von Christian Klosz

Ethan Hawke, Uma Thurman, Jude Law, allesamt blutjung, wo gibt’s das zu sehen? In „Gattaca“, einem zu Unrecht vollkommen in der Versenkung verschwunden, höchst intelligenten, dystopischen Futurismus-SciFi-Drama mit überzeugender, humanistischer Botschaft vom „Lord of War“-Regisseur Andrew Niccol. Für Niccol, später auch Drehbuchautor von „Die Truman Show“, war „Gattaca“ das Regiedebüt. Jude Law ist hier übrigens in einer seiner ersten Filmrollen überhaupt zu sehen.

Worum geht es in „Gattaca“? In einer nahen Zukunft ist die technische Entwicklung so weit fortgeschritten, dass man im menschlichen Erbgut wie in einem Buch lesen und Veranlagungen für alle erdenklichen Krankheiten, für geistige und physische Fähigkeiten sowie die durchschnittliche Lebenserwartung daraus ermitteln kann. Bei der Geburt des Protagonisten Vincent Freeman (Hawke) ergibt der Bluttest, welche gesundheitlichen Risiken ihn erwarten: unter anderem ein schwaches Herz und eine niedrige Lebenserwartung.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, durch In-vitro-Zeugung und mittels Gentechnik einen gesunden Embryo auszuwählen. Vincent ist einer der natürlich Gezeugten, die in der Bevölkerung Gotteskinder, offiziell aber invalid genannt werden; im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung bilden die Gotteskinder die „Unterschicht“. Anders als bei seinem jüngeren Bruder Anton hatten sich seine Eltern bei Vincent entschieden, ihn nicht genetisch selektieren zu lassen, obgleich dies längst Routine war. Zwischen Vincent und seinem Bruder entwickelt sich eine Rivalität, Anton lässt Vincent spüren, dass er als „ungültig“, weil nicht genetisch maximiert, angesehen wird. Bei einer Ausdauerprobe bei nächtlichem Schwimmen ist es aber Vincent, der seinen Bruder vor dem Ertrinken rettet, weil er einen extremen Willen zum Durchhalten hat.

Schon früh ist Vincent von der Raumfahrt begeistert, und obwohl er eine Disposition für Herzprobleme hat und kurzsichtig ist, strebt er eine Karriere als Raumfahrer an. Trotz Verboten führen Unternehmen bei Bewerbungen Gentests durch, oft ohne das Wissen der Bewerber, und bevorzugen genetisch einwandfreie Exemplare. So bleiben den Invaliden meist nur zweitrangige Tätigkeiten. Da er auf offiziellem Wege keine Chance hat, Raumfahrer zu werden, nimmt er die genetische Identität des nach einem Unfall im Rollstuhl sitzenden Sportlers Jerome Eugene Morrow (Law) an, und erhält so einen Job bei der Raumfahrtorganisation Gattaca. Der echte Jerome versorgt Vincent täglich mit Hautzellen, Urin- und Blutproben, außerdem hat Vincent einen gefälschten Fingerabdruck und Kontaktlinsen, um die regelmäßig stattfindenden genetischen Tests zu bestehen.

Mit Jeromes Identität erarbeitet sich Vincent eine Stelle als Raumfahrer in der Raumfahrtorganisation. Dort verliebt er sich in die Mitarbeiterin Irene eine Valide. Sie weiß zuerst nichts von Vincents Doppelleben. Kurz vor seinem ersten Raumflug geschieht im Institut ein Mord. Eine in Tatortnähe sichergestellte Wimper lässt sich keinem Gattaca-Mitarbeiter zuordnen, sie gehört laut Polizeidatenbank zu einem noch nicht identifizierten Invaliden: Vincents Tarnung ist nun endgültig in Gefahr, aufzufliegen.

Uma Thurman Gattaca
Die junge, bildhübsche Uma Thurman in „Gattaca“

Die Kritiken waren, völlig zurecht, positiv. Das Lexikon des internationalen Films schrieb:

„Ein elegisch erzählter Science-Fiction-Thriller als anklagende Parabel über die die Menschlichkeit zerstörende Gen-Manipulation. In verstörend schönen Bildern spannend erzählt, konzentriert sich der Film ganz auf die zutiefst menschliche Botschaft und die ausdrucksstarken Charaktere.“

Prisma Online meinte:

„Dieser formal wie inhaltlich vorzüglich gestaltete Sciencefiction-Thriller ist das Regiedebüt von Andrew Niccol, dem Drehbuchautor von Die Truman Show. Endlich mal ein Film, der absolut durchdacht ganz in der Tradition von Filmen wie ‚Flucht ins 23. Jahrhundert‘ und ‚THX 1138‘ steht und eine durchaus denkbare Zukunftsvision vorstellt.“

„Gattaca“ ist derzeit bei Sky und bei Magenta TV in der Flatrate zu sehen, und bei diversen anderen Anbietern als VOD zu erwerben (z.B. bei Amazon ab nur 1.98 € !)


Die Kinos sind wegen Corona geschlossen, Filmfans müssen also vorerst mit dem Home Cinema Vorlieb nehmen. Doch wie soll man aus dem Wildwuchs der Streamingdienste und dem Meer verfügbarer Filme das Richtige auswählen? Unsere Streaming-Tipps des Tages sollen hier Abhilfe schaffen: Film plus Kritik-Gründer und Chefredakteur Christian Klosz präsentiert in regelmäßigen Abständen einen Film, der derzeit bei diversen Anbietern online als VOD verfügbar ist. Dabei handelt es sich oft um eher unbekannte Werke, Geheimtipps, die zum Kinorelease nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdient hätten – oder überhaupt (noch) nie in den Kinos zu sehen waren. Diese kuratierte Filmsammlung soll insgesamt ein alternatives Filmprogramm fürs Home Cinema darstellen. Die vorigen Streaming-Tipps des Tages gibt es HIER nachzulesen.