Afghanistan, 2009, der US-Außenposten Keating, umgeben von Bergen und bis auf die Zähne bewaffneten Taliban, die die amerikanischen Soldaten aus ihrem Land haben wollen: Für die dort Stationierten nicht mehr als ein vorgefertigtes Grab, denn täglich greifen die islamistischen Kämpfer den in einem Talkessel gelegenen Stützpunkt aus dem Hinterhalt in den Bergen an. Als es schließlich zu einer orchestrierten Attacke von hunderten kommt, beginnt für die 54 US-Soldaten vor Ort ein Wettlauf gegen die Zeit und um Leben und Tod: Die Unterstützung aus der Luft lässt auf sich warten, und zwölf Stunden ringen sie in einem schier endlosen Gefecht ums Überleben, angeführt von Clint Romesha (Scott Eastwood) und Ty Carter (Caleb Landry Jones).

von Christian Klosz

Wieder ein Kriegsfilm? Das hat man doch schon hunderte Male gesehen„, mag man angesichts des allzu bekannt klingenden Plots denken. Und tatsächlich, „The Outpost“ ist beileibe nicht der erste Film, der sich dem Thema widmet, aber doch einer der ersten, der seinen Fokus auf den Afghanistan-Krieg legt. Und einer von nicht allzu vielen, der durch seinen innovativen und erfrischenden Zugang beinahe auf ganzer Linie überzeugen kann: Zuallererst liegt das am vibrierenden und nervösen Realismus, mit dem Regisseur Rod Lurie die Stimmung vor Ort, die Interaktion unter den Soldaten und nicht zuletzt das beinahe 45-minütige, finale Gefecht einfängt.

Hinzu kommt eine technische Virtuosität, die nicht wie etwa in „1917“ zum reinen Gimmick oder Mittel zum Zweck verkommt, sondern immer der Dramaturgie dient und ein Gefühl von direkter Intimität vermittelt. Neben der herausragenden Inszenierung und den technischen Aspekten ist „The Outpost“ auch ein glaubwürdiges Porträt des tristen und trostlosen Soldatenlebens, das nicht zuletzt die Sinnlosigkeit von Krieg spürbar macht, der stets ein Schlachtfeld hinterlässt, physisch vor Ort und psychisch in den Soldaten, deren Seelenleben vom Grauen erschüttert wird. Lurie hütet sich vor plumpem Pathos und banaler Glorifizierung und setzt so den (gefallenen) US-Soldaten ein umso eindrücklicheres filmisches Denkmal.

Funktionieren kann all das aber nur, weil der Regisseur auf einen großartigen Cast zurückgreifen kann, der den Figuren Leben einhaucht: Hervorzuheben sind hier „Legolas“ Orlando Bloom in einer äußerst ungewöhnlichen Rolle, Caleb Landry Jones als „sensibler“ Ty, der am meisten mit seinen Emotionen und seinen seelischen Wunden zu kämpfen hat, und allen voran Scott Eastwood (siehe Bild unten), der nicht nur seinem berühtem Vater Clint geradezu beängstigend ähnlich sieht (man achte auf die Mimik!), sondern als stoischer „Held alter Schule“ auch deutliche Anleihen an den Paraderollen der väterlichen Hollywood- und Italowestern-Ikone nimmt.

Fazit:

Eine positive Überraschung des Corona-bedingt an Höhepunkten armen Kinojahres: Ein erstklassig inszenierter und gespielter Antikriegsfilm, der die Gräuel „an der Front“ realitätsnah und emotional schlüssig vermitteln kann. Sehenswert. Ab 17.9. im Kino (Ö und D).

Bewertung:

Bewertung: 9 von 10.

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Bilder: (c) 2020 Telepool