Zu den prominenteren Filmen, die bei der Berlinale 2020 laufen, gehört mit Sicherheit „Onward“, das neueste Werk aus der Disney-Pixar-Schmiede. Das „moderne Märchen“ feierte gestern seine Premiere, und ist auch danach noch einige Male zu sehen, bevor es Anfang März regulär im Kino anläuft.

von Christian Klosz

Bei Veröffentlichungen aus dem Hause Pixar ist die Erwartungshaltung grundsätzlich eine hohe, denn Filme wie „Oben“ oder „Alles steht Kopf“ haben die Messlatte ziemlich hochgeschraubt. Während zuletzt Sequels („Incredibles 2“, „Toy Story 4„) nicht an ihre Vorgänger anschließen konnten, ließ die Verfilmung der neuen Originalstory „Onward“ Hoffnung aufkeimen. Die Frage aller Fragen lautet also: Ist mit „Onward“ ein neues Meisterwerk gelungen? Die Antwort ist klar, wie ernüchternd: Nein. Dennoch ist „Onward“ ein durchaus ordentlicher Animationsfilm, der aber qualitativ auch nicht über andere Werke der Konkurrenz („Missing Link“ in etwa) herauszuragen vermag.

Erzählt wird die Geschichte von Ian, einem schüchternen Elfenjungen, der mit seiner Mutter und seinem Bruder Barley in einer fiktiven Parallelwelt lebt, die von allerlei Fabelwesen bevölkert ist, die in friedlicher Ko-Existenz zusammenleben. Ians Vater ist vor Jahren gestorben, er selbst konnte ihn nie kennenlernen, worunter er bis heute leidet. Der technische Fortschritt hat auch vor dieser Fabelwelt nicht halt gemacht, bis schließlich jegliche Magie vertrieben wurde. Bis die Brüder an Ians 16. Geburtstag ein Geschenk vom Vater bekommen, das die Mutter all die Jahre seit dessen Tod aufgehoben hatte: Einen Zauberstab inklusive Anleitung für einen Zauberspruch, der den Vater für 24 Stunden zurück ins Leben bringen soll. Das ist der Startpunkt für ein Abenteuer voller Wunder, das nicht nur die Magie ins Leben des Brüderpaares zurückbringt, sondern auch jede Menge Erkenntnisse für Ian und Barley bereit hält.

Onward - Pixar Berlinale

Auf den ersten Blick mag man meinen, „Onward“ ist eine kreative Abrechnung mit dem Technizismus der (Post)Moderne, der die Entzauberung der Welt bis zur Ernüchterung fortgetrieben hat. Bei genauerem Hinsehen ist der Film vielmehr eine sehr persönliche Geschichte des Regisseurs Dan Scanlon über Vater-Sohn-Beziehungen und herausfordernde Familienkonstellationen, über das Älter-Werden und Erwachsen-Werden, die auch von den eigenen Erfahrungen des Autors beeinflusst ist. Mit den teils durchaus kreativen Ansätze der Trauerverarbeitung kann der Einfallsreichtum bei der Erschaffung der Fabelwelt nicht ganz mithalten: Bestenfalls solide, auch das Detailreichtum der Zauberwelt, aber auch ihrer Bewohner, lässt etwas zu wünschen übrig. Schade, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten die Ausgangslage geboten hätte.

Auch die Animationen an sich sind gefällig, aber wenig mitreißend, und der bekannte Humor, der Pixar-Filme immer auszeichnet, mag nicht so recht zünden. Obwohl eine Original-Story, hat man zeitweise das Gefühl, das alles schonmal (besser) gesehen zu haben, und hier ein solides Sequel zu einer x-beliebigen Disney/Pixar-Produktion zu sehen – was insbesondere in Anbetracht des durchaus vorhandenen Potentials etwas wenig ist. Alles in allem ist „Onward“ ein netter Trickfilm, der mit einigen guten Einfällen aufwarten kann, was Animationskunst, Witz, Tempo und vor Allem Tiefe betrifft aber nie über das Mittelmaß hinauskommt.

Rating

70/100

Bilder: © 2019 Disney/Pixar