Die „Corona-Krise“ hat uns alle fest im Griff: Nachdem Österreich bereits relativ früh harte Maßnahmen zur Eindämmung setzte – die teils von manchen durchaus belächelt wurden – ziehen inzwischen immer mehr Länder nach, nicht zuletzt Deutschland. Dort werden nun auch alle Kinos geschlossen, das öffentliche Leben kommt zum Erlahmen.
Veränderte Berichterstattung
Bei uns in Österreich bedeuten die Maßnahmen schon jetzt für viele: Heim-Quarantäne, Home Office, Kinderbetreuung zu Hause, ein Leben, das sich vor allem in den eigenen vier Wänden abspielt – bis auf jene, die als „systemrelevant“ gelten, und die weiterhin täglich zur Arbeit gehen (müssen). Viel Zeit zuhause bedeutet auch (noch) mehr Zeit mit Medien, im Internet, vor dem Fernseher, vor Netflix und Co., oder mit der guten alten DVD/BluRay. Wir bei Film plus Kritik überlegen natürlich auch, wie wir diese Zeit am besten publizistisch begleiten können: Unser „täglich Brot“, also Berichte und Kritiken zu aktuellen Kinostarts fällt weg, da die Kinos ja geschlossen haben, die meisten angesetzten Kinostarts bereits abgesagt oder verschoben wurden, und auch keine Pressevorführungen mehr stattfinden. Zum Glück gibt es aber einen reichen Fundus aus 120 Jahren Filmgeschichte, es gibt mehr als genug Filme zum Wieder-Sehen und Neu-Entdecken. Wir haben uns vorgenommen, in unseren bereits etablierten Schienen Filmothek, Filmanalyse, Listen und auch Ratings für Nachschub zu sorgen, und euch Filme vorzustellen, die auch von zuhause aus problemlos verfügbar sind (entweder über Streaming-Anbieter oder über DVD/BluRay). Unsere große Kritiken-Sammlung kann natürlich auch als Leitfaden fürs Home Cinema herangezogen werden. Eine erste Liste mit 20 Filmklassikern haben wir bereits publiziert, unsere Redaktion wird die Filme in den kommenden Tagen und Wochen sichten und bewerten, die Durchschnittswerte sollen ein Kompass dafür sein, wie „gut“ und empfehlenswert der entsprechende Film wirklich ist.
In Arbeit ist des weiteren eine Filmsammlung mit „Kinder- und Jugendfilmen“, da in vielen Ländern ja die Schule geschlossen haben, und es für alle Eltern eine große Aufgabe ist, ihre Kinder irgendwie zu „beschäftigen“. Dafür möchten wir 10 Tipps bereitstellen. Zu guter Letzt planen wir einen eigenen Schwerpunkt zum „Österreichischen Film“, der durch die Absage der Diagonale besonders hart getroffen ist. An den Details wird noch gefeilt, wir wollen aber diverse Filme vorstellen und auch thematische Aspekte des „Austro-Films“ in den Mittelpunkt stellen. Darüber hinaus wird es natürlich wie gehabt regelmäßig und aktuell Updates und News zur relevanten Entwicklungen bezüglich „Corona & Film“ geben.
Für besonderes Aufsehen sorgten in den letzten Tagen unsere Berichte über eine mögliche Abschaltung von Netflix und anderen Streamingdiensten, bzw. die Drosselung der Datenübertragung: Die beiden Beiträge hatten jeweils mehrere tausend Aufrufe innerhalb kurzer Zeit, und führten auch zu heftigen Diskussionen in den Sozialen Medien. „Fake News“ wurde uns da vorgeworfen, oder „Panikmache“, der eine oder andere Admin ließ die Beiträge gar auf Gruppen entfernen. Um es noch einmal klar zu stellen: Unsere verlässliche Quelle dazu ist der ORF, der öffentlich rechtliche Rundfunk in Österreich. Inzwischen haben auch viele andere Medien diese Meldung aufgegriffen. Es ist nicht so, dass die Schließung von Netflix direkt bevor steht. Doch es wurden IT-Experten befragt, ob es dazu kommen könnte, um das Datenvolumen im Internet zu beschränken, was diese bejahten. Gestern nun ereilte uns die Info, dass die EU-Kommission mit dem Netflix-Chef darüber gesprochen hat, ob und wie man die Datenvolumina drosseln könne, um das Internet für Home Office-Arbeiten (z.B. Video-Konferenzen) frei zu halten. Das Ziel der EU ist vorerst, HD oder Ultra-HD-Streaming einzuschränken, da das besonders datenintensiv ist. In Österreich haben Internet-Provider ab nun das Recht, diverse Datendienste einzuschränken, während in der Schweiz tatsächlich über eine Komplett-Abschaltung von Netflix & Co. diskutiert wird.
Corona & die Filmbranche
Die meisten großen Filmstudios haben inzwischen ihre Produktion eingestellt, das gilt u.a. für Disney, aber auch für Netflix. Betroffen sind etwa Filme wie „The Little Mermaid“ oder auch der Dreh zu „Matrix 4“ in Berlin, der gestern gestoppt wurde. Die Filmbranche muss mit Millardeneinbüßen rechnen, es ist nicht absehbar, wie es weitergeht. Auch Filmfestivals sind davon betroffen (In Österreich Absage von Diagonale, aber auch von Crossing Europe). Indes wählt Universal Pictures einen neuen Weg: Ab Ende März will man – vorerst in den USA – mehrere neue Filme online verfügbar machen, während die Kinos geschlossen sind. Das kostet dann 20$ für 48 Stunden pro Film, geplant ist das für die Filme „Emma“, „The Hunt“ und „Der Unsichtbare“. Ob auch international ein ähnlicher Schritt geplant ist, ist noch nicht bekannt, scheint aber nicht ausgeschlossen.
Wir wünschen euch, dass ihr gut durch die Krise kommt, bleibt gesund, und nutzt die gewonnene Zeit möglichst sinnvoll – idealerweise mit Film schauen 😉 Wir melden uns wieder, sobald es Neues gibt.
Christian Klosz, Chefredakteur & Herausgeber