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„21 Bridges“: Kritik zum Kinostart

1995 erschuf Michael Mann gemeinsam mit den Hauptdarstellern Al Pacino und Robert DeNiro die Blaupause des differenzierten Cop-Thrillers. Eine Blaupause, die seitdem oft versucht wurde zu kopieren, selten allerdings mit großem Erfolg. Der letzte Versuch, an den Genre-Klassiker heranzukommen, heißt „21 Bridges“ und läuft seit diesem Wochenende in den heimischen Kinos.

von Mara Hollenstein-Tirk

Dabei ist die Prämisse, wie so oft bei solchen Filmen, denkbar einfach gehalten. Zwei Kleinkriminelle werden bei einem Drogenraub von Polizisten überrascht und richten daraufhin ein Blutbad auf den Straßen Brooklyns an. Um überhaupt noch eine Chance zu haben, heißt es ab nach Manhattan, den Stoff verticken und auf dem schnellsten Wege abhauen. Doch da haben sie nicht mit Detektiv Davis gerechnet, der kurzerhand die gesamte Insel absperren lässt, um die Copkiller dingfest zu machen. Allzu schnell muss Davis allerdings einsehen, dass seine Kollegen offensichtlich keinerlei Interesse daran haben, die beiden Kriminellen lebend zu fassen. Steckt hinter dieser schießwütigen Verbissenheit wirklich nur der Schrei nach Vergeltung oder verbergen sich vielleicht noch ganz andere Motive hinter dieser Hetzjagd?

Wer nun denkt, dass man aus solch einem banalen Plot doch noch einiges herausholen könnte, dem sei versichert, dass das Team hinter dem Projekt wohl alles versucht hat: Die guten Absichten waren vorhanden, mehr aber auch nicht, denn der Film scheitert daran, jemals aus den typischen Genre-Konventionen auszubrechen.

So bekommen wir die obligatorisch tragische Hintergrundgeschichte des gebeutelten Detektivs, den Versuch ein paar Graustufen einzubauen, indem man die Verbrecher und ihre Vergangenheit dem Zuschauer näher bringt, und das große Geheimnis im Hintergrund, welches es zu lüften gilt. So hangelt sich Chadwick Boseman unter der Regie von Brian Krik von einem Plotpoint zum nächsten, dabei stets den vorhersehbarsten Weg beschreitend. Daneben versuchen unter anderem Sienna Miller, Taylor Kitsch, Stephan James oder auch J. K. Simmons alles, was in ihrer Macht steht, um ihren Figuren Profil zu verleihen, wirken dabei aber leider oft schwer unterfordert – eine weitere Auswirkung der generischen Handlung.

Neben dem Verheddern im Konventionendschungel kann man dem Film aber von rein technischer Seite her nicht viel vorwerfen. Die Kamera fängt ein paar wirklich spannend inszenierte Verfolgungsjagden bei Nacht gekonnt ein, die Actionszenen haben eine angenehme Schnittdichte, sodass man dem Geschehen zu jeder Zeit problemlos folgen kann, und die Schauspieler geben, wie oben bereits erwähnt, allesamt ihr Bestes, um aus dem mageren Drehbuch herauszuholen, was möglich ist. In Anbetracht der holprigen Veröffentlichungsgeschichte des Projektes, immerhin wurde der Start, zumindest bei uns, schon mehrere Male verschoben, ein Faktor, der positiv zu überraschen vermag, denn normalerweise sind solche Verschiebungen alles andere als ein gutes Zeichen.

Fazit

Alles in allem ist „21 Bridges“ ein solider Actionthriller mit bemühtem Cast und kompetenter Inszenierung geworden, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wer sich mit dem generischen Plot anfreunden kann, wird zwar keine neues Meisterwerk zu sehen bekommen, sich aber über die überschaubare Laufzeit von nicht einmal zwei Stunden hinweg durchaus gut unterhalten fühlen.

Bewertung

7 von 10 Punkten

Bilder: © 2019 Constantin Film Verleih Gmb

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