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„Tyler Rake: Extraction“ – Kritik zum Netflix-Start

von Mara Hollenstein-Tirk

Die Kinos sind wegen der Corona-Krise nach wie vor geschlossen und werden, so wie es momentan ausschaut, frühestens im September wieder ihre Türen öffnen. Doch so ganz muss man, dank Netflix und Co., nicht auf neue Filmstarts verzichten. Manche von diesen Starts können sogar mit einem ganz ansehnlichen Budget und ein paar echten Hollywood-Stars aufwarten, wie zum Beispiel der erst kürzlich bei Netflix erschienene „Tyler Rake: Extraction“.

Hier schlüpft Chris Hemsworth, den meisten wohl als Donnergott Thor aus dem Marvel Cinematic Universe bekannt, in die Rolle eines vom Schicksal gebeutelten, wortkargen Söldners, der den Auftrag erhält eine entführten Jungen aus den Fängen des bangladeschischen Drogenkartells zu befreien. Dass der Vater des Jungen dabei selber ein indischer Drogenboss ist, stört unseren Helden nicht wirklich – solange die Kohle stimmt und der Auftrag möglichst heikel ist, ist Tyler mit an Bord. Doch was sich zunächst nach einem schwierigen aber durchaus machbaren Auftrag anhört, wird schnell zum Himmelfahrtskommando, als ein neuer, unvorhergesehener Spieler das Feld betritt.

Es scheppert an allen Ecken und Enden – die Action steht eindeutig im Vordergrund

Es scheint erneut jener Trend in der Filmwelt aufzuflammen, den man immer wieder einmal beobachten kann: Leute, die eigentlich einer anderen Profession in der Filmbranche nachgehen, werden auf den Regiestuhl verfrachtet. Bei Schauspielern sieht man das immer wieder einmal, auch Kameramänner dürfen sich regelmäßig daran versuchen, und zuletzt scheint die Stunde der Stuntmen geschlagen zu haben. Nachdem Chad Stahelski und David Leitch mit der John-Wick-Reihe für einiges Aufsehen sorgen konnten, scheint es nur nachvollziehbar, dass man auch anderen begabten Stuntmen einmal das Ruder überlässt und schaut, was dabei herauskommt. Bei „Tyler Rake: Extraction“ war es nun also Sam Hargrave, der unter anderem stunt coordinator bei „Avengers: Endgame“ war, dem die Ehre zu Teil wurde, die Regie zu übernehmen.  Das sieht man dem Film auch definitiv an. Gerade im Mittelteil des Films gibt es eine, als Plansequenz inszenierte, zehnminütige Verfolgungsjagd, die den Zuschauer mehr als einmal darüber staunen lässt, wie die Verantwortlichen das nur bewerkstelligt haben.

Die harte, teils sehr brutale Action ist sowieso das Highlight des Films, und wohl auch das schlagendste Argument für eine Sichtung – vorausgesetzt natürlich man kann dem Action-Genre etwas abgewinnen. Denn wie bei Actionfilmen oft üblich, sind die übrigen Handlungselemente eher rudimentär angelegt. Der stereotype Held mit der obligatorischen tragischen Hintergrundgeschichte, aus dem Hemsworth aber dank seines Talents noch einiges herausholt und so für die nötige Empathie beim Zuschauer sorgt, ebenso wie die überschaubare Story sind zwar genretypische, solide Kost, aber eben eindeutig lediglich das Vehikel für die brachialen Faust- und Schusswaffengefechte.

Schatten & Licht – Netflix neuester Film hat unübersehbare Stärken und Schwächen

Fazit

Alles in allem ist „Tyler Rake: Extraction“ ein Film für Action-Fans geworden, die verwackelte Kameraeinstellungen und schnelle Schnitte leid sind und stattdessen einer handgemachten und dreckigen Inszenierung huldigen – und die keine Probleme damit haben über die absehbaren Schwächen bezüglich Handlung und Charakterisierung hinwegzuschauen.   

Bewertung

6 von 10 Punkten

Bilder: ©Netflix

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