von Cliff Brockerhoff

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei, und so begibt es sich, dass auf jedes hoffentlich erfüllte Leben irgendwann der Tod folgt und unserer irdischen Existenz ein ebensolches Ende bereitet. In uns vertrauten Kulturkreisen wird dieses mit einer Bestattung zelebriert, die nunmehr auf verschiedenste Art und Weise vonstattengehen kann. In der jüdischen Religion wird davor eine sogenannte Totenwache abgehalten, bei der mittels Gebeten der/die Verstorbene vor bösen Geistern beschützt werden soll und welche, der Titel nimmt es vorweg, die zentrale Prämisse von „The Vigil – Die Totenwache“ darstellt.

Im Mittelpunkt steht dabei Jakov, ein junger Mann in der Blüte seines Lebens. Doch statt Karriere und Familienplanung voranzutreiben, plagt sich Jakov mit seiner eigenen Vergangenhei, und anstatt den Blick nach vorne zu richten, gibt er sich seinen inneren Dämonen hin, die er zeitweise nur mittels Medikation vertreiben kann. Kein Wunder also, dass Jakov auch finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. Als eines Abends spontan ein sogenannter „Shoomer“ benötigt wird ist Jakov skeptisch, willigt im Hinblick auf die monetäre Entlohnung aber ein. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: seiner Totenwache wird ein ungebetener Gast beiwohnen, der die veranschlagten fünf Stunden zu den schlimmsten seines Lebens machen.


Ganz so schlimm ist das Kinoerlebnis für den Zuschauer dann nicht, obwohl das Werk doch besonders in der Anfangsphase in die Vollen geht. Unheilvolles Dröhnen eröffnet die knapp 90 Minuten, und nach nicht einmal zehn davon findet sich die Handlung am titelprägenden Ort des Geschehens wieder. Soweit so gut, was darauf folgt ist allerdings genauso schnell auserzählt. Wer einen Teil des Conjuring-Franchise gesehen hat wird ab der Ankunft im Haus keine allzu großen Überraschungen mehr durchleben. Eine überbordende, nahezu erdrückend laute Soundkulisse soll in regelmäßigen – präziser ausgedrückt – in absehbaren Abständen für Schockmomente sorgen, nutzt sich aber schneller ab als ein in Dauerschleife erzählter Flachwitz.


Dabei müsste der Film sich dieser abgedroschenen Stilmittel gar nicht zwingend bedienen, verbirgt sich hinter all den übersteuerten Tönen eine prinzipiell interessante Grundidee, die die Thematik von „Schuld und Sühne“ aufgreift und sogar den ambitionierten Bogen zum Holocaust schlägt. Eine konsequente Erzählung entlang dieser Eckpunkte hätte zumindest dafür gesorgt, dass sich das Dargebotene nicht anfühlt wie eine der zahlreichen Fortsetzungen, die im Endeffekt niemand so wirklich braucht; wenn man die Filmstudios mit den in den Augen glimmenden Dollarzeichen ausklammert. Dave Randolph-Mayhem Davis in der Rolle des Totenwächters gibt sich allergrößte Mühe die dünne Handlung gewinnbringend zu schultern und ihr Tiefgang zu verleihen, abseits seiner glaubwürdigen Performance und vereinzelt kreativen Momenten ist dem Mittelmaß aber nicht zu entkommen. Dazu gesellen sich direkt zu Anfang noch zwei gröbere Logiklücken, die aus professioneller Sicht ebenso ärgerlich wie unnötig sind.

Fazit

„The Vigil – Die Totenwache“ ist als zweischneidiges Schwert zu betrachten. Mit seiner Kernthematik sorgt der Film für Gänsehaut, die Rahmenhandlung bringt erfahrene Zuschauer aber kaum um den Schlaf. Angesichts der vollmundigen Aussage des Regisseurs Keith Thomas, er wolle, sinngemäß, sein Publikum „zu Tode ängstigen“, ist das letztliche Produkt seiner Arbeit zu vorhersehbar und sorgt durch seine Lautstärke vorrangig für Klingeln in den Ohren. Um gewieften Horrorfans nachhaltig den Puls in die Höhe und die Hinterlassenschaften in die Unterhose zu treiben, braucht es deutlich mehr. Für ein Debüt ist der Film aber trotzdem ordentlich geworden.

Bewertung

5 von 10 Punkten

Bewertung: 5 von 10.


Bilder: ©Wild Bunch GmbH