Der letzte Teil von Christian Klosz‘ Vorschau auf das Filmjahr 2020: Die 10 wohl interessantesten Filmstarts des Jahres + einige „Wild Cards“.

Teil 1 der Liste: Die Plätze 30-21

Teil 2 der Liste: Die Plätze 20-11


10. „James Bond: Keine Zeit zu sterben“

Kinostart: 2.4.2020; Regie: Cary Joshi Fukanaga

Bond 25 war eine schwere Geburt: Zuerst war unklar, ob Daniel Craig die Rolle des 007 ein weiteres Mal übernehmen will; dann überwarf er sich offenbar mit dem designierten Regisseur Danny Boyle, der kurz daraufhin „kündigte“ und sich von der Produktion zurückzog. Als Ersatz wurde Cary Joshi Fukanaga verpflichtet, der Kennern vor Allem als Regisseur der genialen ersten Staffel von „True Detective“ in Erinnerung geblieben ist. Als Bösewicht tritt Rami Malek auf, der erst beweisen wird müssen, ob er den Schritt von Freddie Mercury zum fiesen Bond-Gegenspieler hinbekommt; einer, der das sicher kann, ist Christoph Waltz, der auch wieder mit dabei ist.

Vorfreude:

Bewertung: 4 von 5.

9. „Bombshell“

Kinostart: 14.2.2020; Regie: Jay Roach

Das Biopic widmet sich dem wahren Fall um Fox-News-Gründer Roger Ailes (John Lithgow), der 2016 von mehreren Mitarbeiterinnen der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde. Neben dem brisanten Thema sowie dem weiblichen Star-Cast um Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie ist zudem als Drehbuchautor auch noch Charles Randolph dabei, der 2016 für „The Big Short“ einen Oscar entgegennehmen durfte. Die Regie übernahm Jay Roach, der bisher vor Allem für seine „Meine Braut, ihr Vater und ich“-Filme bekannt ist. Könnte interessant werden.

Vorfreude:

Bewertung: 4 von 5.

zum Weiterlesen: Kritik zu „Meine Braut, ihr Vater und ich“

8. „Knives Out“

Kinostart: 2.1.2020; Regie: Rian Johnson

Zwar bereits im Kino, aber dennoch einer der überragenden Filmstarts 2020. Wer Rian Johnson immer noch wegen seiner Star Wars-„Blasphemie“ grimmt, wird ohnehin nicht den Weg ins Kino suchen, alle anderen sollten das schnellstens machen: Ein kühl kalkulierter und inszenierter Krimi, der (dankenswerterweise) mehr auf wohlerprobte Tradition denn auf unnötige Innovation setzt, und durch seinen genialen Plot glänzt. Im Zentrum des All-Star-Ensembles: Ein gut aufgelegter Daniel Craig als mysteriöser Detektiv Benoit Blanc mit seltsamem Dialekt, dessen Auflösung eines undurchsichtigen Mordfalls den Intellekt der Zuschauer herausfordert. Sehenswert.

Vorfreude:

Bewertung: 4 von 5.

zum Weiterlesen: Kritik zu „Knives Out“

7. „1917“

Kinostart: 16.1.2020; Regie: Sam Mendes

Die ganz große Überraschung bei den Golden Globes: Nicht „Irishman“ oder „Joker“ wurden als bester Film prämiert, sondern das bei uns noch nicht angelaufende Kriegsdrama „1917“. Noch überraschender: Auch Regisseur Sam Mendes schnappte den Favoriten Scorsese, Bong oder Baumbach den Preis vor der Nase weg. Dass „1917“ zweifelsohne ein guter Film mit innovativen Ansätzen ist, davon konnten sich 2 unserer Autoren schon in Presse-Screenings überzeugen; ob es sich aber wirklich um den besten Film des Jahres handelt, bleibt zweifelhaft. Vielleicht wollten die Globes-Voter aber auch einfach nicht Netflix mit Hauptpreisen überhäufen.

Vorfreude:

Bewertung: 3.5 von 5.

zum Weiterlesen: Kritik zu „1917“ (neu!)

