von Mara Hollenstein-Tirk

Seit 1995 beschert ein Abenteuerfilm mit Robin Williams, der von diversen TV-Magazinen gerne als familienfreundlich eingestuft wird, Kindern weltweit grauenvolle Albträume. Doch trotz schlafloser Nächte mauserte sich der Film rund um ein Brettspiel, welches zum Leben erwacht und die Spieler mit sich real manifestierenden Gefahren wie hungrigen Löwen, giftigen Pflanzen und einem mordlustigen Jäger konfrontiert, zum Kultfilm einer ganzen Generation.

2017, also über 20 Jahre später, dachte sich dann ein kluger Kopf in Hollywood, man könnte doch prima mit einer Art loser Fortsetzung auf den aktuellen Nostalgiezug aufspringen, und so kam „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ in die Kinos. Und auch der wurde, dank des frischen Ansatzes – immerhin wurden die Spieler diesmal in das inzwischen zum Videospiel mutierte titelgebende Spiel gesaugt – kreativer Ideen und zündender Unterhaltung zum Überraschungshit. Nachdem die Mühlen in Hollywood heutzutage, gerade wenn es um Fortsetzungen zu profitablen Filmen geht, um einiges schneller mahlen, als dies noch in den 90ern der Fall war, ließ das nächste Sequel um einiges kürzer auf sich warten und läuft bereits seit gestern in den heimischen Kinos.

Jumanji The next Level

Dabei trägt der neueste Ableger den vielversprechenden Beititel „The Next Level“. Und tatsächlich geht es für die wackeren Jugendlichen, die inzwischen zu jungen Erwachsenen herangereift sind, erneut in die mit Gefahren gespickte virtuelle Realität. Doch nicht nur das Spiel scheint sich verändert zu haben, auch die Mitspieler wurden um zwei alte Tattergreise erweitert. Damit ist man dann leider auch schon mit den wichtigsten Neuerungen, welche wohl das „Next“ vorm „Level“ rechtfertigen sollen, durch. Denn während der Plot so vor sich hin tröpfelt, wird mit jeder Minute eines umso deutlicher: hier handelt es sich lediglich um einen Abklatsch des direkten Vorgängers.

Gut, man kann den Machern nicht absprechen, dass Danny DeVito und Danny Glover, oder besser gesagt die Imitationen der beiden durch Dwayne Johnson und Kevin Hart, eine äußerst unterhaltsame Neuauslegung der verkörperten Avatare darstellt. Hier machen alle einen wirklich guten Job, auch wenn man sich vor allem bei Johnson manchmal wünschen würde, dass er seine Mimik und Körperhaltung noch öfter an jener DeVitos orientieren würde. Und auch Jack Black hat spürbar größere Schwierigkeiten damit, den schwarzen Sportler Fridge anstatt des blonden Naivchens Bethany zu imitieren. Doch es sind nicht diese Kleinigkeiten, die das Vergnügen großartig schmälern würden, sondern die schlichte Tatsache, dass man das Gefühl nicht los wird, ein zwei Stunden andauerndes Déjà-Vu zu haben. Alles, was im Vorgänger noch neuartig und frisch gewirkt hat, scheint nun einfallslos – da bereits dort so gut wie alle Klischees alter Abenteuer-Videospiele verbraten wurden, hatten die Verantwortlichen aber zugegebenermaßen auch nicht mehr viele neue Pfeile im Köcher, die sie hätten abfeuern können. Eine grundlegend neue Idee hätte dem Projekt wahrscheinlich gut getan, oder vielleicht auch einfach eine Rückbesinnung auf das so lange zurückliegende eigentliche Ausgangsmaterial – eine Entwicklung, die dem Zuschauer mit etwas Sitzfleisch übrigens auch in einer Mid-Credit-Scene angeteasert wird.

Fazit

Alles in allem ist „Jumanji: The Next Level“ ein durchaus solider Mix aus Abenteuerfilm und Komödie geworden, der einen über seine Laufzeit hinweg zu unterhalten weiß und für den einen oder anderen Lacher sorgt. Allerdings kommt er in Sachen Kreativität und Humor nicht wirklich an seinen direkten Vorgänger heran, auch weil er diesen größtenteils einfach kopiert. Wer also den ersten mochte und gerne über die Feiertage ein großes, familienfreundliches Spektakel im Kino erleben möchte, wird sich nach der Sichtung nicht über den Kauf des Tickets ärgern, wer allerdings sowieso lieber auf der heimischen Couch bleibt, gönnt sich lieber den deutlich stärkeren ersten Ausflug in den Dschungel – und wer auf der Nostalgieschiene fährt, für den ist sowieso nur das Original mit Williams das einzig Wahre.     

Bewertung

7 von 10 Punkten

Bilder: © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH