiedet haben, und „ihr Ding“ durchziehen: Da ist das deutsche Aussteigerehepaar, das seine sichere Existenz in der Heimat aufgab, ein großes Grundstück mit unnutzbarem, „totem“ Boden in Spanien kaufte, und ihn in jahrelanger, mühevoller und geduldiger Arbeit wieder aufpeppelte, sodass es sich nun in prächtiger Natur und autark leben lässt. Oder ein österreichischer „Wald-Fanatiker“, der seine Liebe zu dem, Zitat, „nachhaltigsten Industrieunternehmen der Erde“ zuerst als Förster auslebte, und nun mit seiner Firma innovative Holzprodukte wie ganze Häuser herstellt. Oder ein indischer Elite-Uni-Absolvent, der mit seiner teuren Ausbildung doch nichts anzufangen wusste, und das „Barefoot College“ gründete, wo Frauen aus allen möglichen Ländern zu „Solar Mamas“ ausgebildet werden, sprich: sie lernen, selbst Solarenergiegeneratoren herzustellen, die ihre Heimatdörfer mit Energie versorgen sollen.

Erwin Thoma liebt seine Bäume.

Was alle Protagonisten eint, ist ihr „konstruktiver Protest“ gegen ein ausbeuterisches, wenig nachhaltiges und menschenfeindliches System, das durch seinen Fokus auf ständige Maximierung und Effizienz Kreativität und auch Menschlichkeit zerstört. Sie haben ihre Nische gefunden, ihren Weg, sich, ihrem Leben und der Erde Gutes zu tun. Dabei handelt es sich bei den dargestellten Beispielen niemals um „absurde Spinnereien“ ohne Sinn und Zweck, sondern stets um Projekte, die Vorbild für andere sein können (und sollen).

Erwin Wagenhofers neuer Film „But Beautiful“ kommt im November ins Kino. / Bild: © Franzi Kreis

Wagenhofer lässt die Protagonisten stets für sich selbst sprechen, ihre Projeke, ihre Lebensgeschichten, und auch ihre Reflexionen selbst vorstellen und sie ausführlich darstellen, warum sie tun, was sie tun. Er garniert die Interviews und Erzählungen mit schönen Bildern von verschiedensten Orten auf der Welt, von der Erde und der Natur; Bilder, die stets das Schöne einfangen, und Hoffnung machen. „But Beautiful“ ist ein sehenswerter, positiver und wichtiger Film geworden, der Mut macht, und zeigt, dass es – trotz Konflikten, Kriegen, Umweltzerstörung, gesellschaftlicher Spaltung und Umbrüchen – Menschen gibt, die an das Positive glauben und aus Idealismus ihren Teil dazu beitragen, dass die Erde ein lebenswerter Ort bleibt. Ab 15.11. im Kino!

PS: Auch der Dalai Lama hat einen beachtenswerten und überraschend humorvollen Auftritt in „But Beautiful“.

Der Dalai Lama in „But Beautiful“

Bewertung:

9 von 10 Punkten

Bilder (außer anders gek.): © Filmladen Filmverleih