6. „The Last Duel“

Kinostart: Ende 2020 / Anf. 2021; Regie: Ridley Scott

Bei Redaktionsschluss war noch unklar, ob der Film noch 2020 oder doch erst 2021 erscheinen soll, wir haben uns dennoch entschieden, ihn in diese Liste zu inkludieren. Warum? 1. Ridley Scott bürgt meist für Qualität, insbesondere dann, wenn es sich um historische Stoffe handelt, was hier offenbar der Fall ist. 2. Das Drehbuch stammt von Matt Damon und Ben Affleck. War da nicht was? Richtig, die beiden erhielten 1997 als Jungspunde den Script-Oscar für das Meisterwerk „Good Will Hunting“. Worum geht es in „The Last Duel“? Marguerite de Carrouges beschuldigt den Knappen Jacques Le Gris, sie vergewaltigt zu haben. Ihr Mann, der Ritter Jean de Carrouges, bringt die Klage vor den König. Charles VI. sieht für den Disput der Parteien nur eine Lösung: ein gerichtlicher Zweikampf auf Leben und Tod. Wer nach dem Kampf noch lebendig ist, wird als Gewinner nach Gottes Willen gewertet. Nach einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Buch von Eric Jaeger.

Vorfreude:

Bewertung: 4 von 5.

5. „Intrige“

Kinostart: 6.2.2020; Regie: Roman Polanski

In Venedig prämiert und mit Lob überschüttet – Roman Polanski kehrt mit einem historischen Thriller zurück, der die Geschichte eines frühen „Whistleblowers“ erzählt, und auch Themenkomplexe wie Medien-Macht und Antisemitismus behandelt: Am 5. Januar 1895 wird der junge jüdische Offizier Alfred Dreyfus wegen Hochverrats in einer erniedrigenden Zeremonie degradiert und zu lebenslanger Haft auf die Teufelsinsel im Atlantik verbannt. Zeuge dieser Entehrung ist Marie-Georges Picquart, der kurz darauf zum Geheimdienstchef der Abteilung befördert wird, die Dreyfus der angeblichen Spionage überführte. Anfänglich überzeugt von dessen Schuld kommen Picquart langsam Zweifel. Doch seine Vorgesetzten weisen ihn an, die Sache unter den Tisch fallen zu lassen. Entgegen seines Befehls ermittelt er weiter und gerät in ein gefährliches Labyrinth aus Verrat und Korruption, das nicht nur seine Ehre, sondern auch sein Leben in Gefahr bringt.

Vorfreude:

Bewertung: 4.5 von 5.

zum Weiterlesen: Warum political correctness keine künstlerische Kategorie ist – Kommentar

4. „Mank“

Filmstart: Im Laufe des Jahres (Netflix); Regie: David Fincher

Seit „Gone Girl“ im Jahr 2014 hat Kultregisseur David Fincher keinen neuen Film mehr gedreht. Für den Streamingriesen Netflix werkt Fincher nun an „Mank“, einem Drama über die Entstehtung des Klassikers „Citizen Kane“. Gary Oldman („Die dunkelste Stunde“) spielt in „Mank“ den berühmten Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz. Im Mittelpunkt soll stehen, wie dieser das Drehbuch zu „Citizen Kane“ entwickelte. Besonders interessanter Nebenaspekte des Projekts: Fincher verfilmt mit „Mank“ ein Drehbuch seines 2003 verstorbenen Vaters Jack Fincher, der Journalist hatte das Script noch kurz vor seinem Tod veröffentlich. Außerdem soll der Film in schwarz-weiß gedreht werden. Die Dreharbeiten begannen im November 2019, ein genauer Release-Termin ist noch nicht festgesetzt, man kann aber wohl mit einem Datum gegen Ende des Jahres rechnen.

Vorfreude:

Bewertung: 4 von 5.

zum Weiterlesen: Kritik zu „Sieben“ von David Fincher

3. „Little Women“

Kinostart: 31.1.2020; Regie: Greta Gerwig

Mit „Lady Bird“ schuf Greta Gerwig eines der beachtenswertesten Regie-Debüts der letzen Jahre. Mit ihren neuen Film „Little Woman“ geht sie von den frühen 2000-er-Jahren zurück in die 1860-er und erzählt – nach einem Roman von Louisa May Alcott – die Geschichte von 4 Schwestern, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen. Die Kritiken in den USA waren wohwollend, wenngleich manche meinten, dass „Little Women“ qualitativ nicht ganz an den überragenden Vorgänger anschließen könne. Bei den Oscars wurde der Film 6-fach nominiert, das Schauspiel-Ensemble mit Saoirse Ronan, Florence Pugh, Emma Watson und Meryl Street spricht für sich. Ende Jänner können wir uns im Kino selbst überzeugen.

