von Mara Hollenstein-Tirk

Wo fängt man eine Rezension zu einem Film an, dem bereits ein solcher Ruf vorauseilt wie dieser Videospielverfilmung mit Bob Hoskins, John Leguizamo und Dennis Hopper? Vielleicht mit einem kleinen Hinweis darauf, dass die Verfasserin dieser Zeilen so unvoreingenommen wie möglich an die Sichtung herangegangen ist. Natürlich kennt jeder den schlimmen Ruf von Videospielverfilmungen allgemein, und diese hier wird immerhin von vielen als die schlechteste überhaupt angesehen. Und ja, auch die Geschichten über die furchtbaren Drehverhältnisse, die Hoskins und Co. wohl nur mit Hilfe von Alkohol überstehen konnten, sowie massive Differenzen zwischen dem Regieduo, Rocky Morton und Annabel Yankel, und dem Produktionsstudio dürften wohl einigen bekannt sein. Trotzdem muss man sagen, dass man gerade im Genre der Videospielverfilmungen immer wieder auf exquisite Guilty Pleasure – Perlen stoßen kann, wenn man sich auf die teils beinahe schon haarsträubenden Fahrten einzulassen vermag. Die erste „Tomb Raider“-Verfilmung mit Angelina Jolie ist zum Beispiel so ein Fall, oder auch der herrlich abgedrehte „Rampage“ mit Dwayne Johnson. Und tatsächlich lassen sich auch bei „Super Mario Bros.“ ein paar Ansätze finden, die das ganze Spektakel zwar nicht zu einem guten Film, aber dennoch zu einem vielversprechenden Guilty Pleasure avancieren lassen könnten.

Da wäre einmal die völlig abgedrehte Parallelwelt, die beinahe so ausschaut, als hätte sich ein Setdesigner unter Drogeneinfluss die Mars-Szene aus „Total Recall“ angeschaut und daraufhin beschlossen, das auch einmal in einem Film umsetzen zu wollen, nur mit weniger Brüsten und dafür mehr schleimartigem Pilz überall. Und auch der Name Bob Hoskins macht einem vor der Sichtung Mut, immerhin hat er in „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ eindrucksvoll bewiesen, dass er auch in abgedrehteren Komödien mit einer ziemlich irren Prämisse zu glänzen vermag.

Aber trotzdem: Leider verliert sich all die Hoffnung auf ein wenig schuldiges Vergnügen bereits nach den ersten Minuten von „Super Mario Bros.“. Während man bei den mit der Originalmusik des Spiels unterlegten Studiologos noch fröhlich mitwippt, und man den Prolog, bei dem man sich schon beginnt zu fragen, was das nun mit Super Mario zu tun haben soll, noch halbwegs interessiert verfolgt, findet man sich viel zu schnell in einer kleinen Wohnung in New York wieder und es beschleicht einen das Gefühl, dass man sich vielleicht doch wortwörtlich im falschen Film befindet.

Dieses Gefühl verlässt einen dann auch während der restlichen Laufzeit nicht mehr, denn nichts an diesem Machwerk erinnert auch nur im entferntesten an den beliebten Jump’n’Run-Titel aus dem Hause Nintendo – außer vielleicht, dass sich zwei Männer auf die Suche nach einer entführten Prinzessin machen (aber nach dieser Logik müsste dann auch ein „Verwünscht“ als Adaption des Spiels herhalten können). Na gut, die Namen sind auch noch gleich, auch wenn man viele der Figuren ohne name dropping im Film niemals erkennen würde. So wird aus Yoshi eine animatronische Puppe, die zugegebenermaßen wirklich gut ausschaut, bei der man aber das Gefühl nicht los wird, dass sie vom Set von „Jurassic Park“ geklaut wurde. Die pilzartigen Wesen namens Gumbas mutieren zu großen Menschen mit kleinen echsenartigen Köpfen. Und wer auf Anhieb, ohne zu schummeln, erraten hätte, dass Dennis Hopper mit seiner eigenwilligen Frisur Koopa darstellen soll, der verdient ob seiner immensen Vorstellungskraft einen Preis.

Alles in allem ist „Super Mario Bors.“ also genau das krude Machwerk, für das es viele Leute halten, gespickt mit fragwürdigen Dialogen, noch fragwürdigeren Drehbuchentscheidungen und schwachen schauspielerischen Leistungen. Wahrlich eine der schlechtesten Videospielverfilmungen aller Zeiten – auch weil der Film so gut wie nichts mit seiner Vorlage zu tun hat.   

Bewertung

2 von 10 Punkten (21/100)

„Super Mario Bros.“ ist seit kurzem auf Netflix zu sehen. Eine Sichtung ist nur unter Zuhilfenahme von Alkoholika oder anderen, bewusstseinsverändernden Substanzen zu empfehlen.