von Mara Hollenstein-Tirk.

Gerade die jüngere Generation wird sie vermutlich nur aus diversen amerikanischen Filmen kennen: Die Autokinos. Früher noch durchaus verbreitet, verschwand diese spezielle Form des Kinos im Laufe der Jahrzehnte immer mehr von der Bildfläche. Doch dann kam das Jahr 2020 und die Covid-19-Pandemie führte vielerorts zu drastischen Maßnahmen, zu denen unter anderem die Schließung aller Kulturstätten, auch der Kinos, zählte.

So mussten sich Unternehmen und die Gesellschaft schnell neue Wege einfallen lassen, sollte das sozial-kulturelle Leben nicht vollkommen auf der Strecke bleiben. Von Konzerten über social media über abgespeckte Filmfestivals per VOD oder gemeinsames Zocken über diverse Plattformen: Obwohl sich dank des technologischen Fortschritts viele kreative Möglichkeiten zur Interaktion auftaten, war Filmfans und Kinobetreibern schnell klar, dass man das Erlebnis „Kino“ nicht so einfach auf die heimischen Couch transferieren konnte. Und so wurde eine Idee geboren, ein eigentlich bereits tot geglaubter Zweig wiederbelebt und plötzlich schossen die Autokinos wie Pilze aus dem Boden. Doch kann das eigene Auto wirklich mit einem Kinosaal mithalten? Was sind die Vor- und die Nachteile? Und wie läuft das alles überhaupt ab?

Im Zuge der derzeitigen Bemühungen, zwischenmenschlichen Kontakt so gut es geht zu vermeiden, haben sich die Autokinos für einen reinen Online-Ticket-Verkauf entschieden. Eine Internetverbindung, ebenso wie eine Kreditkarte oder ein Online-Zugang zum eigenen Bankkonto, sind also unbedingt notwendig, will man sich das Erlebnis „Autokino“ gönnen. Auf Mund-und Nasenschutz sollte man auch besser nicht verzichten, da dieser, zumindest einstweilen noch, beim Aufsuchen der Toiletten oder der Snackbar verpflichtend getragen werden muss. Beim Kino selber geht es dann denkbar einfach, per QR-Code kommt man auf das Gelände, wo man einen Stellplatz zugewiesen bekommt (diese sind normalerweise nicht frei wählbar), man bekommt die Frequenz mitgeteilt, über die man später den Ton über das Autoradio empfangen kann, und schon kann es losgehen.

Die Vorteile gegenüber einem normalen Kinobesuch liegen somit auf der Hand. Da das Auto ein abgeschlossener Raum ist, muss man keine Störung von anderen Besuchern befürchten, und kann vielleicht auch selber mit dem Partner/Begleiter ein paar Worte wechseln, ohne andere dadurch zu stören. Wer außerdem auf frisches Popcorn verzichten kann oder für seine Nachos nicht so tief in die Tasche greifen will, der hat natürlich die Möglichkeit sich allerlei Köstlichkeiten selber mitzubringen – lediglich das vorher durchforstete Supermarktregal limitiert hier das Angebot.

Trotzdem ist aber nicht alles eitel Sonnenschein an der Autokino-Front. Pro Abend wird zum Beispiel nur ein Film gezeigt, und das immer zu einer bestimmten, eher späten, Zeit, da das Sonnenlicht der erklärte und natürliche Feind der Filmprojekion ist. Sollte das Wetter einmal so gar nicht mitspielen wollen, schaut man leider durch die Finger, und selbst leichter Regen ist schon eine störende Sache, da es den Blick durch die Windschutzscheibe verschleiert. Wer außerdem gerne mit Familie oder Freunden ins Kino geht, der wird auch eher schlechte Karten haben – zwar kann sich eine zusätzliche Person auf der Rückbank noch irgendwie so mittig positionieren, dass auch sie die Leinwand im Blick hat, aber mehr Wageninsassen sind wirklich nicht zu empfehlen. Und egal, wie gut das im Auto eingebaute Soundsystem auch sein sollte, mit dem Surround-Sound eines Kinosaals wird es nicht mithalten können. 

Alles in allem sind Autokinos aber gerade in der jetzigen Zeit, trotz einiger Nachteile, eine sehr einfache und willkommene Möglichkeit, Filme endlich wieder auf der großen Leinwand sehen zu können. Einen echten Ersatz für ein richtiges Lichtspielhaus bieten sie zwar nicht, aber als amüsante Alternative in den Sommermonaten wären sie auch in Zukunft auf jeden Fall ein Gewinn.    

Anm.: Dieser Bericht wurde auf Basis eines Besuchs im Autokino Citypark (Dieselkino) in Graz verfasst.