Vorfreude:

Bewertung: 5 von 5.

2. „Der Fall Richard Jewell“

Kinostart: 19.3.2020; Regie: Clint Eastwood

Clint Eastwood ist 90. Und dreht dennoch fast jeden Jahr einen Film. Ohne viel Aufsehen, still und leise und meist qualitativ ansprechend. Ebenso war es bei „Richard Jewell“: Irgendwann im Sommer hieß es, der Altmeister habe eben einen neuen Film finalisiert, der demnächst in die Kinos kommen soll. Dieser Film kommt mit einer Menge Vorschusslorbeeren aus den USA, wo er sogar in manchen Jahresbestlisten auftauchte. Worum geht es in dem auf wahren Tatsachen beruhenden Film? Der Wachmann Richard Jewell (Paul Walter Hauser) alarmiert die Behörden, als er am Rande der olympischen Spiele von Atlanta 1996 eine Bombe findet. Danach hilft er bei der Evakuierung von Passanten. Er wird als Held gefeiert, doch bald dreht sich der Wind. Wusste Jewell von der Bombe, weil er sie selbst platziert hat? Für das FBI passt der übergewichtige Einzelgänger perfekt auf das Profil eines Bombenlegers. Und auch die Presse ist schnell überzeugt. Journalisten wie die übereifrige Kathy Scruggs (Olivia Wilde) prägen mit ihren Schlagzeilen bald das Bild der Öffentlichkeit. Jeder Aspekt von Jewells Leben wird auseinandergenommen, er als möglicher Terrorist gebrandmarkt. Der Anwalt Watson Bryant (Sam Rockwell) sieht sich bald bei seinem Versuch, Jewells Unschuld zu beweisen, einem Kampf gegen Windmühlen ausgesetzt…

Vorfreude:

Bewertung: 5 von 5.

zum Weiterlesen: Kritiken zu „Gran Torino“, „The Mule“ und „15:17 to Paris“

  1. „Tenet“

Kinostart: 16.7.2020, Regie: Christopher Nolan

Viel wissen wir bisher noch nicht über den neuen Film von Christopher Nolan: Ein Geheimagent soll den dritten Weltkrieg durch eine Zeitreise verhindern – das ist alles, was bisher bekannt ist. Mehr braucht es aber meist auch gar nicht, um das Interesse zu wecken, denn der Name Nolan steht die letzten Jahre wie kein anderer für anspruchsvolles Blockbuster-Kino. Bei „Tenet“ soll es sich um eine Mischung aus Action-Epos, Thriller und Romanze handeln, mit John David Washington und Robert Pattinson übernehmen zwei der interessantesten Schauspieler einer jüngeren Generation die Hauptrollen.

Vorfreude:

Bewertung: 5 von 5.

zum Weiterlesen: „Dunkirk“ von Christopher Nolan


Weitere interessante Filmstarts 2020:

„Benedettda“ (2020): Paul Verhoeven

Bewertung: 3 von 5.

„Last Night in Soho“ (24.9.2020): Edgar Wright

Bewertung: 2 von 5.

„La Verite“ (5.3.2020): Hirokazu Kore-eda

Bewertung: 3 von 5.

„Black Widow“ (30.4.2020): Kate Shortland

Bewertung: 1.5 von 5.

„Wonder Woman 1984“ (4.6.2020): Patty Jenkins

Bewertung: 2 von 5.

„Ein verborgenes Leben“ (31.1.2020): Terrence Malick

Bewertung: 2 von 5.

„Sonic the Hedgehog“ (13.2.2020): Jeff Fowler

Bewertung: 3 von 5.

„The Lodge“ (6.2.2020): Severin Fiala & Veronika Franz

Bewertung: 3 von 5.

„Shadow“ (6.1.2020): Zhang Yimou

Bewertung: 3.5 von 5.

„The Gentlemen“ (27.2.2020): Guy Ritchie

Bewertung: 3 von 5.

„Uncut Gems“ (Februar, Netflix): Safdie Brothers

Bewertung: 4 von 5.

Titelbild: „Tenet“, Warner