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„Mina und die Traumzauberer“ – Kritik

Kinofans weltweit scharren schon mit den Hufen: Wann gibt es endlich wieder Kino, und wann gibt es neuen Stoff? Die Unkenrufe, von wegen: Corona, das Ende der Lichtspielhäuser haben sich natürlich als falsch herausgestellt, die Sehnsucht nach Film auf der großen Leinwand führte sogar zu einem unerwarteten Revival des Autokinos.

von Christian Klosz

Während es die Programmkinos etwas leichter haben – sie können immerhin jederzeit ältere Filme zeigen, wiederaufführen, Retrospektiven veranstalten und sind weniger auf den aktuellen Filmmarkt angewiesen – haben es da die Multiplexe schon schwerer, die auch viel mehr auf das „Mainstream“-Publikum angewiesen sind. Der erste Blockbuster kommt mit Nolans „Tenet“ erst Mitte Juli, davor ist Flaute, was neues Bigscreen-Material betrifft, zumindest in unseren Breiten. Und auch neues Kinder- und Familienprogramm, neben den Blockbustern eine zweite, wichtige Schiene für die Großkinos, gibt’s keines. Nun, fast: Denn der kleine Einhorn-Filmverleih brachte vor einer Woche den dänischen Animationsfilm „Mina und die Traumzauberer“ in ausgewählte Kinos österreichweit, die seit Ende Mai wieder öffnen dürfen (auch, wenn sich viele damit noch Zeit lassen) – und präsentiert damit einen der ersten Film-Neustarts nach Corona überhaupt.

Worum es da geht ist leicht erklärt: Mina, eine Teenie-Girl, zieht mit ihrem Vater in ein neues Haus am Land, nachdem die Mutter die beiden verlassen hatte, um ihre Musikkarriere zu verfolgen. Mina kommt mehr schlecht als recht mit der Umstellung zurande, als noch dazu Helene, die neue Freundin ihres Vaters, mit ihrer Tochter Jenny, einer frechen und rücksichtslosen Göre, in das Haus einzieht, ist der Traum vom ewigen oder neuen Familienglück endgültig ausgeträumt. Apropos Träume: Mina entdeckt im Schlaf, dass es eine „Welt hinter der Traumwelt“ gibt, in der kleine blaue Männchen aufwendig die Träume der Menschen produzieren. Die Traum-Mina verschafft sich Zutritt zu dieser geheimen Welt, und nimmt sich vor, Jenny über Eingriffe in deren Traumlandschaften „zurechtzugbiegen“, sprich: erträglicher zu machen, und so das Familienglück zu wahren. Natürlich geht dabei einiges schief, die Traum-Jenny verliert sich im Traummüll-Nirvana, und muss nun von Mina gerettet werden…

Das zentrale Vorbild von „Mina“ ist offensichtlich: Das dänische Animations-Drama orientiert sich an Pixars „Alles steht Kopf“ und exploriert anstatt der Psyche menschliche Träume. Die Logik hinter dem „Traummechanismus“ ist kreativ konstruiert und nachvollziehbar. Auch die reale Handlung ist „aus dem Leben gegriffen“ (Scheidungskind, hin- und hergerissen zwischen Sehnsucht nach Familie und dem Wunsch, erwachsen und gemocht zu werden), die Konflikte sind realistisch dargestellt (etwa die Social Media-Sucht Jennys, die sie zu einem ziemlich asozialen jungen Wesen werden lässt).

Dass der Film von Regisseur Kim Hagen Jensen nicht die Tiefe von „Alles steht Kopf“ oder vergleichbaren (Meister-)Werken erreicht, tut nichts zur Sache, denn auch so bietet „Mina und die Traumzauberer“ immer noch solide Animations-Unterhaltung, die für Kinder fantasievoll und faszinierend genug und für Ältere erwachsen genug ist, um kurzweilige knappe 1.5 Stunden zu garantieren. Dabei braucht man der Vergleich mit den jüngsten Disney-Pixar-Werken wie dem schwachen „Onward“ oder auch dem letzten „Toy Story“-Teil gar nicht einmal zu scheuen, da hier alles viel natürlicher, organischer und echter daherkommt als in den zuletzt immer stärker eindimensional und aufgesetzt wirkenden Filmen aus dem Maus-Haus, die alles richtig und es allen recht machen wollen, und so durch ihre preachy-ness oft verkrampft und spießig wirken.

Fazit:

„Mina und die Traumzauberer“ ist ein kurzweiliger Animationsfilm „für die ganze Familie“, der sich zwar ziemlich offensichtlich am Disney-Meisterwerk „Alles steht Kopf“ bedient, aber durch die liebevollen Animationen und die rührende Story doch seine eigene Handschrift entwickelt. Seit 6.6. im Kino.

Bewertung:

6 von 10 Punkten (61/100)

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Bilder: (c) 2020 Splendid

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