Die Klimakrise ist das wichtigste Problem unserer Zeit. Filme wie „Mad Max“ oder „Interstellar“ greifen dieses Problem narrativ auf. Bei all diesen dystopischen Zukunftsentwürfen kommt man ins Grübeln. Die kreativen Köpfe unserer Zeit scheinen sich einig zu sein: Für den Planeten Erde gibt es keine Hoffnung mehr. Entweder wir verlassen sie und warten darauf, dass sie sich ohne den Menschen erholt (z.B. „Wall-E“) oder wir gehen an ihr zugrunde und fallen zurück in schlechtere, anarchische Wildwest-Zeiten (z.B. „Book of Eli“). Dieses deprimierende Narrativ hat auch bei der Berlinale 2021 einen Platz gefunden. „Tides“ von Tim Fehlbaum spielt in nicht allzu ferner Zukunft und zeigt die Welt, wie wir sie vielleicht zurücklassen werden.

von Marius Ochs

Einige Menschen konnten in ihren Raumschiffen von der überfluteten Erde fliehen. Auf einem fremden Planeten begannen sie ein neues Leben. Doch schnell wird klar, dass auch das die Menschheit nicht rettet. Die letzte Hoffnung: Eine Wiederbesiedelung der alten Erde. Nachdem eine erste Mission scheiterte, werden Tucker (Sope Dirisu) und Louise Blake (Nora Arnezeder) auf die Erde geschickt, um herauszufinden, ob dort wieder Leben möglich ist. Die Sonde stürzt beim Eintritt in die Atmosphäre jedoch ab und die beiden finden sich im postapokalyptischen Babylon wieder, in dem nicht nur Sprachverwirrung, sondern auch eine Rivalität zwischen verschiedenen Einwohner-Gruppen herrscht. Überraschung: Die Erdenbewohner sind nicht ausgestorben, sie haben sich angepasst.

Schnelle Schnitte, ein volles Sounddesign und ein wunderschön nasskaltes Set-Design machen „Tides“ zu einem handwerklichen Volltreffer. Das Szenario funktioniert, die Atmosphäre zieht in ihren Bann. Immerhin, denn der Film ist leider sonst ziemlich generisch und vorhersehbar. Die Spannung, die im ersten Drittel aufgebaut wird, verpufft relativ schnell in der vorhersehbaren Story. Die Kampf-Szenen bleiben hart und realistisch, aber eben auch zu kurz, um dem Film die Marke „Action-Kracher“ zu verpassen.

Aber auch auf thematischer Ebene will der Film nicht so recht funktionieren. Die uralten Konflikte zwischen Menschheit und Natur, Zivilisation und sogenannter Barbarei, Technologie und Natur spielen auch bei „Tides“ eine große Rolle. Doch er hat wenig Neues beizutragen, zeigt eher die altbekannten Schemata noch einmal auf eine etwas andere Art: Die Postapokalypse hält als Kulisse her, um dem Menschen klar zu machen, dass er selbst schuld ist an der Katastrophe und dass es nach ihm weitergehen wird.

Fazit:

Nach „Hell“ hat Tim Fehlbaum auch mit „Tides“ wieder eine postapokalyptische Welt geschaffen, in der das Kräfteverhältnis sich umkehrt und die Menschheit von der Natur Untertan gemacht wird. Hier sind eigentlich alle Bauteile eines großartigen Films vorhanden, aber trotzdem schafft er es nicht so mitzureisen, wie man es sich wünschen würde. Genre-Fans werden daran aber dennoch ihren Spaß haben.

Bewertung:

Bewertung: 7 von 10.

(70/100)

Bilder: © Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH