Über Robert Zemeckis lässt sich vieles sagen, nicht dazu gehört, dass er konstant auf hohem Niveau arbeiten würde: Allseits beliebte Mainstream-Klassiker wie „Forrest Gump“ sind nicht ohne (durchaus charmante) Schwächen, während Filme wie „Flight“ auf christlich-missionarischen Eifer und Kitsch ohne Ende setzen, und so etwas wie „Contact“ nur als cineastischer Totalreinfall zu bezeichnen ist.

Nahezu fehlerfrei, auf hohem technischen Niveau und kitschfrei präsentiert sich hingegen Zemeckis 2000-er-Film „Schatten der Wahrheit“, eine der besten Hitchcock-Hommagen der Neuzeit: Während die Tochter aufs College entschwindet, bricht der Alltag über das Ehepaar Ford-Pfeiffer herein und fördert in Schüben durchwegs düstere Schatten der Vergangenheit zutage, gegen die sich eine groß aufspielende Michelle Pfeiffer zuerst noch zu wehren versucht, die sie und ihren Verstand aber bald zu verschlingen drohen.

Zemeckis verquickt geschickt immersive inszenatorische Kniffe (Kamerafahrten, Spiegelungen) mit temporeichem Storytelling und vorzüglichem Suspense, vergisst dabei auch nicht auf unerwartete Twists und sorgt so für eine für ihn überraschende psychologische Tiefe: So schlüssig und erwachsen war kaum einer seiner Filme. Da macht es dann auch nichts, dass diverse Plot-Elemente und Handlungsstränge natürlich aus dem Setzbaukasten des Spannungskinos entnommen sind. Dennoch wirkt „Schatten der Wahrheit“ stets eigenständig und in sich stimmig.

Fazit: Kurzweiliger, unterhaltsamer und kunstvoll inszenierter Suspense erster Klasse, der sich geschickt auf klassische Vorbilder beruft und mit einfachen Methoden und ohne unnötigen Effekt-Firlefanz ein Maximum an Spannung erzeugt, und sich so problemlos im oberen Drittel des Genres verortet.

von Christian Klosz

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