Wenn sich Darth Vader, Spider-Man und der Joker in Wien treffen, gab es entweder eine Realitätsverschiebung im Raum-Zeit Kontinuum oder es tagt gerade wieder die Vienna Comic Con. Zum fünften Mal öffnet die Messe Wien ihre Pforten zu einem regelrechten Nerdvana, das seinen internationalen Verwandten in Nichts nachsteht.

von Daniel Krunz

Auf einer riesigen Veranstaltungsfläche werden Comics und Merchandise feilgeboten, Gaming Battles ausgetragen und beeindruckende Kunstwerke ausgestellt. Das Konzept Comic Con bildet aber auch seit jeher eine Schnittstelle zwischen den Medien Comic und Film, dementsprechend wartet auch die fünfte Ausgabe des Wiener Ablegers mit erlesenen Stargästen aus der Welt der Bewegtbilder auf. Diese Gelegenheit ließen wir uns nicht nehmen, wühlten uns durch die verkleideten Menschenmassen und bemerkten nebenbei, dass im Zuge seines aktuellen Kinoauftritts, erwartungsgemäß der Joker die populärste Kostümwahl darstellt.

Das erste cinephile Highlight des Wochenendes war dann mit Sean Astin vertreten, der in erster Linie als der Hobbit Samweis Gamdschie aus der „Herr der Ringe“ Trilogie bekannt sein dürfte, aber bereits in Kindertagen in einem kultigen Leinwandabenteuer mitwirkte, welches sich „Die Goonies“ nennt. Den spitzbübischen Charme hat sich der Schauspieler jedenfalls bewahrt, wie er in einem gemütlichen Podiumsgespräch bewies. Mit einem gar nicht hobbithaften Maß an Selbstironie verriet er dem Publikum, dass er sich eher in der Rolle des Aragorn gesehen hätte und erzählte von den Mühen, die die erforderte Gewichtszunahme mit sich trug, schließlich will Gollums Charakterisierung von Sam als „Dummer, fetter Hobbit“ ja gerechtfertigt sein. Da setzt es dann auch schon einmal Rüffel vom besorgten Regisseur Peter Jackson, wenn man von der neuseeländischen Presse am Tennisplatz geknipst wird und schlagartig auf der Titelseite landet.

Seas Astin Vienna Comic Con
Sean Astin // (c) DB-Photography / Vienna Comic Con

Frank Miller ist ein Name, der mittlerweile gleichermaßen für Comic und Film steht

Mit „Sin City“ oder „300“ schuf Frank Miller Kunstwerke, die sowohl auf Papier wie auch auf Celluloid ästhetische Ausnahmeerscheinungen bilden. Die Kinoadaptionen von Millers Erzählungen  genießen aber auch darüber hinaus eine  gewisse Sonderstellung unter den Comicverfilmungen, denn selten werden Vorlagen so genau in das andere Medium übersetzt und ihr Urheber so stark in den Prozess eingebunden, wie es etwa bei „Sin City“ der Fall war. Nach seinem letzten Besuch in Wien, der mittlerweile 25 Jahre zurückliegt, trat der Schöpfer von revolutionären Graphic Novels nun an eine große Fangemeinde heran, die sich hier versammelt hatte. Der überaus bescheidene Schöpfer dieser nicht unpolarisierenden Werke gesteht dabei aber, dass er sich diese Filme eigentlich gar nicht mehr ansieht, nachdem die doppelte Arbeit daran schon einiges abverlangt hat, räumt davon abgesehen aber ein, dass er auch manchen Superheldenfilmen der jüngsten Welle einiges abgewinnen kann und zeigte sich insbesondere von „Wonder Woman“ angetan. Präferenzen hinsichtlich der Adaptionen seiner eigenen Arbeiten möchte Miller dann aber ganz gentlemanlike nicht äußern.

Vienna Comic Con 2019
(c) DB-Photography / Vienna Comic Con

Was sich außerdem noch an Lesungen, Schaukämpfen und Tanzeinlagen ereignete, kann aus Platzmangel leider nur so marginal erwähnt werden, es muss aber gesagt werden: Es ist schon ein überwältigendes Angebot, dass sich im Rahmen der Vienna Comic Con entfaltet und ein Wochenende reicht eigentlich gar nicht aus, um ihre gesamte Welt zu erkunden. Wir freuen uns dennoch sehr auf Tag zwei und unter Anderen auf Steven Seagal und Jack Dylan Grazer.

Titelbild: DB Photography / Vienna Comic Con