Der beste Hitchcock-Film, der nicht von Hitchcock gedreht wurde„, so wurde der Screwball-Suspense-Liebes-Drama-Krimi-Thriller von Stanley Donen mehrfach genannt. Wenngleich visuell unterlegen: Nicht nur die Besetzung mit dem stilvoll ergrauenden Cary Grant verweist auf den Meister, auch der labyrinthische Plot und der sich stetig steigernde Spannungsbogen, der erst gegen Ende gelöst wird. Die Protagonisten spielen alle doppeltes oder dreifaches Spiel, hinter jeder Fassade verbirgt sich eine weitere und Audrey Hepburn verführt als zuckersüßes Zentrum der Geschichte um Geld, Liebe und Täuschung nicht nur Kamera und Grant, sondern auch die Zuschauer: Während sich die Leichen tragisch türmen, hopst sie beschwingt und mit (natürlich nur scheinbarer) Naivität durchs Bild, mehr als ebenbürtige Gegnerin, Partnerin, Gefährtin und Geliebte des Protagonisten. Meisterhaft ist auch der verspielt-treibende Soundtrack von US-Swing-Ikone Henry Mancini, der diesem filmischen Dessert die Kirsche aufsetzt.

von Christian Klosz

„Charade“ ist derzeit auf Amazon Prime zu sehen.


In der Diskussion um (filmische) Vorbilder, Denkmäler, Monumente mag vielleicht ein nüchterner Blick helfen: Filme sind stets Kinder ihrer Zeit (manche auch ihrer Zeit voraus!), da mag es wenig verwundern, dass die Darstellungsformen in manchem “Filmklassiker” heute befremdlich wirken. Doch Geschichte – und so auch Kunstgeschichte – ist beweglich, nie endgültig, – und was werden Betrachter in 20, 30, 50 Jahren über die Filme sagen und denken, die wir heute feiern?

Filme werden neu interpretiert, neu rezipiert, neu verstanden, so oder so, und es ist schlicht unmöglich, Filme und Kunst “final” zu bewerten (“gut” – “schlecht”; “gut” – “böse”) oder nur eindimensional zu lesen. Alles in allem: Denkmäler für filmische Ikonen und Vor-Bilder, nach denen Generationen von Filmemachern ihr Werk nach-gebildet haben, sind absolut wichtig und richtig, wenngleich die Beschilderung und Beschriftung der cineastischen Statuen immer wieder verändert und adaptiert werden muss.

Unsere neue Reihe “Vor-Bilder” präsentiert filmische Meilensteine und Monumente, “Klassiker”, wie man so schön sagt, die eine herausragende Bedeutung für das Medium hatten und haben, die nicht gestürzt werden sollten, sondern viel eher wiederentdeckt und vor den Vorhang geholt.

#1: “Charade” von Stanley Donen, 1963

#2: “Heat” von Michael Mann, 1995

#3: “Meatballs” von Ivan Reitman, 1979

#4: “The Good, the Bad and the Ugly” von Sergio Leone, 1966

#5: “Carrie” von Brian de Palma, 1976

#6: “Touch of Evil” von Orson Welles, 1958

#7: “True Romance” von Tony Scott, 1993