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„Judy“ – Kritik zum Kinostart

von Elli Leeb

Frances Ethel Gumm, besser bekannt als Judy Garland, gilt als legendäre Ausnahme-Performerin, LGBT-Ikone sowie als eine der tragischsten Stars im Hollywood-Business. Im neuen Biopic wird nicht nur der großen Showikone ein Denkmal gesetzt, auch Renée Zellweger setzt sich mit ihrer Performance selbst eines. Rupert Goolds „Judy“ startet auf den heimischen Kinoleinwänden am 02. Jänner 2020.

Das Leben der Garland war äußerst turbulent, mit vielen Höhen und Tiefen, die viel zu viele waren, um ihr ganzes Dasein in einen einzigen Film zu packen. Garland war fünf Mal verheiratet, hatte drei Kinder, drehte 40 Filme, absolvierte zahlreiche Gesangsauftritte und erhielt zwei Oscar-Nominierungen sowie eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk und das bereits im Alter von 42 Jahren.

Kaum wiederzuerkennen – Renée Zellweger als „Judy“

Regisseur Goolds handhabt dies aber äußerst geschickt und setzt den Fokus in seiner Adaption von Peter Quilters Theaterstück „End of the Rainbow“ auf Garlands letzte Londoner Konzertreihe sowie ihren letzten Ehemann Mickey Deans (Finn Wittrock) im Jahre 1968.

Der schillernde Star der goldenen Hollywood-Ära ist pleite – quasi obdachlos, tourt mit ihren Kindern von Nachtshow zu Nachtshow, um ein wenig Geld zu verdienen. Um ihren Kindern irgendwann wieder ein schönes Leben bieten zu können, geht sie nach England, da sie hier immer noch als große Showikone gefeiert wird, während Hollywood sie schon längst vergessen zu haben scheint. Gepaart wird Garlands Londoner Comeback mit Rückblenden aus jungen Jahren zu den Drehzeiten ihres Karrieredurchbruchs als Dorothy in „Der Zauberer von Oz“. Jene Rückblenden sollen verdeutlichen, dass Garland schon als 17-jährige durch den Knebelvertrag von MGM und Zwangsdiäten großes Leid ertragen musste. Besonders mitfühlen kann man mit der Showikone, wenn sie von sich selbst sagt „I’m only Judy Garland for one hour a night. The rest of the time, I’m part of a family” und man genau weiß, dass es ihr nie vergönnt war, privat ihr „Judy Garland-Kostüm“ auch mal abzulegen.

Renée Zellweger wird dieser einzigartigen Frau mehr als gerecht. Die US-Amerikanerin mimt Garland äußerst liebevoll und sympathisch. Garlands physisches und psychisches Leid, das sie bereits zu Beginn ihrer Karriere erleiden musste – und infolgedessen sie ein Leben lang tablettensüchtig war – werden deutlich spürbar. Zellweger schafft es Garlands Menschlichkeit in den Vordergrund zu rücken und sie nicht bloß als die schillernde Ikone darzustellen, als die sie bekannt war. Trotzdem versucht Zellweger sie nicht einfach nur nachzuahmen, sondern interpretiert sie. So gibt die Aktrice auch viele von Garlands größten Hits – allen voran natürlich „Over the Rainbow“ – in gefühlvoll berührenden Szenen zum Besten. „Judy“ ist eines jener biografischen Porträts, in dem sich die Performerin und ihr Subjekt auf halbem Wege treffen und etwas Wunderbares erschaffen. Zellweger gilt somit zurecht als Golden-Globe und Oscar-Favoritin.

Judy und ihr fünfter Ehemann Mickey Deans, gespielt von Finn Wittrock

Fazit

119 Minuten lang schafft „Judy“ Authentizität mehr durch Empathie als durch Nachahmung jener Hollywoodgröße hervorzubringen. Auch wenn die Schattenseiten Garlands Ruhms einen großen Teil der Laufzeit des Films ausmachen, ist „Judy“ letztendlich eine Liebeserklärung an eine einzigartige Frau, die mit ihrer außergewöhnlichen Stimme bis heute verzaubert.

Bewertung

8 von 10 Punkten

Bilder: ©Constantin Film/Entertainment One

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