Die drei Fragezeichen, TKKG, die Knickerbockerbande – oder „Stand by me“ und „Riverdale“: Coming of Age-Geschichten lassen und ließen sich immer schon vorzüglich mit Grusel, Horror- und Mysteryelementen verbinden, sei es als Buch, Film oder Serie. Den rezenten Retro-Trend, wiffe Jugendgangs wieder auf Rätselsuche zu schicken, greift auch der österreichische Filmemacher Daniel Prochaska auf, der in seinem Regiedebüt „Das schaurige Haus“ die Kärntner Provinzidylle ordentlich durcheinanderbringt. Der Jugend-Mystery-Horrorfilm feierte beim Slash Festival Ende September seine Weltpremiere und startet regulär am 30.10., pünktlich zu Halloween, in den Kinos.

von Christian Klosz

Alles beginnt damit, dass die alleinerziehende Sabine (Julia Koschitz) mit ihren beiden Söhnen Hendrik (León Orlandianyi) und dem kleinen Eddie (Benno Rosskopf) aus der (deutschen) Großstadt ins Kärntner Kaff an der slowenischen Grenze zieht, um in der naheliegenden Höhle Stalagmiten und Stalaktiten zu erforschen. Dem sechzehnjährigen Hendrik geht der Umzug ordentlich auf die Nerven, denn in Bad Eisenkappel gibt es nicht nur nichts, sondern nichtmal W-Lan. Als Eddie plötzlich schlafwandelt, nächtens seltsame Symbole an die Wand kritzelt und es in dem dorfbekannten Haus überhaupt zu spuken beginnt, ist der öde Sommer „gerettet“: Gemeinsam mit dem gerissenen und neunmalklugen Streber Fritz (Lars Bitterlich) und der süßen wie furchtlosen Ida (Marii Weichsler) macht sich Hendrik daran, das Geheimnis hinter dem schaurigen Spuk-Haus, hinter den Alpträumen und einem ungeklärten Mord zu lüften, der das Dorf seit Jahrzehnten beschäftigt.

Eins vorweg: „Das schaurige Haus“ ist ein Jugendfilm, richtet sich in erster Linie an ein Publikum zwischen 10 und 16 und ist deshalb nur bedingt mit anderen Filmen mit ähnlichem Sujet wie etwa „Summer of 84“ zu vergleichen. Gleichzeitig funktioniert der Film aber auch für Erwachsene, die sich von der Nostalgie erfassen lassen, die den Film umweht, und sich in ihr jugendliches Ich zurückversetzen, das an gruseligen Detektivgeschichten seine Freude hatte. Auch abgesehen davon hat „Das schaurige Haus“ einiges zu bieten: Eine spannende, gut konstruierte und erzählte Story etwa. Oder witzige Dialoge. Eine solide Inszenierung. Und einen schicken, eigens komponierten 80s-Soundtrack.

Besonders unterhaltsam und gelungen ist die Art und Weise, wie der erbarmungslose Culture Clash zwischen der deutschen Großstadtfamilie und dem Kärntner Lokalkolorit dargestellt wird. Durch die „multikulturelle“ Besetzung der Charaktere kann oder wird der Film auch bei unserem großen Nachbarn im Norden funktionieren, die zudem dem Exotismus fröhnen und sich an den Eigenarten unseres südlichsten Bundeslandes erfreuen, belustigen oder irritieren können.

Die Drehbuchautoren und der Regisseur zeigen großes Gespür für ihre jugendlichen Protagonisten (und deren Darsteller), indem sie ihre Perspektive bedingungslos ernst nehmen und ihren Figuren größten Respekt und empathisches Interesse entgegenbringen. Funktionieren kann das nur, weil auch die Jungdarsteller einen guten Job machen: Leon Orlandianyi als Hendrik spielt solide, Marii Weichsler in ihrer ersten Filmrolle überraschend souverän, aber das wirkliche Highlight des Films ist Lars Bitterlich als Fritz, der mit seiner verschrobenen Art für die meisten Lacher sorgt und besonders hohen Unterhaltungswert offenbart.

Fazit

Gelungenes Regie-Debüt in einem Genre, das man auch leicht in den Sand setzen kann: Ein Coming of Age-Horrorfilm, solide inszeniert, kurzweilig, unterhaltsam und witzig und sowohl für die jugendliche Zielgruppe, als auch für Erwachsene empfohlen. Denn clevere Jugendfilme, die ihre Protagonisten (und ihr Publikum) zu 100% ernst nehmen, gibt es nicht viele – und umso begrüßenswerter ist, dass dieser hier aus Österreich kommt.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

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Bilder: © Filmladen Filmverleih