Roter Teppich, dichtgedrängte Journalisten, ein wenig Glanz und Glamour und vor allem: viele gute Filme. Die Berlinale, das größte Publikums-Filmfest der Welt, ist normalerweise immer eine besondere Veranstaltung mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Doch natürlich kann die 71. Ausgabe des Festivals heuer nicht wie gewohnt stattfinden – aus bekannten Gründen; Volle Kinos, lange Schlangen und Gedränge am Potsdamer Platz sind aktuell nicht zu verantworten. Doch die Festivalleitung um den künstlerischen Direktor Carlo Chatrian resigniert nicht angesichts der Lage: Die 71. Berlinale wird als Festival in zwei Teilen stattfinden.

Der erste Teil wird vom 1. bis zum 5. März stattfinden. Nur wird der besondere Aspekt des Festivals wegfallen: Das Publikum. Die fünf Tage im März gehören der Branche. Kritiker und Presse bekommen das umfangreiche Angebot online zur Verfügung gestellt, darunter die 19 Wettbewerbsfilme. Dementsprechend werden auch im März schon die wichtigsten Preise verliehen, auch wenn die Edelmetall-Bären dann erst im Sommer übergeben werden sollen.

Der zweite Teil der 71. Berlinale wird nämlich im Juni stattfinden, ein genaues Datum ist noch nicht bekannt. Open Air-Kinos und Berliner Lichtspielhäuser mit entsprechendem Hygienekonzept werden dann die Filme zeigen. Dann wird das Festival auch für das Publikum geöffnet sein. Die Erfolge im März entscheiden aber teilweise mit darüber, welche Filme im Sommer gezeigt werden. Es ist also noch nicht klar, welche Filme schlussendlich auch dem Publikum serviert werden.

Doch auch abseits der Film-Vorführungen bietet die Berlinale dieses Jahr für die Branche wichtige Veranstaltungen. So wird es den erstmals rein digitalen European Film Market (EFM) geben, womit man „einen Impuls für den Neustart der internationalen Filmbranche geben“ wolle, wie EFM-Direktor Dennis Ruh im Tagesspiegel zitiert wird. Darüber hinaus soll es aber auch Talk-Veranstaltungen wie „Decolonising Cinema“ und einen „Director`s Talk“ geben, die aller Voraussicht nach auch dem Publikum zugänglich gemacht werden. Digital stattfinden wird auch ein weiterer wichtiger Aspekt des Festivals: Berlinale Talents. Dabei kommen 200 Nachwuchs-Filmschaffende aus 65 Ländern in Workshops und anderen Veranstaltungen unter dem Motto „Nicht nur streamen, sdreamen!“ zusammen.

Es bleibt also festzuhalten: Die 71. Berlinale wird ein anderes Festival. Medienvertreter und Filmschaffende erhalten im März schonmal einen ersten Blick auf Filme, die dem Publikum wohl erst im Juni vorgeführt werden. Dadurch fällt ein wichtiger Aspekt des Festivals weg. Dennoch kann man froh sein, dass sich die Filmbranche anpasst und nach wie vor neue Filme auf den Markt kommen. Die FilmPlusKritik-Redaktion freut sich schon sehr und wird natürlich im März über die interessantesten Festival-Neuerscheinungen berichten. (Marius Ochs)

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Titelbild: (c) Berlinale