Nachdem „Exil“ 2018 bereits den Deutschen Drehbuchpreis erhalten hatte und auf dem Sundance Festival Premiere feierte, wurde der zweite Langfilm von Visar Morina bei der diesjährigen Berlinale in der Panorama Sektion vorgestellt. Abermals erzählt der Regisseur von Fremdartigkeit und Zugehörigkeit und taucht dabei in die Seele seines Protagonisten ein, um eine Psychogramm eines zweifelnden Mannes zu erstellen, der das Vertrauen in sich selbst und seine Heimat verliert.
von Madeleine Eger
Für Xhafer (Mišel Matičević) ist die Lage eindeutig, nicht erst, als er eine tote Ratte an der Tür zu seinem Haus vorfindet. Auf der Arbeit hat sich das Kollegium gegen ihn verschworen, sein Mobbingverdacht bestätigt sich immer wieder. Als Drahtzieher des Ganzen hat der aus dem Kosovo stammende Pharmaingenieur seinen Kollegen Urs (Rainer Bock) im Verdacht. Während seine Frau Nora (Sandra Hüller) noch versucht zu beschwichtigen und deeskalativ auf ihn einzuwirken, isoliert sich Xhafer zusehends und gerät in die Fänge einer Spirale aus Misstrauen und Entfremdung, die sich am Ende sogar auf das einst stabile Familienleben auswirkt.
„Exil“ bedient sich gekonnt ambivalenten, oft subtilen Bildern, um ein Portät einer weitreichenden Identitätskrise zu schnitzen, das den Zündstoff aus scheinbar simplen, alltäglichen Situationen schöpft und angesichts der angestoßenen Rassismusdebatte aktueller den je sind. Wie Xhafer wird der Zuschauer dabei auch vor die Frage gestellt, ob die eigene Persönlichkeit dabei vielleicht sogar vielmehr ins Gewicht fällt als die Herkunft. In den Hauptrollen des dramatischen Psychothrillers, der noch lange nach dem Verlassen des Kinos nachwirkt, brillieren dabei Mišel Matičević , sowie Sandra Hüller. Beide beweisen einmal mehr, dass der deutsche Film beeindruckend vielschichtig, atmosphärisch dicht, unerbittlich und kraftvoll sein kann. „Exil“ bewegt und sei jedem dringlich ans Herz gelegt, der die Herausforderung eines schonungslosen Identitätsdramas sucht.
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Bild: Universal Pictures International Germany GmbH